Sidonie Grünwald-Zerkovitz
„Sidonie Grünwald-Zerkowitz hat in Wien eine Zeit lang durch auffällige Kleidung […] berechtigtes Aufsehen hervorgerufen“, beschreibt Karl Kraus die Schriftstellerin. Aufsehen erregte die Schriftstellerin aber auch durch ihre für die damalige Zeit offen naturalistische Darstellung von Erotik in ihren Gedichten, was dazu führte, dass Die Lieder der Mormonin und Das Gretchen von heute durch die Zensur im österreichischen Kaiserreich verboten wurden.
Geboren wurde Sidonie Zerkowitz am 7. 2.1852 in in Tobitschau, dem heutigen Tovačov. Bereits als 15-Jährige arbeite sie als Lehrerin für Ungarisch in Budapest. 1874 kam sie nach München, um sich dort als Schauspielerin ausbilden zu lassen. Dort lernte sie den griechischen Adeligen Nikolo Kolokotronis kennen, den sie nach einigen Wochen in Venedig heiratete, um ihm anschließend nach Athen zu folgen. Die Ehe wurde jedoch bald geschieden.
1877 heiratete Sidonie Zerkowitz den Wiener Kaufmann und Fabrikanten Leopold Grünwald An Selbständigkeit gewöhnt, mit dem sie bis zu dessen Tod 1891 verheiratet blieb. 1890 eröffnete sie dann in Wien eine Schule für englische und französische Sprache. Nachdem bereits Zeitung in Budapest von ihr verfasste ungarische Gedichte und Erzählungen abgedruckt hatten, gab sie in Wien, wo sie lebte, ab 1890 die Modezeitung La Mode als Übersetzung der französischen La Mode heraus. Auch für die Zeitschrift Bühne und Welt schrieb sie Beiträge. Sie starb am 12. Juni 1907 im böhmischen Kurort Karlsbad.
Von ihren Werken erwies sich ihr Erstling Die Lieder der Mormonin als besonders erfolgreich. 1889 erschien ihr nächstes Buch Die Mode in der Frauenkleidung. 1890 folgt die erotische Dichtung Das Gretchen von heute. Daran schließen sich 1899 die Erzählungen Achmeds Ehe an. Wohl vor allem der Unterrichtspraxis diente ihr Lehrbuch der ungarischen Sprache für Pädagogik.
Wie fruchtbar die vielseitige Schriftstellerin war. verrät die Fülle der hinterlassenen Manuskripte. Zu diesen zählten drei Operetten und ein Musikdrama, zwei Dramen, zwei Schauspiele und zwei Tragödien und eine Komödie sowie ein Romanmanuskript.
Werke (Auszug):
Achmeds Ehe, E. Pierson's Verlag ,Dresden und Leipzig 1899
Die Lieder der Mormonin, Dürselen, Leipzig 1887
Doppelehen, Schmidt, Zürich 1900
Eheweh – eine häßliche Geschichte vom Alletag, Fischer, Wien 1906
Das Gretchen von heute, Schmidt, Zürich 1900
Die Mode in der Frauenkleidung, Szelinski, Wien 1889
Sidonie Grünwald-Zerkowitz wurde am 7.2.1852 in Tobitschau, dem heutigen Tovačov geboren und ist am 12.6.1907 in Karlsbad/Karlovy Vary gestorben. Sie lernte früh Fremdsprachen und trug zum Familieneinkommen bei. So legte sie nach einem zweijährigem Aufenthalt in Budapest die Prüfung als Lehrerin für Geschichte und Ungarisch ab. 1875 heiratete sie in Venedig den griechischen Adligen Nikolo Kolokotronis und zog mit ihm nach Athen. Nach kurzer Zeit ließ sie sich von ihm scheiden und heiratete 1877 den Wiener Fabrikanten Leopold Grünwald. Nach seinem Tod 1891 gründete und leitete sie in Wien eine Sprachschule für Englisch und Französisch.
Als Schriftstellerin schrieb sie Romane, Gedichte, aber auch Schauspiele und drei Operetten. Vieles davon ist bis heute unveröffentlicht. Ihre erotische Lyrik wurde von der österreichischen Zensur verboten. Sie gab außerdem die deutschsprachige Ausgabe der französischen Modezeitschrift La Mode heraus und thematisierte Fragen wie „Wie verheiratet man mitgiftlose Mädchen“.
Trotz ihrer Bekanntheit im Wien der Jahrhundertwende und ihrer literarischen Vielseitigkeit ist Sidonie Grünwald-Zerkowitz- heute als Schriftstellerin weitgehend vergessen.