Ernst Sommer: Die Sendung Thomas Müntzers

Taboritentum und Bauernkrieg in Deutschland
Jahr der Publikation
1948
Verlag
Aufbau-Verlag
Publikationsort
Berlin
Gattung
Roman, Biographie/Autobiographisches (Tagebuch, Memoiren…)
Bibliographische Daten
Die Sendung Thomas Müntzers. Taboritentum und Bauernkrieg in Deutschland. Aufbau-Verlag, Berlin 1948.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Die Geschichte beginnt am 17. Mai 1520 und endet zehn Jahre später, 1530, spielt also in der Zeit der Reformation und der Bauerkriege. Es gibt hier im Prinzip keine Hauptfigur, doch zwei Figuren treten trotzdem deutlich hervor. Das ist erstens Martin Luther, ein ehemaliger Mönch, der die Kirchenpraxis heftig kritisierte, und dem es gelang, diese Praxis zu ändern.

Für Thomas Müntzer, Luthers Zeitgenossen und ehemaligen Schüler, war die Reformierung der Kirche allerdings nicht genug: Er wollte die ganze Gesellschaft reformieren und bestand darauf, dass alle Menschen gleich wären, so dass die Vorrechte der Adeligen und Fürsten abgeschafft werden sollten. Luther fand jedoch bei manchen Fürsten und Adeligen Unterstützung für seine kirchenreformatorischen Pläne, denn manche Adeligen empfanden die damalige Kirche als Bremse für ihre Machtpläne. Dadurch dass Müntzer diese Schicht angriff, stellte er für Luther eine Bedrohung dar. Sollten „Luthers Adelige“ abgeschafft werden und also aufhören, ihn zu unterstutzen, wären Luthers Bestrebungen gescheitert, was er nicht zulassen durfte. Müntzers Forderungen waren in dem damaligen gesellschaftlichen Klima nicht realisierbar.

Im Buch bildet der Hass, der zwischen Luther und Müntzer herrschte, den Leitfaden. Ernst Sommer beschreibt recht faktographisch alle wichtigen Ereignisse des genannten Zeitraums. Er beschreibt, wie Müntzer die Menschen durch seine Predigten beeinflusste und (mit wechselndem Erfolg) gewann. Er beschreibt, wie Luther gegen ihn auftrat. Alle Reisen Müntzers werden im Detail beschrieben. Der Autor schildert auch viele Gefechte und Aufstände. Für tschechische Leser ist es interessant zu erfahren, wie stark Müntzer von der Lehre Jan Hus' beeinflusst war. Das Buch endet nicht mit der Hinrichtung Thomas Müntzers im Jahre 1525, sondern geht weiter bis zum wirklichen Ende der Bauernaufstände und Bauernkriege.

Das Buch Ernst Sommers wird zwar als Roman betitelt, doch es erinnert eher an Sachliteratur als an Belletristik. Der Autor hat kaum versucht, die Gestalten psychologisch zu schildern. Er beschreibt auch nicht die Denkprozesse einzelner Akteure, so dass es bei einer sehr sachlichen Beschreibung der damaligen Ereignisse bleibt.