Josef Benoni


Unvollendet
Geburtsdaten
23.08.1870
Landskron
Sterbedaten
10.02.1957
Gießen

Josef Benoni stammt aus einer alteingesessenen deutschen Familie in Landskron, Stammvater ist der aus Italien nach Chrudim eingewanderte Joanni Babtista Pennone, geb. 1666, dort gest. 1724. Später findet sich die Schreibweise Benony und Benoni.

In Landskron ist die Familie mit seinem Urenkel, dem dort 1760 geborenen Franz Benony und seiner Frau Katharina Arzt nachweisbar.

Die Taten des Großvaters Ignatius Bartholomäus Benoni (1792 – 1830), Sternwirt und konzessionierter Rauchfangkehrer, der sich Behördenwillkür und Militäranmaßung widersetzte, haben Josef zu seinen Schriften angeregt. Der Vater Josef Eduard Benoni (1819 – 1905) hatte in drei Ehen neun Kinder, war Hotelier, mehrfacher Hausbesitzer und Träger des Verdienstkreuzes der Krone.

Die Familienmitglieder betrachteten sich als Patrizier.

Dem Fünfjährigen starb die Mutter Anna, geb. Schwab, was sich in seiner Erzählung die Adelheid niederschlägt. Als er in Prag eine Lehre als Seidenwarenunternehmer absolvierte und die Handelsschule besuchte begeisterte er sich für das Theater und die Malerei, die sein kulturelles Leben fortan bestimmten. Er wurde Redakteur der Zeitung Landskroner deutsche Grenzwacht und sozial engagierter zweiter Bürgermeister von Landskron. Als Landskroner Textilkaufmann hatte er Geschäftsverbindungen bis in die entferntesten Winkel der k.u.k.-Monarchie. Der Verlust der Absatzgebiete nach 1918 bedeutete einen erheblichen Absatzverlust und Niedergang des Geschäftes. Von 1939 bis 1944 lebte er in Prag, wo er vom Verkauf seiner Bilder lebte.

1904 heiratete er die Landskronerin Berta Zorn. Berta war 1900 nach Amerika ausgewandert und hatte die Ehe mit ihm brieflich vereinbart. Der Ehe entsprangen die Kinder Margarete, Frau des schriftstellerisch tätigen Studienrates Hans Kamradek,  Benno Benoni-Dania, Verfasser von mutigen Denkschriften im Dritten Reich, und Otto Benoni, Künstler und Illustrator seines Schwagers Hans Kamradek.

Nach der Vertreibung aus Landskorn lebte er in Glauberg und in Burkhards in Hessen. Er starb am 10. 02.1957 in Gießen.

Dr. Rolf Kamradek, Schleswig

Werke

Dramen in gebundenem Versmaß:

Die Mönche von Hradisch,

ein romantisches , zeitgeschichtliches Trauerspiel in fünf Akten, 1935

Meier Helmbrecht,

eindeutsches historisches Bauerndrama in fünf Akten

Drahomira, die Herzogin von Prag,

ein dramatisches Gedicht in 6 Akten

 

Nicht erhalten und wahrscheinlich nicht mehr im Druck erschienen sind die Dramen

Michael Kohlhaas,

Die Zarin=Nonne,

Graf Hug von Egisheim

Der Spielberg

 

Lustspiele (nicht erhalten):

Der Pascha in Landskron aufgeführt

Frau Sorge

 

Romane

Haus Schärmer,

der Heimatroman erschien unter dem Pseudonym Benno Reichstätt vor 1918 in der „Reichenberger deutschen Volkszeitung“, später vom 23.3.1929 bis zum 24.5.1930 auch in der Zeitung „Landskroner Deutsche Grenzwacht“ unter dem richtigen Namen des Schriftstellers

Der Moserhof

Heimatroman, nicht erhalten, wahrscheinlich unvollendet

 

Erzählungen vor und nach 1900 niedergeschrieben:

Alt-Landskroner Geschichten:

Geschichten aus Gro0vaters Leben

Der starke Hannes

Der letzte Zopfträger von Michelsdorf

Vater Wendelin

Landskroner Kindertage

Der alte Auwa

Die erste Pfeife

Die weiße Hose

 

Die Oppolzeriade und andere ausgewählte Geschichten:

  1. a) Die Gräfinfin Czechanovska
  2. b) Die Reichsfreiin

Die Geschichte eines Idioten

Der Weg zur Unsterblichkeit

Das rote Gruseln

Der Säufer

Irrelevant

 

Bei aller Liebenswürdigkeit sind die Kleinstadtbürger in den Erzählungen immer auch böse. Gedankenlos richten sie das köstliche Original Oppolzer zu Grunde und als das Bürgertum gegen Ende des 1. Weltkrieges selbst in Not gerät, brechen Gleichgültigkeit und Selbstsucht offen aus und lassen dem Idioten Anton keine Chance.

Josef Benoni war selbst Teil dieses Bürgertums. In bunter Folge malt er mit Lausbubengeschichten, heiteren und sozialkritischen Erzählungen eine kleinen deutsch-böhmische Stadt vor einhundert Jahren, berichtet aber auch von wehrhaftem Verhalten gegenüber Obrigkeit und Militär in Geschichten aus Großvaters Tagen.

 

Nachhall in der Gegenwart:

2001 erschien eine gestraffte Auswahl der Erzählungen, bei Libri unter dem Titel

 

Josef Benoni Der Idiot von Landskron

bearbeitet von Rolf Kamradek

 

2014 erschien eine Übersetzung der Alt-Landkroner Geschichten ins Tschechische.

 

Josef Benoni, Pribehy ze starého Lanskounska,

übersetzt von Frantisek Hladik, herausgegeben und mit einem Nachwort von Zdenek Bauer.