Eugen Ludwig Schick stammte aus einer katholischen Familie. Sein Vater Berthold Schick kam aus Marschendorf, die Mutter Leopoldine, geborene Bergisch, aus Znaim. Eugen Schick besuchte die Realschule in Brünn und nach der abgelegten Matura ging er an die Wiener Handelsakademie, wo er kommerzielle Wissenschaften und besonders neuere Sprachen - Französisch, Englisch und Italienisch studierte. Nach verschiedenen Reisen ins Ausland fand er eine Anstellung als Korrespondent in der k.k. privaten mährischen Escomptebank in Brünn. Eugen Schick betätigte sich als Kunstkritiker und Journalist und fing bald an, selbst zu schreiben.
Eugen Schick gehörte während seiner kurzen Lebenszeit zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Brünner Geisteslebens. In seinen Artikeln, die er regelmäßig für die größte deutsche Zeitung Brünns, den Tagesboten aus Mähren und Schlesien schrieb, rezensierte er literarische Neuerscheinungen, stellte die bekannten und weniger bekannten Schriftsteller der Zeit vor und veröffentlichte auch eigene Arbeiten. Am 29.3.1900 las Schick seine Werke bei einem Brünner Autorenabend „zu Gunsten des Kinderspitals“, an dem auch Gustav Donath, Richard Schaukal, Joseph Hartmuth, Richard Freund, Siegburt Ehrenstein, Franz Schamann und der in Brünn seit 1890 lebende Robert Musil beteiligt waren. Schick las drei Novellen Adieu, Mizzi, Das Kostkind und Ach je, die Liebe, die er dann 1902 im Buch Aus stillen Gassen und von kleinen Leuten veröffentlichte und das Gedicht in Prosa Das todte Dorf. Zwei Tage später berichtete der Mährisch-schlesische Correspondent:
Wie wir vernehmen, war der vorgestrige Abend die geistige Gründung einer Freien Vereinigung zu Pflege der modernen Kunst, die zu der nächsten Wintersaison durch Abhaltung von Vorträgen, Veranstaltungen von Theaterabenden etc. ihre Thätigkeit beginnen will und sich mit dem Gedanken der Herausgabe eines Brünner Almanachs trägt.
Ein Jahr später, am 14. April 1901, fand im Deutschen Haus ein „Wohltätigkeitsfest zu Gunsten des Brünner Kinderspitals und des patriotischen Hilfsvereines“ statt, an dem wieder Eugen Schick beteiligt war. Zu diesem Anlass erschien eine Broschüre Das Blaue Blatt und eine Sonderzeitung Festzeitung des Wohltätigkeitsfestes. Die Brünner Zeitungen wollten darin die Entstehung einer Brünner literarischen Gruppe sehen: „...auch wir können nunmehr von einem Jung Brünn sprechen...“ (Hirsch, Adolph: Jung Brünn. In: Mährisch-schlesicher Correspondent (31.3.1900) s. 1f.) Laut Strobl bewegte sich „...die ziemlich gemischte Gesellschaft, die sich für das geistige Brünn hielt,... zwischen den beiden Polen Robert Musil und Franz Schamann.“ Ob Musil auch Schicks Werke gelesen hat, wie er die von Schamann las, bleibt ungewiss.
Schicks langjähriger Freund, der ebenfalls in Brünn schaffende und aus Iglau stammende Schriftsteller Karl Hans Strobl äußert sich bewundernd über Schicks Tätigkeit: „Sein reger Geist war auf allen Gebieten tätig, man hätte ihn zum Mentor aller neuen Bestrebungen in Kunst und Kultur nehmen können...Einer der regsamsten Sucher war er unter den Regsamen unserer Stadt [Brünn].“ Neben Schicks unbesiegbarem Lebensmut hebt Strobl auch seine pantheistische Lebenseinstellung hervor und betont dabei Schicks umfassende Liebe, die allem Guten und Tüchtigen zugeneigt war. Diese Liebe findet dann in der Zuneigung zum Kleinbürgertum Altbrünns und Altwiens ihren Niederschlag. Aufgrund der engen Freundschaft zwischen Strobl und Schick können wir weiter vermuten, dass Schick auch einer der Literaten war, die Strobl im Künstlerbund Das fünfte Rad vereinigte und die ihre Zusammenkünfte im ehemaligen Hannak-Keller auf dem Brünner Krautmarkt abhielten. Über Schicks Beteiligung am Brünner literarischen Leben berichtet auch Karl Vallazza. Er bezeichnet Eugen Schick in seinem Artikel als den „...beredtest(en) Anwalt und Priester...“ der schönen Künste.
