Unvollendet

Reitendorf


Reitendorf liegt im Tal des Flusses Tess. Die acht Kilometer lange Gemeinde erstreckt sich von Mährisch-Schönberg bis nach Groß Ullersdorf.

Der Sage nach wurde Reitendorf von einem markomanischen Flüchtling mit dem Namen Reibod während der Völkerwanderung im 12. Jahrhundert gegründet. Erste schriftliche Erwähnung von der Gemeinde stammt allerdings aus dem Jahr 1392. Die Gemeinde stand unter Verwaltung von Landesherrn des Bezirkes Schönberg und Goldstein, die diese verschiedenen Adelsfamilien als Pfand gegeben haben. Darum befand sich Reitendorf zwischen den Jahren im Eigentum vieler Besitzer. Erwähnenswert sind vor allem die Grafen von Zierotin, unter deren Herrschaft es im 17. Jahrhundert zu einem erfolglosen Bauernaufstand kam, welcher mit Hinrichtung der Führer des Aufstandes endete. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde Reitendorf an den umfangreichen Hexenprozessen beteiligt. Infolge der inquisitorischen Eingriffe wurden auch 7 Frauen aus Reitendorf samt weiterer 49 Menschen verbrannt. An diese Opfer erinnert ein Bildstock aus dem Jahr 1678. Im 19. Jahrhundert hat die Industrie einen Aufschwung genommen. In dem Jahr 1829 wurde die Glashütte von Engelstal nach Reitendorf versetzt, der Betrieb wurde aber bald danach eingestellt. Erst mit dem neuen Besitzer Joseph Schreiber wurde der Betrieb stark erweitert. Schreiber lud Fachmänner aus Böhmen nach Reitendorf ein, wodurch er gleichzeitig das Fundament für die tschechische Minderheit in der Gemeinde legte. In der Nähe der Glashütte wurde in den 70er Jahren eine Schule errichtet, es wurde neue Kirche Mariä Himmelfahrt erbaut, später folgte noch Friedhof, Pfarrei und Gemeindehaus.

Nachdem die Sudetengebiete im Jahre 1938 abgetreten worden waren, blieben in der Gemeinde nur 65 Tschechen von den ursprünglichen 258. Kurz nach der Befreiung in 1945 kam es zum Einwohnerwechsel und sowohl ursprüngliche Bewohner als auch andere Tschechen aus den umliegenden Dörfern kehrten nach Reiterdorf zurück.

Die in Mährisch-Schönberg geborene Schriftstellerin Marie Knitschke hat sich mit örtlicher Geschichte beschäftigt. Neben den Hexenprozessen inspirierte sie auch die Geschichte der ursprünglichen Reitendorfer Kirche. In dem Schauspiel, welches den Namen Schwesternkirchen  trägt, erzählt Knitschke die Sage von zwei verfeindeten Schwestern, die einen und denselben Mann liebten. Um sich nicht über den Weg laufen zu müssen, ließ jede für sich eine Kirche bauen – Kirche St. Jakobus der Ältere in Reitendorf und Kirche St. Maria Magdalena in Petersdorf. Beide fast identisch aussehenden Kirchen wurden nur durch den Fluss Tess und knapp 200 Meter Entfernung getrennt. Keine ist jedoch bis heute erhalten. Die Petersdorfer brannte am Anfang des 20. Jahrhunderts nieder und die Reitensdorfer wurde wegen ihrer begrenzten Kapazität demoliert und durch die schon erwähnte Kirche Mariä Himmelfahrt ersetzt.

 


Autoren

Unvollendet
Marie Knitschke

Geburtsdaten
13.05.1857
Mährisch Schönberg

Sterbedaten
14.12.1940
Mährisch Schönberg