Julie Florentine Menzel wurde am 8. Januar 1790 im schlesischen Freistadt geboren. Ihr Vater Christian Friedrich Menzel wirkte als Akzise-Inspektor und ihre Mutter Sophie Christine war Tochter des Hof- und Kriminalrates Fülleborn in Glogau und Schwester des Professors Georg Gustav Fülleborn. Bereits mit sechs Monaten verlor Julie ihren Vater. In der Schule wurde sie streng und durch Entbehrungen aller Art erzogen, was ihr späteres Leben bedeutend beeinflusste. Schon im jungen Alter führte sie einen schmerzlichen Kampf mit den äußeren Verhältnissen. Sie sehnte sich nach einem unnennbaren Etwas und pflegte oftmals in die Natur zu fliehen.
Die lernbegierige Julie fand die erste geistige Nahrung in den Zeitschriften Der Kinderfreund von Christian Felix Weiße (1726-1804) und in anderen ähnlichen Jugendschriften. Sie musste sich jedoch ihre Lektüre mit weiblichen Handarbeiten verdienen. Sie besuchte die allgemeine Unterrichtsanstalt für Mädchen aller Stände und litt unter dem Unterricht dort. Sie musste mit anderen Mädchen in der überfüllten Klasse stundenlang veraltete Übungen zum Buchstabieren machen, was ihr als Gefängnis erschien, und der mürrische Lehrer, der jede freie Äußerung nachdrücklich bestrafte, verkörperte für sie einen Kerkermeister. Oftmals geriet sie deswegen in eine düstere Stimmung. Trotzdem gab es eine Tätigkeit, die ihr in diesem Alter Spaß machte - das Zeichnen. Bereits mit neun Jahren entwarf sie mit voller Begeisterung auf schlechtes Papier mit grobem Bleistift eine landschaftliche Komposition. Nach der Betrachtung ihrer Produkte verfiel sie jedoch nicht selten in weinende Klagen, weil sie glaubte, sie könnte als Mädchen nie Maler werden.
Als Julie elf Jahre alt war, entschied sich ihre Mutter, ihren bisherigen Wohnort nach Grünberg zu verlegen, wo sie zuvor gelebt hatte. Der Umzug beeinflusste das lebhafte Mädchen positiv, das sich plötzlich wie in einer anderen Welt fühlte. Julie wurde von der freundlichen Landschaft bezaubert und nahm den Ort als Paradies wahr. Schnell befreundete sie sich mit den hiesigen, gebildeten Familien und erhielt dadurch viele neue Unterhaltungsmöglichkeiten, die frischen Wind in ihr Leben brachten. Sie wurde vom Superintendenten Schwarzer unterrichtet, einem Freund ihres verstorbenen Vaters, so dass sie nicht mehr die strenge allgemeine Elementarschule besuchen musste. Obwohl sich der Unterricht von dem vorherigen in Freistadt deutlich unterschied, wurde die Wissbegierde von Julie nicht völlig befriedigt. Nach ihrer Konfirmation wurde Julie von einer verwandten mütterlichen Freundin unterstützt, die mit ermunternden Worten in dem jungen Mädchen allmählich eine Zuneigung zur Dichtkunst erweckte. Bald darauf las Julie die Schillerschen Liedern, in denen ihre tiefsten Leidensgefühle zum Ausdruck gebracht wurden.
Im Frühjahr 1808 übersiedelte Julie nach Dresden, um dort die Kinder einer ihr bekannten Dame zu erziehen. Nach zwei Jahren kehrte sie zu ihrer Mutter zurück. 1811 lernte sie ihren zukünftigen Gatten, den sächsischen Leutnant Max von Großmann kennen und nach einem Jahr wurde sie mit ihm vermählt. Im Jahre 1816 entschied sich das Paar, auf Anraten des Bruders von Julie, des Konsistorial- und Schulrates Karl Adolf Menzel, nach Breslau umzuziehen, wohin dem Paar auch Julies Mutter folgte. Julie war mit der Rolle der Ehefrau und mit den Freuden und Sorgen des Familienlebens so beschäftigt, dass sie erst nach einigen Jahren, Erfahrungen und Ereignissen zur Dichtkunst zurückkehrte.