Sein erstes Buch Aus stillen Gassen und von kleinen Leuten veröffentlichte Schick im Jahre 1902. In einer Selbstanzeige sagt er über die Beweggründe, dieses Buch zu schreiben: „...ich will...die Leute, denen es wohlergeht...auf denkbar schmerzloseste Weise...daran erinnern, daß es andere gibt...[die] nichts haben als Plage und Mühseligkeit, Mühseligkeit und Plage.“ Die kurzen Skizzen dieses Buches sind vor allem genaue Beobachtungen des Brünner Alltaglebens. Es wird ein leiser Blick in die Gassen, Haushalte und Höfe der Häuser geworfen. Es handelt sich um keine Erzählungen, es werden Zustände, oft herzzerreißende Situationen und Schicksale der Leute beschrieben, z. B. ist Herr Wodiczka aus der ersten Skizze Die stille Gasse ein kleiner, magerer, vierzig Jahre alter Witwer, der eine sechsjährige Tochter und einen Dackel hat. Diese Tochter, Steffi, ist bucklig und rheumatisch. Am ersten Frühlingstag wird sie von der Großmutter nach draußen getragen und sitzt dort in einem Stuhl. In einem ähnlichen, stark sentimentalen Ton sind auch weitere Skizzen des Buches geschrieben. Schick fühlte sich zwar wohl in dem kleinstädtischen Brünner Milieu, das er in seinem Buch Aus stillen Gassen und von kleinen Leuten darstellt, seine Bewunderung galt aber seiner Lieblingsstadt: Alt-Wien, dem Wien seiner Studien. Obzwar Schick Wien geliebt hat und dorthin Ausflüge unternahm, blieb Brünn sein Wohnsitz. Er starb in seinem zweiunddreißigsten Lebensjahr und wäre er nicht so früh gestorben, wäre es vielleicht nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er nach Wien umgezogen wäre. „Sein oft genug scherzhaft ausgemaltes Zukunftsbild zeigte uns ihn als Greisler in einer der behaglich-stillen Vorstadtgassen Wiens.“, berichtet Strobl. Gleichzeitig spezifiziert er aber Schicks Einstellung zu dieser Stadt. Was er an Wien lieb hatte, war nicht die „große Welt“. Wonach er sich sehnte war „...ein entschieden kleinbürgerliches Ideal. ... Vor neuen Bekanntschaften hatte er eine Scheu, das Zusammentreffen mit Leuten von großen Namen war ihm peinlich, weil er jedes Mal eine Enttäuschung befürchtete.“ Seine Neigung gegenüber der Stadt Wien kommt besonders in dem Artikel Man gravitiert nach Wien zum Ausdruck, den Schick 1906 in der Schaubühne veröffentlichte. „Man gravitiert nach Wien. Es ist nicht viel los in der österreichischen Provinz. In Sachen der Kunst nicht und auch sonst nicht. Überhaupt und außerdem: brr! Man gravitiert nach Wien.“
1903 gab Schick eine Monographie über O. J. Bierbaum heraus. Auf unkonventionelle Art erledigte Schick seine Aufgabe und schrieb über Bierbaum - an dem er besonders seinen frischen Wagemut bewunderte - ohne der traditionellen Weise der literaturwissenschaftlichen Betrachtung zu folgen. Am Anfang machte er sich sogar über die schablonenhafte akademische Art eines solchen Schreibens über das Professorentum lustig und behauptete: „Nein, liebwerter Leser und liebwerte Leserin...Für Bierbaum, dessen Bücher etwas Organisches haben, dessen Bücher leben, atmen ..will ein Abteilen und chronologisches Einregistrieren nicht passen.“ Schicks Absicht war es vor allem, Freunde für Bierbaum und seine Kunst zu gewinnen und sie dadurch auch zum Kauf seiner Bücher zu bewegen. Im fiktiven Gespräch mit „dem deutschen Leser" versucht er die Klischees, die das Handeln und das Aussehen eines Künstlers betreffen, zu widerlegen und behauptet, der Künstler ist „...doch auch ein Mensch!!“, will seine Bücher verkaufen und muss nicht unbedingt ungepflegtes Haar und einen schmutzigen Künstlersamtrock tragen, was Schick als einen gezähmten Stürmer zeigt. Auch Strobl erwähnte Schicks abneigende Haltung zu allem, was pathetisch war, zur großen Pose, zur weitausgreifenden Gebärde und auf der anderen Seite sein Verständnis für jede Art von geschäftlicher Klugheit, das er als Bankbeamter aufwies.
Am 1.10.1904 wurde im Brünner Stadttheater sein einziges dramatisches Werk, der burleske Einakter Literaturzigeuner uraufgeführt. Das Stück fand aber keine positive Aufnahme und wurde - laut Schicks eigenen Worten - „...schmählichst niedergezischt...“. Trotzdem behauptete er: „...[mir] gefällt [es] auch heute noch von meinen Sachen am besten.“
Schicks erster Gedichtband Empfindsames Notierbüchlein aus dem Jahre 1905 enthält vierzig nicht gereimte Gedichte, die nach ihrer Thematik in sieben Teile (Bildmäßiges, Soziales, Komödie, Totentanz usw.) gegliedert sind. Die Gedichte sind - wie Schicks Freund Strobl bemerkt - „...in der Manier des Arno Holz gemalt.“ Dadurch, dass die Zeilen von unterschiedlicher Länge sind und auf einer Seite zentriert sind, werden einzelne Wörter oder Sätze hervorgehoben:
Im Musikzimmer mit den geblumten Vorhängen
sitzt er bereits eine Viertelstunde.
