Mechtilde Lichnowsky: Das Rendezvous im Zoo
(Querelles d'amoureux)- Jahr der Publikation
- 1928
- Verlag
- Jahoda & Siegel
- Publikationsort
- Wien
- Gattung
- Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
- Bibliographische Daten
- Das Rendezvous im Zoo. (Querelles d'amoureux). Jahoda & Siegel, Wien 1928.
- Art der Veröffentlichung
- Separate Veröffentlichung
In der kurzen Novelle stehen Liebe, Emotionen und menschliche Beziehungen im Vordergrund. Der Titel ist eine Exposition: zwei Menschen, die miteinander eine enge Bezeigung haben, treffen sich in einem zoologischen Garten. Die Novelle beginnt mit der Abbildung einer Pantherkatze im Zoo, die später in eine metaphorische Parallele zu der Hauptfigur gestellt wird. Nach dieser Abbildung folgt eine ziemlich lange Reihe von Analepsen, in denen viele Erlebnisse und Erinnerungen aus der Vergangenheit beschrieben werden. Der Erzähler beschreibt zwei Hauptfiguren: eine Frau, die Teini heißt und einen Mann, der Boy heißt. Der Erzähler hat Zugang zu den Gedanken von Teini und weiß alles über sie, aber zu der zweiten Hauptfigur (Boy) hat er nur limitierten Zugang und Boy wird vor allem von Teini geschildert. Teini und Boy kennen sich lange (mehr als 18 Jahre) und die Zwei haben ein seltsames Verhältnis zueinander, was auch das Hauptthema der Geschichte ist. Es gibt zahlreiche Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit aus der Perspektive von Teini, die erst chronologisch geordnet, dann allerdings wahllos erzählt werden, abhängig von dem momentanen Gedankenstrom von Teini. In der ersten Reminiszenz geht es um den ersten Kuss: alles passiert spontan und der Kuss folgt nach einer Reihe von ungewöhnlichen Situationen und in dem Haus, wo Teini mit ihrem Ehemann lebt. Obwohl Teini einen Ehemann hat, hat sie eine langjährige, seltsame und dramatische Affäre mit ihrem alten Freund Boy. Die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren ist merkwürdig, weil Teini mehrmals sagt, dass sie Boy sehr liebt, doch Boy ist meistens gefühllos und kalt ihr gegenüber. Beide treffen sich regelmäßig, obwohl Teini verheiratet ist und sie gehen zusammen spazieren, trinken Tee, essen in Restaurants und reden viel über Schach, Insekten oder fremde Länder. Die sensible und dramatische Teini ist in fast allen Erinnerungen mit den Reaktionen von Boy unzufrieden, sie beschreibt ihn als „kalt, trocken und pädagogisch“. Sie will von ihm hören, dass er sie liebt und immer geliebt hat, doch Boy hält stets Abstand zu ihr und bestätigt die gegenseitige Liebe nie explizit. Auch in den anderen Szenen aus der Vergangenheit wiederholt sich diese Situation und Teini wundert sich oft, warum ihr Geliebter sich so zurückhaltend, kleinmütig und lehrerhaft benimmt.
Boy ist ein sehr rationaler Mann. Er ist Wissenschaftler, Biologe, der Käfer und Schmetterlinge sammelt und sich seines Verstandes bedient. Er ist ein Realist und manchmal spricht er ironisch mit Teini, obwohl er sie mag. Obwohl er nicht besonders hübsch ist, liebt ihn Teini und sie mag ihn so, wie er ist: klein, dürftig und unnahbar. Sie schätzt ihn vor allem wegen seiner Ehrlichkeit, die keine Posen liebt.
Nach all diesen Analepsen, die gleichzeitig eine Erklärung der komplizierten Beziehung sind, kommt der Erzähler in den zoologischen Garten zurück und erzählt weiter. In diesem Teil der Geschichte ist Teini sehr neugierig auf das Treffen nach längerer Zeit und kommt ein bisschen früher in den Zoo. Sie wartet und wiederholt für sich, dass sie Boy „wahnsinnig gern hat“, doch Boy kommt nicht pünktlich, er hat Verspätung. Noch einmal werden die Gedankenprozesse von Teini enthüllt – mit den Mitteln des Bewusstseinsstroms und des inneren Monologs. Teini überlegt, was ihm zugestoßen sein könnte, und erinnert sich an einen intimen Liebesbrief von früher, in dem sie ein Zeichen der Zuneigung von Boy verlangt hatte. Letztlich kommt Boy, entschuldigt sich für seine Verspätung und dann spazieren die beiden Liebenden im zoologischen Garten, schauen sich die unterschiedlichen Tiere an und sprechen miteinander. Teini erlebt viele starke innerliche Gefühle, geht durch viele emotionelle Zustände und vergleicht sich mit einer gefangenen Pantherkatze, die aus ihrem Käfig nicht hinaus kann. Nach diesem Wechselbad der Gefühle beginnt Teini zu weinen, aber Boy bleibt die ganze Zeit rational und kühl. Vielleicht kann er seine Liebe zu Teini nicht aussprechen oder hat Probleme damit, jemanden zu lieben, allerdings endet die Geschichte weder tragisch noch mit einem Happy End und die beiden wollen ihren Weg zur Liebe und zum Glück fortsetzen.
Jan Celta (Student)