Lilli Recht: Ziellose Wege
Der einzige veröffentlichte Gedichtband von Lilli Recht - Ziellose Wege - steht im Gegensatz zu ihren Prosatexten, die meistens durch journalistische Sachlichkeit und beißenden Humor gekennzeichnet sind. Die Stimmung der Gedichte bestimmt vor allem Einsamkeit und Melancholie. Für die Gedichte ist auch eine gewisse Entpersönlichung und Entindividualisierung charakteristisch, was typisch für die Neue Sachlichkeit ist. Dies wird sehr deutlich an der Position des lyrischen Ichs. Lilli Recht benutzt das lyrische Ich, das Individuelle fast nicht, stattdessen schreibt sie oft "wir" (als Bezeichnung der damaligen Generation) oder "man" (für die Menschen als solche). Trotzdem spielt das Ich in den Gedichten eine wichtige Rolle, die Lyrik ist von Ich-Standpunkten und Ich-Erlebnissen geprägt. Der Ton der Gedichte ist sehr sachlich, melancholisch und zeigt eine gewisse Distanziertheit auf, die Sprache ist dagegen eher sehr blumig.
2020 wurde die Publikation Ziellose Wege in der Reihe 'poetica moraviae' veröffentlicht, die nicht nur gefundene Lyrik- und Prosatexte von Lilli Recht enthält, sondern auch durch ein ausführliches Vorwort, einen bibliografischen Apparat und eine biografische Tabelle ergänzt wird. Autor ist Uwe Czier, Experte für Lillis Leben und Werk.