Zwi Batscha, der als Hans Batscha in einer jüdischen Familie in Olmütz zur Welt kam, wurde zweisprachig erzogen und genoss nach eigenen Worten „Früchte beider Kulturen“. Er identifizierte sich jedoch mit der deutschen Kultur, da sowohl sein Vater Dr. Bernhard Batscha als auch seine Mutter Dr. Irene Batscha, geborene Jokl, deutschsprachigen jüdischen Familien aus Mähren entstammten. In Erinnerungen Zwi Batschas war seine Geburtsstadt Olmütz durch ein friedliches Zusammenleben mehrerer Nationen und Religionen geprägt. Eine gemischte Gesellschaft schien bessere Voraussetzungen zur Toleranz gegenüber anderen Nationalitäten und Religionen zu bieten. Diese nationale Harmonie erwies sich aber als brüchig.
Das Münchner Abkommen wurde am Freitag, dem 29. September 1938, unterschrieben. Als Zwi Batscha am Montag, dem 2. Oktober 1938, wie üblich zur Schule ging, die auch seine Schwester besuchte und an der sein Vater unterrichtete, fand er kurz vor dem Unterricht an der Tafel in seiner Klasse die Aufschrift „Juden raus“! Er verließ das Deutsche Realgymnasium, später auch das Land.
Zwi Batscha gehörte zu jenen Juden, die ihr Judentum als Nationalität verstanden, die in der Ersten Tschechoslowakischen Republik auch offiziell akzeptiert wurde. Als Mitglied der zionistischen Jugendorganisation „Macabi Hacair“ wurde er für die Aussiedlung nach Palästina ausgewählt. Das Hauptkriterium für die Aussiedlung was das Alter zwischen 15 und 17 Jahren (Zwi Batscha war damals 16 Jahre alt). Nach langem Warten erhielten die jungen Leute die Ausreiseerlaubnis der Protektorats-Behörden und das Einreise-Visum von Großbritannien, unter deren Verwaltung damals Palästina stand. Die meisten seiner Verwandten sah Zwi Batscha nie mehr, da sie in Konzentrationslagern umgekommen waren.
Das Leben im Kibbuz bestimmte die eiserne Ordnung der alltäglichen Arbeit in der Landwirtschaft, die in der Gründerzeit des Staates Israel kaum belohnt wurde. Nach mehreren Jahren manueller Arbeit war Zwi Batscha in der Leitung der zionistischen Jugendbewegung (1942-1945) tätig, dann kehrte er in seine Heimat (1947-1949) zurück, um die Aussiedlung von Zionisten und Juden aus der Tschechoslowakei vorzubereiten, da bei vielen überlebenden Juden die Angst vor dem Umsturz und der Etablierung eines stalinistischen Regimes wuchs.
Seine Sehnsucht nach Bildung führte ihn dazu, dass er mit 38 Jahren das Studium der Philosophie und Geschichte an der Universität in Haifa aufgenommen hatte. Einige Jahre widmete er sich dem russischen Radikalismus und dem Agrar-Sozialismus, der in der Kibbuz-Bewegung eine große Rolle spielte, wechselte aber im Rahmen seines Aufenthaltes in Deutschland und in der Schweiz zu Kants Philosophie. Im Jahre 1968 promovierte er an der Universität in Frankfurt am Main über das Thema Gesellschaft und Staat in der politischen Philosophie Fichtes. Im nächsten Jahr wurde er Dozent an der Universität in Haifa, wo er ab 1984 den Lehrstuhl für politische Philosophie innehatte.
Die Grundlage seiner Forschung stellten Immanuel Kant und Johann Gottlieb Fichte dar, im breiteren Kontext auch die philosophischen Postulate der Aufklärung und das damit zusammenhängende Recht auf Widerstand und Revolution sowie die liberalen Prinzipien in der deutschen Gedankenwelt am Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Zwi Batscha wies auf die typische Dichotomie zwischen politischer Herrschaft und der Bemühung um die Aufklärung und Bildung hin. Er zeigte auf die ambivalente Beziehung Johann Gottlieb Fichtes zur Revolution, und machte auf den Widerspruch zwischen dem freien Individuum in der Theorie des Naturrechts und der organischen Einheit der Nation aufmerksam, die gegen den Universalismus der Aufklärung gerichtet war.
Dank des Studiums der Quellen fand er das bisher nicht bekannte Tagebuch von Johann Friedrich Abegg aus dem Jahre 1798, das er mit Hilfe von Abeggs Nachkommen herausgab. Zwi Batscha versuchte, die Postulate der Aufklärung nicht nur vom gegenwärtigen Standpunkt aus zu sehen, sondern stellte Fragen, mit denen die Aufklärer beschäftigt waren. Zum Beispiel: Können die Absichten der aufgeklärten Elite bei der nicht aufgeklärten Masse überhaupt positiv aufgenommen werden? In diesem Zusammenhang setzte er sich mit dem ehemaligen Barnabiten und Philosophen Karl Leonhard Reinhold (1758-1823) auseinander, einem bekannten Interpreten der Philosophie von Immanuel Kant. Zwi Batscha gab einige Texte von Reinhold heraus, die sich mit der Kirchenpolitik und der Aufklärung befassten, wobei er auf die Merkmale der philosophischen Lösungen hinwies, die noch heute aktuell sind. Mit der Aufklärung hängen auch andere Themen zusammen, die Batscha beschäftigten: das Problem der Religionsfreiheit und der Denkfreiheit, nicht zuletzt auch die widerspruchsvolle Beziehung der Aufklärung zur Revolution.
Im Zusammenhang mit der Aufklärung befasste sich Zwi Batscha mit der Persönlichkeit des jüdischen Philosophen Salomon Maimon (1754-1800), dessen Autobiographie aus dem Jahre 1792 er herausgab und kommentierte. Ebenso beschäftigte er sich mit dem schottischen Moralphilosophen Adam Ferguson (1724-1816), dessen Bemühung um die Überwindung der modernen Gesellschaft durch die Rückkehr zur antiken Polis er zusammen mit Hans Medick darlegte.
Sein Studienaufenthalt in der historischen Abteilung des Max-Planck-Instituts in Göttingen ermöglichte Zwi Batscha, sich mit der deutschen Popularphilosophie um 1800 zu befassen, die oft am Rande des Forschungsinteresses von Philosophen steht, weil sie wenig systematisch ist und sich eher auf konkrete Fragen des Lebens konzentriert. Zwi Batscha ging den politischen Ansichten der Popularphilosophen nach, und analysierte ihr Verhältnis zur Französischen Revolution.
Was die Forschungsthemen der letzten Jahre anbelangt, scheint Zwi Batscha zu seinen Wurzeln zurückzukehren: Er beschäftigt sich mit der Philosophie von T. G. Masaryk und mit der Persönlichkeit Bohumil Lauschmans. (Zdeňka Stoklásková)