Zeitungen berichten, Marie Knitschke sei, abgesehen von ihren schriftstellerischen Fähigkeiten, eine Persönlichkeit von Format gewesen, eine gewandte Gesprächspartnerin mit erstaunlichem Gedächtnis, ihrem Wesen nach den Mitmenschen gegenüber hilfsbereit, wohlwollend und allen sozialen Vorbehalten abhold.
Marie Knitschke entstammte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und wurde als Marie Axmann am 3. Mai 1857 in Mährisch-Schönberg geboren, wo sie nach einem erfüllten Leben am 14. Dezember 1940 starb und auf dem dortigen Friedhof in einem Familiengrab beerdigt wurde.
Sie besuchte eine vierklassige Volksschule, die dem geistig regen Mädchen nur wenig bieten konnte. Deshalb nahm sie das Angebot einer befreundeten Familie in Olmütz an, sich dort im gesellschaftlichen Umgang weiterzubilden und Sprachen zu lernen. Nach Mährisch-Schönberg zurückgekehrt, heiratete sie mit 18 Jahren einen Bahnbeamten, der in der Aufführung der „Walpurgisnacht“ von Mendelssohn-Bartholdy mit einem Baritonsolo zu brillieren wusste und in dessen Stimme sich die erst Siebzehnjährige verliebt hatte. Der Ehe entsprossen zwei Söhne und eine Tochter, und die Familie wohnte im Haus der Eltern am Marktplatz. Nachdem sich Marie von ihrem Ehemann getrennt hatte und die Eltern gestorben waren, bestritt sie den Lebensunterhalt und die Ausbildung der Kinder als Klavier- und Gesangslehrerin. Zusätzlich engagierte sie sich ehrenamtlich im kulturellen Leben der Stadt – und außerdem schriftstellerisch. Es entstanden Gedichte, Erzählungen (auch in der Mundart ihrer Heimat), Märchen und mancherlei kleine Bühnenstücke, zumeist als Schwänke.
Vor allem während ihres Wirkens als Präsidentin des Schönberger Damenchores entstanden ihre Schwänke, überwiegend für weibliche Rollen. Genannt seien von 1891 Die Tante aus der Provinz, Johannistrieb, von 1893 Fräulein Doktor und die Szene Eine Neujahrsnacht, von 1894 Auf ungewöhnlichen Wegen und von 1895 Kuckuck, In die Falle gegangen sowie die Soloszene Am Telephon. Die leicht zu inszenierenden Bühnenstücke wurden häufig aufgeführt, auch in Deutschland. 1892 veröffentlichte Marie Knitschke Erlebtes und Erdachtes und widmete diese zwei Bändchen mit Gedichten und Erzählungen dem norwegischen Komponisten Edward Grieg.
Marie Knitschke blickte gern zurück in die Geschichte ihrer Heimat und entnahm diesen Studien weitere Stoffe für ihre Arbeit als Schriftstellerin. 1912 entstand das Versepos Agneta, die Hexe von Ullersdorf (Ullersdorf im Tal der Teß). Intensiv befasste sich Marie Knitschke mit der Zeit der Hexenprozesse gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Für das Werk Alt-Schönberg benützte sie die Originalprotokolle von der Einvernahme etwa des Schönberger Dechanten Christophorus Aloysius Lautner durch den Hexenrichter Boblig von Edelstadt und von der Konfrontation des Dechanten mit dem Ullersdorfer Kellermeister Hans Stubenvoll, der die Anklage vertrat. Übrigens wurde auch eine Ahnin der Maria Knitschke, Barbara Axmann, 1683 als Hexe verbrannt.
Aus der Heimatgeschichte stammt auch die Sage von den Schwesternkirchen, als Schauspiel gestaltet und dem Fürsten von und zu Liechtenstein gewidmet. Die Verfasserin präsentiert darin zwei verfeindete Schwestern, die sich so konsequent aus dem Weg gehen wollten, dass jede für sich eine Kirche bauen ließ: eine in Reitendorf und eine in Petersdorf.
Nach dem Ersten Weltkrieg verstärkte Marie Knitschke ihre Bemühungen in der Heimatforschung, sammelte Antiquitäten und perfektionierte ihr Wissen dazu, kümmerte sich um die originale Erhaltung der Teßtaler Tracht und sammelte Material für ein Wörterbuch der Teßtaler Mundart. Zur Kontaktpflege unterhielt sie eine „Wohnung der offenen Türen“, wo bedarfsweise sogar ein Zimmertheater eingerichtet wurde. Trotz zunehmenden Alters korrespondierte sie mit vielen Künstlern und Kollegen, mit Felix Dahn, Johannes Trojan, Gerhart Hauptmann, Peter Rosegger, Paul Ernst, mit Edward Grieg und Leo Slezak, Franz Defregger usw. Unter den Musikern verehrte sie neben Grieg vor allem Bruckner und Richard Wagner, dessen Bayreuther Festspiele sie regelmäßig besuchte.
Insgesamt kommt man in der Beurteilung ihrer Persönlichkeit zu dem Ergebnis, dass Marie Knitschke – als Bürgerin einer nordmährischen Kleinstadt „am Rande des Weltgeschehens“ – außerordentlich begabt und interessiert war und ihre geistigen Qualitäten einzusetzen verstand. Als Schriftstellerin hatte sie zweifellos nur einen Wirkungsbereich mit begrenztem Aktionsradius. Gewiss jedoch zählt sie zu jener großen Gruppe von Landsleuten, die durch ihre Art an literarischem Schaffen – nicht nach den Sternen greifend – ihre Heimat samt Umfeld bereichert haben. (Josef Walter König, Donauwörth)
Marie Knitschke stammte aus Mährisch Schönberg, wo sie die Volksschule besuchte. Für ihre Weiterbildung ging sie nach Olmütz. Sie heiratete früh und verdiente nach der Trennung von ihrem Ehemann ihren Lebensunterhalt für ihre drei Kinder als Klavier- und Gesangslehrerin sowie als Schriftstellerin. Sie engagierte sich im kulturellen Leben der Stadt Mährisch Schönberg und war auch als Heimatforscherin tätig. Zur Kontaktpflege unterhielt sie eine „Wohnung der offenen Tür“, wo gelegentlich sogar ein Zimmertheater eingerichtet wurde. Knitschke führte Briefwechsel mit bedeutenden Künstlern (u.a. mit Gerhart Hauptmann, Leo Slezak, Edvard Grieg).
Marie Knitschke verfasste Gedichte, Erzählungen (auch in der Mundart), Feuilletons, Märchen und mancherlei Bühnenstücke, vorwiegend Schwänke, die häufig aufgeführt wurden. Die Hauptrollen waren zumeist für Frauen bestimmt (Die Tante aus der Provinz. Schwank in einem Akt, 1892; Johannistrieb. Komische Szene für drei Damen, 1892; Am Telephon. Humoristische Soloszene, 1895 u.a.). Ihre Gedichte und Erzählungen erschienen 1892 in zwei Bänden unter dem Titel Erlebtes und Erdachtes. Neben den heiteren Motiven aus der Gegenwart befasste sich Knitschke intensiv mit der Zeit der Hexenprozesse in Nordmähren gegen Ende des 17. Jahrhunderts (Versepos Agneta, die Hexe von Ullersdorf, 1912; das historische Schauspiel Alt-Schönberg, 1909; die in ein Schauspiel überarbeitete Sage Die Schwesternkirchen, 1911).