Ernst Wolfgang Freissler: Schwefelblüte

Novellen
Jahr der Publikation
1913
Verlag
Langen
Publikationsort
München
Gattung
Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
Bibliographische Daten
Schwefelblüte. Novellen. Langen, München 1913.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Die Sammlung der Novelletten und kurzen Erzählungen wurde im Jahr 1913 herausgegeben. Vor der Buchausgabe wurden die einzelnen Geschichten in der Zeitschrift Simplicissimus veröffentlicht, für die Freissler geschrieben hat.

Der Autor beschreibt Ereignisse und Personen aus dem Blickwinkel eines überlegenen Beobachters, meist mit einem ironischen Unterton, so als wollte er sein Erstaunen darüber ausdrücken, dass die Menschen alles so ernst nehmen und damit sich und den anderen das Leben unnötig schwer machen. Es seien „kleine psychologische Feuilletons und geistreiche satirische Menschenporträts“, befand der Kritiker der Breslauer Zeitung. In einer Rezension des Hamburgischen Korrespondenten wird Freissler ein „amüsanter Plauderer“ genannt, der „Schwächen und Launen seiner Mitmenschen in geradezu diabolischer Weise verspotte“.

Das Werk enthält insgesamt 17 Novelletten: Die Frau Apotheker; Kitty; Der Kavalier; Sunya; Die Schlacht; Jakob von Untenrauf und seine Epigonen; Mein Freund Egon; Eindrücke und Träume: Der Sonnenfeind, der Hausherr; Der Staat im Staate; Träume; Hans, Huck und Jim; Ingo; Die Enttäuschung; Aus dem Nachlass des Sigurd Wogenprall: Vorwort der Herausgebers; Die Kirschen; Die Knochen.

In manchen Nummern der Schwefelblüte werden dieselben Themen wie in dem Roman Junge Triebe bearbeitet. Mehrmals wird Ägypten, das Gefúhl der Einsamkeit, die Jagd erwähnt. In der Novellette Hans, Huck und Jim wird auf die drei Brüder Fritz, Felix und Max aus Junge Triebe angespielt usw.

Die Novelle Kitty spielt sich im Nildelta ab. Dort steht ein Haus mit der Aufschrift über dem Eingang „Haus des Heiles“. Es handelt sich um eine Heilanstalt, alle Menschen, die hier momentan wohnen, suchen neue Kraft fürs Leben. Alle sind krank, trotzdem hoffnungsvoll. Sie wollen feststellen, was sie noch erwarten sollen – Leben oder Tod?

Eines Tages kommt in die Heilanstalt eine junge Engländerin. Sie ist zwanzig Jahre alt und schmächtig. Sie heißt Kitty. Sie sitzt etwas abseits von allen anderen, ist unruhig und kommt sich hilflos vor. Weil sie hier neu ist, schauen alle auf sie, doch ohne Herzlichkeit. Die anderen Patienten sagen, dass Kitty kränker ist als sie, und sich keine Hoffnung machen soll. Kitty versteht die kalte Feindseligkeit nicht.

Plötzlich ist Kitty allein in der Halle in der blutroten Dämmerung. Niemand sonst ist da, die Wärterin hat sie hier wohl vergessen. Kitty fühlt sich einsam wie immer, sie erinnert sich an die kalte und liebeslose Kindheit in London. Obwohl ihre Eltern sehr bald gestorben sind, blieb Kitty davon unberührt. Sie wurde in der breiteren Familie erzogen – ohne Liebe. Weil das Klima in London für ihren schmächtigen Korper ungesund war, befindet sie sich nun hier, am Rande der Wüste. Erst jetzt in der Dämmerung fühlt sich Kitty zufrieden und glücklich wie nie zuvor. Sie ist zwar allein, aber sie spürt das Leben in sich...

Mit dem anbrechenden Licht kommen Menschen herein, Schritte, Stimmen. Nun finden sie Kitty. Der Arzt stellt ihr Fragen, doch bekommt keine Antwort. Kitty fühlt endlich das Leben in sich. Sie ist tot.