Hans Lebert wurde am 9. Jänner 1919 in Wien geboren. Er war schon von Anfang an für das künstlerische Leben prädestiniert, denn er war ein Neffe von Alban Berg, dem österreichischen Komponisten der Zweiten Wiener Schule. In einigen Quellen steht sogar, dass er angeblich auch ein Enkel Kaiser Franz Josephs war. Ab 1936 erhielt er eine Ausbildung als Opernsänger (Tenor) und ab 1938 war er an verschiedenen deutschen und österreichischen Bühnen tätig, vorwiegend in Opern von Wagner.
1941 wurde er wegen Wehrkraftzersetzung angeklagt, weil er die Einberufung in die deutsche Wehrmacht ignoriert hatte. Er entging der Bestrafung nur durch die Vortäuschung einer Erkrankung an Schizophrenie. Während des Krieges musste er sich in den steirischen Bergen verstecken, in Trahütten. Die Tatsache, dass er in den letzten Kriegsjahren im österreichischen Widerstand aktiv war, unterstützte seinen antifaschistischen Charakter, der in einigen seiner Werke stark zu spüren ist.
Für kurze Zeit wohnte er auch in Olmütz, wo er im Deutschen Theater (Spielzeit 1943/44 - heute Mährisches Theater) angestellt war. Hier lernte er seine zukünftige Frau, Schauspielerin Anette Schön (1922-1974), kennen. Sie war die älteste Schwester von Wolfgang Schön (*1937), der später zu einem bekannten Theaterregisseur und -schauspieler wurde. Nachdem der Krieg beendet war, zog Anette mit ihrer Familie nach Graz zu Lebert und am 6. August 1946 wurden sie verheiratet.
Nach Kriegsende setzte Lebert noch ein paar Jahre seine Karriere als Opernsänger fort, bis zum Jahre 1950, als er sich von der Bühne endgültig zurückzog. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg markiert für ihn eine neue Lebensphase, denn er begann seine ersten literarischen Arbeiten zu schreiben, die auch zu dieser Zeit veröffentlicht wurden. Zu seinen ersten Werken gehören Dramen wie Das Lied vom Seemann (1946) oder Nebel (1947). In der ersten Hälfte der 1950er Jahre erschienen die Erzählungen Ausfahrt (1952) und Das Schiff im Gebirge (1955) sowie auch Gedichte unter dem Titel Metamorphosen (1954). Im Jahre 1956 zog er endgültig nach Baden bei Wien um, wo er schon nach dem Krieg mehr oder weniger zurückgezogen gelebt hatte.
Doch erst fünfzehn Jahre nach Kriegsende erblickte sein Hauptwerk und auch sein erster Roman, Die Wolfshaut (1960), das Licht der Welt. Es handelt sich um einen der bekanntesten Antiheimatromane. Die Geschichte, die sich in einem verschlafenen Dorf namens Schweigen abspielt, erzählt von höchst seltsamen Todesfällen, die mit einem verschwiegenen Kriegsverbrechen zusammenhängen, dessen Täter "aus dem Jenseits" nacheinander bestraft werden. Die unfreundliche Landschaft und die moralisch verdorbenen Figuren verstärken noch den kritischen Ton dieses Werkes, in dem sich der Autor scharf gegen die Nachkriegsgesellschaft und -verhältnisse äußert. Bedauerlicherweise musste Leberts Meisterwerk mehr als drei Jahrzehnte auf seine Wiederentdeckung und völlige Anerkennung warten. Man könnte wortspielerisch konstatieren: Als ob sich der Name des Ortes – Schweigen –, an dem sich die Geschichte des Romans abspielt, auf die damalige Rezeption ausgedehnt hätte.
Auf den nächsten Roman musste das Publikum elf Jahre lang warten. Der Feuerkreis (1971) erfüllte leider nicht die Erwartungen und wurde seitens der Kritiker negativ bewertet. Leberts zweiter Roman wurde stark durch Wagners Ring der Nibelungen beeinflusst, was ihm aber eher Kritik als Anerkennung brachte. Nach diesem Misserfolg hörte er auf zu schreiben. Im nächsten Jahr erschien noch sein Hörspiel Die schmutzige Schwester (1972).
Wie schon erwähnt, fand Die Wolfshaut erst in den 1990er Jahren Anerkennung. 1991 wurde die Neuauflage des Romans herausgegeben und ein Jahr danach wurde dem schon sehr kranken Schriftsteller der Franz-Grillparzer-Preis verliehen. Die verspätete Würdigung seines literarischen Werks nahm er eher mit Skepsis auf und er distanzierte sich von den jüngeren Autoren (u. a. Elfriede Jelinek), die ihn eben erst entdeckt und gelobt hatten.
Hans Lebert verstarb am 20. August 1993 in Baden bei Wien, wo er ungefähr die Hälfte seines Lebens verbracht hatte. Neben seiner Karriere als Opernsänger und Schriftsteller wurde er auch als Maler ausgebildet, was zeigt, dass er ein vielfältig begabter Künstler war. Neben dem Franz-Grillparzer-Preis bekam er noch andere Auszeichnungen, u. a. den Förderpreis des Österreichischen Staatspreises für Romane (1962) und den Preis der Stadt Wien für Dichtkunst (1973). 1995 erschienen noch post mortem seine Erzählungen unter dem Titel Das weiße Gesicht. (Radek Flekal)