Alfred Fuchs wurde in einer jüdischen Familie geboren, die jedoch nicht orthodox war, sondern assimiliert. Dank seiner Eltern beherrschte er Deutsch und Tschechisch auf muttersprachlichem Niveau. In der Familie seines Vaters sprach man normalerweise tschechisch, seine Mutter sprach allerdings in der Gesellschaft deutsch. Alfreds Vater wohnte als Kind auf dem Lande, später wurde er Bankfachmann. In Prag besuchte der junge Fuchs das Gymnasium auf den Königlichen Weinbergen und nach dem Abitur studierte er an der philosophischen Fakultät der Universität in Prag, wo er auch promovierte. Neben dem philosophischen Studium besuchte er Vorlesungen an der theologischen und juristischen Fakultät. Während seiner Studien beeinflussten ihn die Professoren T.G. Masaryk und František Kordač nachdrücklich, was Fuchs später in seinem autobiographischen Buch Oltář a rotačka (Altar und Rotationsdruck) erwähnte. Offiziell beendete er seine Universitätsausbildung im Jahr 1915, jedoch studierte er noch im Jahr 1920 als Stipendiat der tschechoslowakischen Regierung Soziologie in der französischen Stadt Straßburg.
Von Jugend an interessierte sich Fuchs für verschiedene Religionen und analysierte ihre Unterschiede. Er las katholische Schriften, untersuchte den Glauben an Gott und besuchte verschiedene Predigten in Kirchen unterschiedlicher Religionen. Mit 22 Jahren musste er als Soldat an dem Ersten Weltkrieg teilnehmen, aber aus Gesundheitsgründen konnte der die Kämpfe an der Front vermeiden und im Jahre 1918 wurde er aus dem Militärdienst entlassen.
Nach dem Ersten Weltkrieg unterrichtete er eine Zeit lang Deutsch an der staatlichen Gewerbeschule in Prag, aber schon nach kurzer Zeit wurde ihm die Funktion des Sekretärs des tschechisch-jüdischen politischen Bundes zugeteilt. Es war die Zeit, als die Erste Tschechoslowakische Republik entstand. Man begann viel zu reisen, ökonomisch zusammenzuarbeiten und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern. Vor allem bemühte man sich die Beziehungen zwischen Juden und Tschechen zu regulieren. Nach kurzer Tätigkeit im Sekretariat sandte ihn der tschechisch-jüdische Bund nach Teschen, um als Vertreter des Bundes in der Plebiszitkommission zu wirken. Während seiner Zeit in Mähren gewann Fuchs zahlreiche Kontakte in der Politik, in Gewerkschaftsorganisationen und der Arbeiterbewegung, was ihn zum Beitritt in die Tschechoslowakische Sozialistische Partei bewegte. Aus Teschen übersiedelte er nach Mährisch Ostrau, wo er bis zum Jahr 1920 wohnte und an der Gewerbeschule unterrichtete.
Aus Mähren kehrte er nach Prag zurück, wo er weiterhin in der sozialistischen Sphäre aktiv war. Er wurde zum Chefredakteur der sozialistischen Zeitung Pondělník Českého slova (Montagsblatt des Tschechischen Wortes) und zum Lehrer an der sozialistischen Arbeiterschule. Im Jahr 1921 nahm er die Arbeit als Redakteur in der Presseabteilung des Präsidiums der tschechoslowakischen Regierung auf, und nach ein paar Jahren wurde er zum Präsidenten des Gewerkschaftsrates. Im Jahr 1921 geschah in seinem Leben ein klarer Bruch. Er ließ sich taufen, was nicht nur mit der Veränderung seines Glaubens zusammenhing, sondern auch mit der Veränderung seines politischen Bekenntnisses. Der Übertritt zum Katholizismus ermöglichte ihm, aus der sozialistischen Partei auszutreten und der tschechoslowakischen Volkspartei beizutreten. In der Öffentlichkeit blieb das nicht unkommentiert. Nach seinem offiziellen Übertritt von der sozialistischen Presse zur katholischen wurden gegen ihn viele heftige Kampagnen geführt, die auf seine Zweigleisigkeit zielten. Im Jahr 1923 trat er offiziell der tschechoslowakischen Volkspartei bei. Sein Eintritt eröffnete ihm die Möglichkeit, eine diplomatische Reise nach Rom zu unternehmen und in den Diensten des Präsidenten T.G. Masaryk zu stehen.
