Der aus einem älteren rheinländischen Adelsgeschlecht stammende Franz Anton Maria Freiherr Nell von Nellenburg und Damenacker wurde am 17. Juni 1795 zu Brünn geboren. Sein Vater Raphael von Nell wurde 1821 als Vizepräsident des Prager Appellationsgerichtes in den Freiherrnstand erhoben. Nell erhielt an der Theresianischen Ritterakademie in Wien eine wissenschaftliche Ausbildung und im Jahre 1816 trat er als Praktikant bei dem Klagenfurter Kreisamt in den Staatsdienst ein. Im folgenden Jahr kam er zu der damaligen Comerz-Hofcommission in Wien, 1819 wurde er Hofkonzipist, 1823 Staatsratsoffizial, 1828 Hofsekretär bei der allgemeinen Hofkammer und 1835 wirklicher Hofrat bei derselben Hofstelle. Gleichzeitig erfolgte seine Ernennung zum Mitglied der Kommission zur Prüfung der Gebarung des Staatsschuldentilgungsfonds. In den Jahren 1835-1849 nahm Nell an allen wichtigen Aktionen der Postverwaltung teil und im Jahre 1847 initiierte er die erste deutsche Postkonferenz in Dresden, deren Vorsitzender er wurde. 1849 übersiedelte er als Direktor des Bundesfinanzdepartments sowie als einer der beiden Vertreter Österreichs in der Bundeszentralkommission nach Frankfurt am Main, wo er am 6. November 1852 infolge eines Schlaganfalles im Alter von 57 Jahren starb.
Am Anfang seiner literarischen Tätigkeit verfasste Nell feierliche Gedichte an bedeutende Persönlichkeiten - siehe Ode an Carl Phil. Fürsten v. Schwarzenberg (1814) und Gesang zur Weihe des Einklangs (1815). Gleichzeitig widmete er sich den Bereichen der Naturwissenschaft, Geschichte und Altertumskunde und bereits im Jahre 1815 nahm er an der Reihe Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst Joseph Hormayrs (1782-1848) teil. Im Jahrgang 1816 publizierte er eine Abhandlung über Meteore; in den Jahrgängen 1819 und 1820 schrieb er Aufsätze über den Dienst der Kabiren, infolgedessen er in einer Fehde mit dem österreichischen Historiker und Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall (1774-1856) geriet, der eine gegensätzliche Meinung vertrat. Als Ergebnis dieses Streites und eigene Äußerung zu der Problematik veröffentlichte Nell im Jahre 1820 die Schrift Baphomet mit dem Untertitel Aktenstücke zu dem durch des Herrn J. v. Hammer Mysterium baphometis revelatum wieder angeregten Prozesse gegen die Tempelherren; zur Ehrenrettung eines christlichen Ordens.
Nell betrat mit seinem literarischen Schaffen ebenfalls das dramatische und prosaische Feld: 1821 verfasste er die Tragödie Herostratos und 1825 wurde das dramatische Gedicht Atala veröffentlicht, dessen Stoff auf Chateubriand's gleichnamiger Novelle beruht. Aus den Prosawerken lassen sich zwei Bände nennen - Novellen (1823) und Nachtfalter (1825) - die insgesamt zehn Novellen beinhalten. Viele kleinere Arbeiten, Gedichte, Erzählungen und weitere Texte veröffentlichte Nell in den Zeitschriften Conversationsblatt und Ceres. Aus den in der Presse erschienenen Texten sind v. a. Fragmente eines großen Werkes Das gelehrte Bedlam zu nennen, das jedoch nie vollendet und herausgegeben wurde.
Nells wissenschaftliche Interessen lassen sich noch in einer von seinen früheren Schriften finden, die 1816 unter dem Titel Über die geognostischen Verhältnisse der Alpenkette in dem südlichen Theile der österreichischen Monarchie in den Erneuerten vaterländischen Blättern erschien. Weiterhin beschäftigte er sich mit der heilsamen Wirkung der Soda-Dämpfe für Lungenkrankheiten und die Ergebnisse wurden in den oben genannten Blättern veröffentlicht. Nells ästhetische Arbeiten und weitere Tragödien waren Teil seines Nachlasses, der in den Besitz seiner Familie überging und heute höchstwahrscheinlich nicht mehr vorhanden ist.
(Auf Basis der Sekundärliteratur bearbeitet von Radek Flekal)
Franz Anton Maria Freiherr Nell von Nellenburg und Damenacker (*1795) entstammte einer älteren rheinischen Adelsfamilie und wurde in Brünn geboren. Er absolvierte die Wiener Theresianische Ritterakademie und seit 1816 wirkte er in verschiedenen Funktionen im Staatsdienst, bis er 1835 zum Hofrat bei der allgemeinen Hofkammer in Wien wurde. 1847 initiierte er die erste deutsche Postkonferenz in Dresden und 1849 übersiedelte er beruflich nach Frankfurt am Main, wo er kurz darauf im Alter von 57 Jahren starb. Seine literarische Tätigkeit umfasst sowohl wissenschaftliche (die Abhandlung Baphomet, 1820), lyrische (Gesang zur Weihe des Einklangs, 1815) als auch dramatische (die Tragödie Herostratos, 1821) und prosaische (der Novellenband Nachtfalter, 1825) Werke.
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