Und wartet.
Vier Sonette hat er schon aus dem Almanach gelesen
und sieht nun dem Uhrpendel zu,
der zwischen Alabastersäulen
hastet.
...
Jedes Gedicht bildet eine Szene, eine eigene Welt für sich; ähnlich wie es in Schicks Skizzen der Fall ist.
Im Jahre 1906 heiratete Schick die Wienerin Barbara Gogoler und im darauffolgenden Jahr wurde ihre Tochter Gertrude geboren. 1906 publizierte Eugen Schick auch die Broschüre Die Mährische Moderne, in der er die zeitgenössische deutschmährische Literatur und ihre wichtigsten Vertreter vorstellte. Schick, der zwar der Provinzstadt Brünn treu blieb, richtete seinen Blick doch ein bisschen „höher“, wovon der Titel zeugt: mit der Mährischen Moderne soll der „...Anteil, den Mähren an der von Hermann Bahr ´Die Moderne´ getauften Bewegung bis jetzt nahm, gekennzeichnet...werden.“ Schick nennt die Namen der berühmten Schriftsteller, die in der Monatsschrift publizierten: Hermann Bahr, O. J. Bierbaum, Arno Holz, Artur Schnitzler, Hermann Conradi und nicht zuletzt - „unser Erster“ - Detlev von Liliencron. Schick betont: „Hier hat so ziemlich alles zum ersten Fliegen die Schwingen geregt, was später sich durchsetzte, verblutete, starb, zu Ruhm und Ansehen und Ehren gelangte, - hier wurden gar bedeutsamen Gefechte geliefert für die Sache der neuen deutschen Kunst.“ In dieser Tradition will er auch seine Schrift über die von Mährern geschriebene deutsche Literatur sehen und stellt die „großen Literaten Mährens“ wie Marie Ebner-Eschenbach, J. J. David, Philipp Langmann, Richard Schaukal, Hans Müller, Helene Hirsch, Franz Schamann, Karl W. Fritsch und seinen Freund K. H. Strobl, den er „unsere beste Hoffnung“ nennt, vor. Seine eigene Person hat er am Ende in einer Fußnote „abgehandelt“. Er will frei von jeden literarischen Anstrengungen sein und ist zufrieden, wenn er „...in schriftstellernder Tagesarbeit auf das viele Schöne, das der Büchermarkt bringt, hinweis[en], vor Schund warnen kann.“
Schicks letztes veröffentlichtes Werk, der postum erschienene Band Auf der Gass’n, kann auch als eine Huldigung Wiens gesehen werden. Seine Nachdichtungen im Wiener Dialekt nach Chansons von Astride Bruant wurden von den Freunden des Verstorbenen als literarisches Denkmal des Schriftstellers herausgegeben. Der Ertrag des Buches soll für den Kauf eines würdigen Grabsteins verwendet worden sein. Karl Hans Strobl leitete dieses Buch mit einem Vorwort ein, in dem er Schick als Schriftsteller, Journalist und teuren Freund würdigt. Laut Strobl hatte er ein ‘Ohr’ für das Wienerische genauso wie für das Brünnerische, was am Ende des Buches durch zweifache Übersetzung desselben Gedichtes bewiesen werden soll. Das Gedicht Rosa la Rouge wird in den Wiener Dialekt (Die brennate Mizzl) als auch in die Brünner Mundart des Deutschen (Die rote Ritschko) übersetzt.
Strobl betont, dass Schick ein ausgezeichneter Stilist war, der nicht nur in seinen journalistischen Arbeiten, sondern auch in seinen Vorträgen über moderne Künstler immer den passenden Ton fand. Schick schrieb Berichte, Rezensionen und Aufsätze z. B. über Anzengruber, J. J. David, Lanner, Schubert, Raimund, Straub oder Nestroy, der für Schick dank seiner Lebensfreude, Freundschaft und komödiantischen Schlauheit die Verkörperung des Wienertums darstellte. Die Studien über die genannten Persönlichkeiten sollten unter dem Titel Altväterliche Lebensläufe herausgegeben werden, der Tod verhinderte dies aber.
Eine lange Krankheit hinderte Schick daran, sich literarisch weiter zu entwickeln. Eugen Ludwig Schick starb am 16. 3. 1909 in Brünn und an seinem offenen Grab sprach Karl Hans Strobl: „Wenn in Brünn so etwas wie eine literarische Insel bestanden hat, so war Eugen Schick einer der Regenten dieses Reiches...Aber dieser Verlust trifft nicht unsere Stadt, er trifft auch die österreichische Heimatkunst, die ganze österreichische Literatur.“ (Silvie Léblová, Olmütz)