Oskar Rosenfeld : Die vierte Galerie

Ein Wiener Roman
Jahr der Publikation
1910
Verlag
Hugo Heller
Publikationsort
Wien
Gattung
Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
Bibliographische Daten
Die vierte Galerie. Ein Wiener Roman. Hugo Heller, Wien 1910.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Mit dieser Erzählung begann Rosenfeld 1910 sein literarisches Schaffen. Mittelpunkt dieses impressionistischen Romans ist Michael Irrgang, ein junger jüdischer Student, der mit seinen Freunden – Deutschen, Juden und russischen Emigranten – in der vierten Galerie des Wiener Opernhauses vor allem Wagners Werken lauscht. Hanno Loewy fasst den Gehalt der Erzählung präzise zusammen: Die Handlung wird in einem schwerelosen Stimmengewirr entfaltet und verbleibt im Ungefähren. Die vierte Galerie, der Olymp des Opernhauses, mit seiner wogenden Menge, romantischen Träumen nachhängender Jugend, wird zum Sinnbild der Erwartung auf ein erlösendes Ereignis. Michael Irrgang [...] weiß ebenso wenig wie seine Freunde, wohin sich seine schweifenden ästhetischen Energien wie erotische Sehnsüchte wenden sollen.

Der Roman erfuhr eine kontroverse Aufnahme. So lehnte beispielsweise Felix Stössinger im „Literarischen Echo“ (15.10.1910) Rosenfelds Romankonzeption rundheraus ab:

Rosenfelds stotternde Schilderung ist mit der Ungewandtheit des Anfängers bemüht, das Eruptive dieser Kreise im Stile des Buches zu spiegeln. Da der Verfasser sich nicht über das Durchschnittsniveau seiner Objekte erhebt und sich einem noch nicht überwundenen Zustand gegenüberstellt, ist die Lektüre so ermüdend wie der Verkehr mit Leuten vom Schlag seiner Helden.

Hermann Hesse dagegen urteilte milder, wenn er Rosenfelds Roman in der „Neuen Zürcher Zeitung“ (27.07.1910) so beschrieb:

Mitten aus dieser kleinen Welt heraus spricht das Buch, halb überlegen, halb befangen, selber jung und altklug, jung und töricht, jung und begeistert. Neben dem oft schwächlichen Lyrismus und oft müden Intellektualismus der jungen Wiener Literatur wirkt das kleine bunte Buch erfreulich kräftig und lebendig.