Nach seiner Rückkehr widmete er sich aktiv der Publizistik und Literatur. Im Jahr 1925 erhilet er die Position des Chefredakteurs in der Tageszeitung Prager Abendblatt. Seit dem Jahr 1928 wurde er zum Mitglied der Gruppe Pátečníci (die Freitagsrunde), deren Mitglieder sich regelmäßig am Freitag in der Villa der Brüder Čapek trafen, um über politische und literarische Neuigkeiten zu diskutierten. Im gleichen Jahr begann er, in den Zeitungen Přítomnost (Gegenwart) und Pestrý týden (Bunte Woche) zu publizieren.
Neben einer Menge von Zeitungsartikeln gab er auch viele eigene Bücher heraus. In seinen Büchern beschäftigte er sich vor allem mit politischen und religiösen Themen. In seiner ersten Schrift (Zur jüdischen Frage) aus dem Jahre 1909 brachte er die jüdische Frage zum Gespräch. Mehr als zehn Jahre später ließ er das patriotische Werk O národnosti a vlastenectví (1922, Zum Volkstum und Patriotismus) veröffentlichen. Nach seiner Taufe schrieb er ein Buch über die Vereinigung der Kirche - Sjednocení církví (Vereinigung der Kirchen). Die anderen politischen Bücher, die noch vor dem Jahr 1930 publiziert wurden, hießen Náboženství a politika (1925, Religion und Politik), Dnešní myšlenková krise (1926, Gegenwärtige Gedankenkrise) und Paneuropa či eurasie? (1927, Paneuropa oder Eurasien?).
Im Jahre 1930 veröffentlichte er auf einen Schlag drei Werke. Im Werk Novější papežská politika (Neuere Papstpolitik) beschrieb er seine Reise nach Rom und äußerte sich zu den Funktionsweisen des dortigen Rechtes. Im Werk Autorita (Autorität) befasste er sich mit der Definition der Autorität aus soziologischer, politischer und psychologischer Sicht. Fuchs war überzeugt, dass der Staat dem Moralrecht unterliegen muss. In dem autobiographischen Roman Oltář a rotačka (Altar und Rotationsdruck) schilderte Fuchs sein Leben von der Kindheit bis zu seiner Taufe.
Ein Jahr später gab er das Buch Zákulisí novin: psychologie novinářského povolání (Hinter den Kulissen der Presse: Psychologie des journalistischen Berufs) heraus und auf Wunsch von Karel Čapek schrieb er O deseti svatých (Von zehn Heiligen), in dem er die Heiligen klassifizierte. Im Jahr 1932 wurde seine Schrift Chytrost či moudrost v politice (Klugheit oder Weisheit in der Politik) veröffentlicht. In diesem Buch verwies er ebenfalls wie im Buch Autorita auf Gewalt in der Politik und Missbrauch der Macht. Zwei Jahre später publizierte er eine weitere religiös-politische Schrift Deset katolických politiků a diplomatů (Zehn katholische Politiker und Diplomaten). Die religiöse Toleranz behandelte er im Buch Svatý Bernard z Clairvaux (1935, Der heilige Bernhard von Clairvaux), in dem er unter anderem den Lebenslauf des mittelalterlichen Theologen, Philosophen und Mystikers Bernhard von Clairvaux schilderte.
In der Zeit, als die internationalen Beziehungen angespannt waren, schrieb Fuch sein scharf antinazistisches Buch Kurs křesťanské státovědy (Kurs der christlichen Staatswissenschaft), das man noch eine Weile nach der Okkupation verkaufte. Jaroslav Goldman, dessen Verlag das Buch herausgab, wurde in Auschwitz zu Tode gefoltert. Im anderen fast provokativen Buch Propaganda v demokracii a v diktaturách (Propaganda in der Demokratie und Diktaturen) analysierte Fuchs die Propaganda und Diktaturen in Deutschland, Russland und Italien. Zusätzlich definierte er die nazistische Propaganda und ihr System, das sich auf Schlagwörter, Symbole, Filme, Literatur, Feiern und Kunst stützte.
Die Mehrheit von Fuchs‘ Publikationen bildeten jedoch Rezensionen und Übersetzungen. Fuchs übersetzte nicht nur ganze Bücher, sondern auch einzelne Gedichte, Hymnen und Gebete, die er in verschiedenen Zeitungen publizierte. Die Themen der übersetzten Gedichte waren wieder mit dem Glauben und der Politik verbunden. Er übersetzte vor allem aus dem Deutschen, aber auch aus dem Hebräischen und Lateinischen.
