Unvollendet

Lauterbach


Eine Wallfahrt in den Hinterputsch

Von Florian Tinz

Im Hinterpusch oder Hinterbusch, auch Tannwald genannt, gibt es eine Stelle, die vor etwa 150 Jahren ein Wallfahrtsort wurde. Es ist nur eine einfache Holzhütte geblieben, unter der ein Brünnlein abgeleitet ist. Diesem Wasser spricht man Heilwirkung zu.

Es ist ein idyllischer Platz in dem herrschaftlichen Walde zwischen Deutsch-Märzdorf, Wüstseibersdorf und Lauterbauch. In der offenen Hütte ist ein Altar errichtet, während die Wände innen und außen mit Marien- und anderen Heiligenbildern behängt sind, die aus Dankbarkeit gestiftet wurden. Zum Teil sind sehr alte Gemälde darunter. Vor der offenen Seite steht ein Kerzenstock und um ihn einige Bänke[.] Trotz dieser Einfachheit wurde in den früheren Jahren diese Stätte an Sonn- und Feiertagen stark besucht. Das ließ wohl seit 1939 nach, aber die Stätte geriet doch nicht ganz in Vergessenheit.

Der Hauptwallfahrtstag im Jahr war der 26. Juli, der Annentag. Die Wallfahrer kamen aus Hannsdorf, Deutsch-Märzdorf, Neudorf, Groß-Ullersdorf, Stollenhau, Wüstseibersdorf, Lauterbach, Ebersdorf, Platsch, Weigelsdorf, Neu-Ullersdorf, Elbe, Goldenstein und oft noch von weiter her. Man zog in Prozessionen zu Fuß, oftmals auch von Musik begleitet, zu der Hütte und nach dem Begehen der Kreuzwegstationen verrichtete man vor der Hütte die Andacht. An dem Kerzenstock vor der Hütte verkaufte ein altes Mütterchen Kerzen und zündete sie an. Jeder Wallfahrer nahm sich von dem Brünnlein eine Flasche voll Wasser mit nach Hause oder trank gleich an Ort und Stelle. Die vielen Besuchen ließen sich meist am Boden nieder und rasteten. Das beliebteste Geschenk war ein Rosenkranz aus Pfeffernüssen, den man sich um den Hals hing. In froher Stimmung wurde gegen Abend der Heimweg angetreten.

Die jetzigen Zustände in der Heimat werden wohl diesen Ort ganz in Vergessenheit geraten lassen, doch unter den Heimatvertriebenen wird die Erinnerung weiterleben. (Hobinka, Edgar/Diwisch, Karl: Hannsdorf. Heimat in Nordmähren. Quellenverlag Veronika Diwisch, Hanau 1981, S. 103–104.)

Altvaterland. Das obere Teßtal mit seinen Seitentälern, S. 304ff.

 


Autoren

Unvollendet
Karl Röttel

Geburtsdaten
13.07.1939
Hannsdorf

Werke

Sanierung der Kirche in Lauterbach -- Landkreis Mährisch-Schönberg