Ferdinand Maria Wendt wurde am 1. November 1839 im sächsischen Dresden geboren. Seine Eltern wirkten als Opernkräfte an verschiedenen deutschen Bühnen und verstarben bereits in Wendts Kindheit. Nach ihrem Tod wurde Wendt von seiner in Dresden lebenden Großmutter erzogen, die eine hochbegabte, aus einer alten französischen Adelsfamilie stammende Frau war. Der talentierte Junge besuchte bis 1856 das katholische Progymnasium, wo er eine besondere Förderung durch den bekannten Schriftsteller Franz Stolle erhielt, der damals als Direktor des Instituts tätig war. Nach dem Progymnasium und dem Tod der Großmutter trat Wendt in das katholische Lehrerseminar in Bautzen ein, das er zu Ostern 1860 abschließ. Auch in dieser Lehranstalt wurde Wendts dichterisches Talent von dem damaligen Direktor Josef Hofmann intellektuell unterstützt.
Wie bereits erwähnt, widmete sich Wendt schon während seiner Studien dem Schreiben von verschiedenen kleineren poetischen Arbeiten, die auch veröffentlicht wurden. Er unterbrach seine schriftstellerische Tätigkeit auch nicht, als er 1860 nach Leipzig übersiedelte, um dort an der katholischen Bürger- und Armenschule als Lehrer zu arbeiten. Im Jahre 1863 erschien Goldkörner, eine Sammlung von 1000 Sentenzen und Sinnsprüchen, und ein Jahr später publizierte er eine weitere Sammlung unter dem Titel Frisches Grün, die Lieder und Balladen beinhaltete.
Wendt erweckte mit seiner ersten Schrift die Aufmerksamkeit des späteren Schulinspektors Weber, der im weit entfernten Siebenbürgen lebte und arbeitete. Dieser Mann suchte den jungen Lehrer in Leipzig auf und legte ihm ein Angebot vor, an der Normal-Hauptschule in Hermannstadt (Sibiu), die dem damaligen Stadtpfarrer Weber unterstellt war, unterrichten zu können. Am 4. Juli 1865 heiratete Wendt die aus Bautzen stammende Clara Strohbach und beide zogen nach Hermannstadt. Wendt verbrachte in dieser Gemeinde fast sechs Jahre - das letzte Halbjahr wirkte er nicht mehr als Lehrer, sondern als Privatperson und hielt Vorlesungen über Ästhetik für Damen, wobei er sich damit einen besonderen Wirkungskreis schuf. Seit diesem Aufenthalt im Ausland interessierte sich Wendt für die Förderung der Frauenbildung und war sozusagen Anhänger der Frauensache. Er setzte sich für die Selbstständigkeit der Frau, ihre unabhängige soziale Stellung und ihre moralische und intellektuelle Aufwertung ein.
Nach dieser Lebensphase entschloss sich Wendt für die Weiterbildung in Form eines Universitätsstudiums. Aus diesem Grund kehrte er 1871 nach Leipzig zurück, um dort unter Drobisch, Ziller, Strümpell (mit diesem verband Wendt bald eine aufrichtige Freundschaft) und Masius Pädagogik, Ästhetik und Philosophie und unter Fechner (mit dem er über die Frauenpsyche diskutierte) Psychologie studieren zu können, wobei er hier sein Staatsexamen ablegte. Gleichzeitig widmete sich Wendt dem Studium der Physiologie der Nerven und Sinnesorgane, bei dem ihm Professor Wenzel behilflich war.
Während der Studien war Wendt als Schriftführer des wissenschaftlich-pädagogischen Praktikums tätig und bekleidete dabei fünf Semester als Präsident das Amt des akademisch-philosophischen Vereines. Im Rahmen dieser Tätigkeit setzte er eine Neuerung durch, dass an den Debatten und Vorträgen des Vereines auch Damen teilnehmen durften. Während der Unterstützung der Frauensache lernte er mehrere bedeutende Frauenrechtlerinnen aus Deutschland kennen, wie Louise Peters-Otto, Auguste Schmidt, Lina Morgenstern und Jenny Goldschmidt. Er nahm auch an den Deutschen Frauentagen teil, sowohl als Redner als auch als Schriftführer. Daneben unterrichtete er an dem Schmidt'schen Lehrerinnenseminar in Leipzig.