Als Übersetzter war er vor allem für die Übersetzungen der Gedichte des größten deutschen Romantikers und meist zensierten Dichters Heinrich Heine bekannt. Heines Gedichte publizierte Fuchs in der Zeitung Stopa (Fußspur). Es wurde sogar eine spezielle Nummer herausgegeben, die nur Heines Gedichte enthielt. Es befanden sich hier neun Gedichte aus dem Buch Letzte Gedichte, die bisher nicht übersetzt wurden. Es handelte sich um Gedichte: Die Audienz (Audience), Die Wahlesel (Volební osli), Der tugendhafte Hund (Ctnostný pes), Himmelfahrt (Nanebevstoupení), Die Wanderratten (Stěhovavé krysy), König Langohr I. (Král Dlouhouch I.), Die Launen der Verliebten (Rozmluvy zamilovaných), Das Sklavenschiff (Loď otroků) und Der Philanthrop (Lidumil). In weiteren Nummern konnte man noch Erinnerung an Hammonia (Vzpomínka z Hammonie), Jammertal (Slzavé údolí) und Die Menge tut es (Množství to dělá) finden.
Für die Zeitung Kalendář (Kalender) übersetzte Fuchs bereits seit dem Jahr 1910, also in der Zeit, als er noch nicht getauft wurde. Alle Gedichte, die er hier publizierte, haben vorwiegend jüdische Themen. Aus dem Hebräischen dichtete er das Gedicht Schabbathymnus (Pozdrav sabatu) von dem spanisch-jüdischen Dichter und Philosophen Jehuda ha-Levi und die hebräischen Hymne von Rabbi Salomon Alcavez/Schlomo Alkabez Lecho dodi (Spěš, milý ...) nach. Aus dem Deutschen übersetzte er Gebet um Reinheit (Modlitba za čistotu) von Franz Werfel und die Gedichte Sulamith, Karma, Das Lied des Gesalbten (Píseň pomazaného) von der deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler.
Im Jahr 1910 dichtete er das epische Fragment Bimini (Bimini) von Heinrich Heine nach. Ein Jahr später erschien das Werk Hebräische Melodien (Hebrejské melodie), in dem sich die Gedichte Prinzessin Sabbat (Princezna Sabat), Jehuda ben Halevy (Jehuda ben Halevy) und Disputation (Disputace) von Heinrich Heine befanden. Im Jahr 1912 widmete er sich dem bekanntesten deutschen Dichter und Dramatiker J. W. Goethe, dessen Werk Balladen (Ballady) er ins Tschechische übersetzte. Von dem jüdischen Schriftsteller des Prager Kreises Max Brod übersetzte er im Jahre 1923 den Roman Franzi oder Eine Liebe zweiten Ranges (Franci čili Láska druhého řádu: Pražský román) und ein Jahr später Brods biographisches Buch über den mährischen Komponisten Leoš Janáček: Leben und Werk (Leoš Janáček: Život a dílo). Im Jahre 1925 ließ er den Gedichtzyklus Marianische Hymnen (Mariánské hymny), der in zwei Teilen herausgegeben wurde, veröffentlichen. Es handelte sich um eine Übersetzung der Sammlung christlicher Gebete. Eine spezielle Übersetzung war das Festschauspiel Die Mutter der Legionärs (Matka legionářova) vom österreichischen Philosophen, Psychologen und Dramatiker Christian von Ehrenfels, das anlässlich des 75. Geburtstags von T.G. Masaryk gespielt wurde.
Alfred Fuchs behandelte in seinen Werken die Macht, erklärte den Begriff der Propaganda und kritisierte öffentlich den Nazismus. Kurz gesagt, „er hielt seine Zunge nie im Zaum“, was ihm in der Zeit der nazistischen Ideologie zum Verhängnis wurde. Wie er selbst ahnte, wurde er gleich nach der deutschen Okkupation von der Gestapo überwacht. Im Jahr 1940 wurde er verhaftet. Nach zwei Monaten schickte man ihn nach Theresienstadt, nach kurzer Zeit wurde er ins Konzentrationslager Dachau transportiert. Dort wurde er als Person bezeichnet, deren Überleben unerwünscht ist. Im Lager wurde er gleich nach der Ankunft von den anderen Gefangenen isoliert und in die Strafkompagnie eingeordnet. Sein Platz befand sich im Haus N. 15. zwischen den anderen Tschechen, Juden und den sogenannten Mischlingen. Fuchs diente wegen seines jüdischen Ursprungs und katholischen Glaubens der Belustigung der SS-Männer. Einmal wurde ihm befohlen, den Hitlergruß zu leisten. Statt „Heil Hitler“ rief Fuchs „Heil Jesus Kristus“. Dafür wurde er hart bestraft und fast zu Tode gefoltert. Letztendlich brachte man ihn ins Krankenhaus, wo er am 16. Februar 1941 starb.
(Bearbeitet nach der Bachelorarbeit Die Autoren der deutschmährischen Literatur als Übersetzer von Kristýna Stupková)