Im Jahre 1826 unternahm von Großmann mit ihrem Gatten eine Vergnügungsreise über das Riesengebirge und schrieb dabei Notizen in ihr Tagebuch. Nach der Heimkehr bemühte sie sich, diese Notizen für den Druck zu bearbeiten und sendete den angefertigten Text - Reise über das Riesengebirge - an die Redaktion der Wiener Zeitschrift. Ihr Text wurde angenommen und von Großmann wurde gleichzeitig dazu aufgefordert, weitere Beiträge zu verfassen. Im Jahre 1829 wurde in Berlin ihre Novelle Die Schleichhändler publiziert. In den nächsten Jahren veröffentlichte sie in der zeitgenössischen Presse (Wiener Zeitschrift, Der Gesellschafter, Die Abendzeitung, Originalien u. a.) verschiedene Erzählungen und Aufsätze - z. B. die Novelle Die Fürstenbraut (1830), die Reiseschrift Rückblicke auf eine Reise nach Polen (1836) oder die historische Erzählung Die Günstlinge (1843).
Nach den ersten literarischen Versuchen musste sich von Großmann mit dem Ableben ihrer Mutter im Jahre 1832 auseinandersetzen, was ihr äußeres und inneres Leben beeinflusste. Die traurigen Begebenheiten in ihrem Leben verursachten große Pausen in ihrem schriftstellerischen Treiben. Im Jahre 1836 kehrte sie wieder auf die literarische Bühne mit dem zweiteiligen Roman Das Haus Torelli zurück. Diesem Werk folgten 1837 weitere Schriften - Hazardspiele in Erzählungen und Prüfungen. Inzwischen widmete sie sich ebenfalls dem lyrischen Schaffen - im Jahre 1835 erschien in dem religiösen Taschenbuch Siona das Gedicht Glaube, Liebe, Hoffnung. Sie setzte ihre lyrischen Versuche fort und publizierte ihre Gedichte in den beliebtesten zeitgenössischen Zeitschriften. In den Gedichten, in denen sie das weibliche Gemüt ansprach, gestaltete von Großmann wahre Gefühle und Gedanken in einfach schönen Formen. Im Jahre 1839 wurden ihre Gedichte in einer Sammlung veröffentlicht.
Nachdem Julie von Großmann verwitwet war, zog sie nach Dresden um. Dort befreundete sie sich mit dem Schriftsteller, Dichter, Übersetzer und Publizist Theodor Hell (1775-1856), in dessen Dresdner Abend-Zeitung ihre lyrischen und prosaischen Beiträge veröffentlicht wurden. Sie verdankte ihm ebenfalls die persönliche Bekanntschaft mit der Schriftstellerin Agnes Franz (1794-1843). Nach dem vorzeitigen Tod von Franz verwaltete von Großmann ihren Nachlass, den sie auch später herausgab. 1845 verfasste von Großmann die Schrift Agnes Franz. Eine biographische Skizze.
In den 40er und 50er Jahren publizierte von Großmann eine große Menge von Erzählungen und Beiträgen, die entweder selbstständig oder in den zeitgenössischen Zeitungen, Taschenbüchern, Almanachen usw. herausgegeben wurden. Aus den umfangreicheren Schriften können wir die Sammlungen Aus Vorzeit und Neuzeit (1847), Kleine Romane (1853) oder Freud' und Leid: sechs einfache Geschichten (1858) erwähnen, die vorwiegend kürzere Romane und Erzählungen beinhalten. Die Schriftstellerin und Dichterin Julie Florentine von Großmann starb am 30. (nach anderen Angaben am 20.) Dezember 1860 in Dresden, im Alter von siebzig Jahren.
(Auf Basis der Sekundärliteratur bearbeitet von Radek Flekal)