Die Früchte seiner Universitätsforschung sind in der Dissertationsarbeit Die Willensbildung vom psychologischen Standpunkte zu finden, mit der er in Jena den Titel Dr. phil. erwarb. Die Arbeit erschien erst im Jahre 1875. Nach dem Universitätsstudium war er kurze Zeit als Lehrer an der Realschule im sächsischen Schneeberg tätig und seit Dezember 1874 wirkte er fast dreißig Jahre mit großem Erfolg als Professor an der k. k. Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Troppau, wo er Pädagogik und Deutsch unterrichtete.
Wendt blieb auch während der Ausübung der Lehrprofession weiter als Schriftsteller tätig und widmete sich in seinen Schriften vorwiegend den Gebieten der Pädagogik und Psychologie. Er publizierte z. B. Repetitorium zur Geschichte der Pädagogik (1880), Die Seele des Weibes (1891), Das wahre Wesen der Gefühle (1894) oder Psychologische Pädagogik des Kindergartens (2. Auflage: 1903). Neben diesen wissenschaftlichen Publikationen gründete er im Jahre 1877 Die österreichische Lehrerinnen-Zeitung, die später unter dem veränderten Titel Die Mädchenschule veröffentlicht und von ihm bis 1883 geleitet wurde. Mit der Lehrerin, Schriftstellerin und Redakteurin Marianne Egg gründete er im Jahre 1889 die Zeitschrift Der Lehrerinnen-Wart. Nicht zuletzt sind noch einige seiner Jugendschriften und der Gedichtband Elisabeths-Rosen (1878) zu nennen.
Wendt hatte mit seiner Gattin Clara, die sich für alle seine Bestrebungen auf dem Gebiet der weiblichen Bildung lebhaft interessierte, drei Töchter - eine von diesen, Cäcilia Böhm, war eine berühmte Physikerin, die sich mit der Forschung der Radioaktivität beschäftigte. Der Pädogoge, Schriftsteller und unermüdliche Unterstützer der Frauenfrage Ferdinand Maria Wendt verstarb am 12. Oktober 1904 in Troppau nach schwerer Krankheit, kurz vor seinem 65. Geburtstag.
(Bearbeitet von Radek Flekal auf Grundlage der Sekundärliteratur)
Der Pädagoge, Schriftsteller und Förderer der Frauenbildung Ferdinand Maria Wendt (*1839) stammte aus Dresden und von Jugend an interessierte er sich für das Schreiben. Er arbeitete als Lehrer, später als Professor, und unterrichtete u. a. in Leipzig, im rumänischen Hermannstadt und schließlich in Troppau, wo er auch 1904 im Alter von 64 Jahren starb. Wendt verfasste verschiedene Texte, die sich von Gedichten, Liedern, Balladen (Frisches Grün, 1864) und Jugendschriften bis zu pädagogischen (z. B. Repetitorium zur Geschichte der Pädagogik, 1880) und psychologischen Studien (z. B. Die Seele des Weibes, 1891) ausdehnen. Er war ein eifriger Anhänger der Frauensache und kannte mehrere führende Frauenrechtlerinnen seiner Zeit. Daneben gründete er 1877 Die österreichische Lehrerinnen-Zeitung (später unter dem Titel Die Mädchenschule veröffentlicht) und 1889 die Zeitschrift Der Lehrerinnen-Wart (zusammen mit Marianne Egg). Mit seiner Gattin Clara hatte er drei Töchter, wobei eine von ihnen - Cäcilia Böhm - eine berühmte Physikerin auf dem Gebiet der Radioaktivität wurde.