Eugen Schick: Aus stillen Gassen und von kleinen Leuten


Unvollendet
Jahr der Publikation
1902
Verlag
Verlag von Hermann Seemann Nachfolger G.m.b.H.
Publikationsort
Leipzig
Gattung
Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
Bibliographische Daten
Aus stillen Gassen und von kleinen Leuten. Verlag von Hermann Seemann Nachfolger G.m.b.H., Leipzig 1902.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Es handelt sich um das erste Buch von Eugen Schick. In einer Selbstanzeige sagt er über die Beweggründe, dieses Buch zu schreiben: „... ich will... die Leute, denen es wohlergeht... auf denkbar schmerzloseste Weise... daran erinnern, dab es andere gibt... [die] nichts haben als Plage und Mühseligkeit, Mühseligkeit und Plage.“ Die kurzen Skizzen dieses Buches sind vor allem genaue Beobachtungen des Brünner Alltaglebens. Es wird ein leiser Blick in die Gassen, in die Haushalte, in die Höfe der Häuser geworfen. Es handelt sich um keine Erzählungen im wahren Sinne des Wortes, es wird meistens bloß eine Impression, ein Zustand, eine – oft herzergreifende – Situation beschrieben und die Schicksale der Leute entdeckt.

Die einführende Erzählung dieses Bandes, Die stille Gasse, ist eine Rahmengeschichte, in der der Erzähler am Anfang eine Gasse beschreibt, in der zwölf Häuser stehen. Diese Gasse bildet den Rahmen, in den dann die Binnengeschichten über die einzelnen Bewohner der Gasse hineinmontiert werden. In der ersten Geschichte beschreibt der Erzähler den gutmütigen Beamten Wodiczka und seine Tochter Steffi und die Großmutter in Frühling. Wodiczka ist ein Witwer, klein, mager, vierzig Jahre alt und seine, von ihm heißgeliebte sechsjährige Tochter Steffi ist bucklig und rheumatisch. Dazu gibt es noch einen Dackel. Steffi wird von der Großmutter hinausgetragen und sitzt in einem Stuhl. Es ist der erste Frühlingstag. Die zweite Szene dieser einführenden Skizze spielt im Juni. Der Erzáhler beobachtet den Beamten während eines Spaziergangs. Dann, im Sommer, in der dritten Szene, findet das Begräbnis des Hausherren von Nr. 4 statt. In der vierten Szene, die am 15. August spielt, hat Anna, eine ehemalige Primaballerina, Namenstag. An der Abfolge der Begebenheiten kann man beobachten, dass der Autor gern mit Kontrasten arbeitet (ein Beamter, eine Primaballerina, ein Spaziergang, ein Begräbnis). Häufig benutzt er auch optische und akustische Signale, um die Beschreibung lebendiger zu machen. Die fünfte Szene stellt den Ich-Erzähler im Herbst dar und in der sechsten und letzten Szene spricht der Erzähler darüber, wie er die Gasse liebt, nicht nur ihre positiven, sondern auch ihre negativen Seiten. Der Erzähler ist ein Teil der Gesellschaft, die er beschreibt, er gehört dazu.

In der Geschichte Feierabend spielt Ritschi, eine verheiratete Frau, die bei dem Dombau arbeitet, die Hauptrolle. Sie ernährt ein Kind und hat einen Mann. Der Mann aber ist ein Alkoholiker, der ihr mühselig erspartes Geld versäuft, aggressiv ist, alles zu Hause zerschlägt und ihr außerdem untreu ist. Eines Tages nimmt Ritschi das Kind und flieht. Sie geht in den Dom. Das Kind weint während des ganzen Weges zum Dom. Ritschi erklettert eine Leiter und stürzt sich mit dem Kind runter. Durch den Tod entfliehen sie beide, Mutter und Kind, dem miserablen und traurigen Leben, das sie bisher führen mussten. Der Tod ist für sie beide eine Erlösung.

In dieser Erzählung benutzt Schick den Sekundenstil (ein wichtiges Merkmal des Naturalismus; auch weitere große Tehmen und Motive des Naturalismus werden bedient: Alkoholismus, eine unglückliche Ehe mit einem aggressivem Mann, Selbstmord, Arbeiterleben, unglückliche Liebe, Untreue, Ausweglosigkeit, Dialekt).

In ähnlichem, stark sentimentalen Ton sind auch weitere Skizzen des Buches geschrieben.

Das Buch wurde von Lukáš Motyčka und Ctirad Sedlák ins Tschechische übersetzt. Z tichých uliček a o malých lidech, 2015.

Links

Link