Ernst Weiß : Franta Zlin

Novelle
Unvollendet
Jahr der Publikation
1919
Publikationsort
München
Gattung
Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
Bibliographische Daten
Franta Zlin. Novelle. In: Genius. Zeitschrift für alte und werdende Kunst. München 1919, S. 298-308.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Franta Zlin ist ein 30-jähriger verheirateter Mann. Als Offizier sieht er in einer Schlacht im Jahre 1914 einen General, wie er sich selbst erschießt. Danach zieht seine Einheit nach Krakau. Die Stadt ist aber wegen Evakuierung überfüllt, also schließt sich Franta einem Regiment an, das nach Ustulka zieht. Sie kommen in ein Dorf, wo Franta eine Jüdin weinen sieht. Es erregt ihn, er verbringt die Nacht in ihrem Bett, während ihr Kind und ihr Mann auf dem Boden schlafen.

Morgen ziehen sie weiter, Franta übernimmt die Aufgabe, dem Regiment Schlachtvieh zu besorgen. Auf der Reise gebärt eine Kuh ein Kalb, Franta kümmert sich um beide und belässt sie dann im ruthenischen Dorf. In der Nacht zieht ein Wagen an der Herde vorbei: jüdische Flüchtlinge. Franta läßt sie durchziehen und findet dann auf dem Weg ein Kästchen mit fümf Goldmunzen und Perlen.

Franta treibt das Schlachvieh dem Regiment zu, doch niemand glaubt ihm, dass die fehlende Kuh trächtig war. Zur Strafe muss Franta im Schützengraben patrouillieren. Da trifft ihn ein Geschoss, das sein Geschlecht zerfetzt und die Knochen am linken Bein zersplittert. Er wird deswegen 1915 als „zum Landsturmdienst ungeeignet, dauernd invalid“ entlassen. Zu Hause wartet seine Frau Mascha. Er schämt sich aber vor ihr wegen seiner Verletzung, geht gleich in die Arbeit zu seinem vorigen Arbeitgeber, einem Goldschmied, der ihn aber bald entlässt wegen unkontrollierbarer Wutausbrüche.

Den Unterhalt der Familie besorg also die Frau, die an mehreren Stellen arbeitet. Franta bringt sie auch dazu, 3 Bettberzüge der Herrschaft zu stehlen. Die Polizei entdeckt aber schnell den Diebstaht, die Frau soll ins Gefängnis. Ihre Mutter schickt ihr Geld, um den Schaden zu bezahlen und nicht ins Gefängnis zu müssen. Doch Franta vergeudete das Geld und sie erscheißt sich in der Nacht mit einem Revolver, das Franta zum Reparieren zu Hause hat. Franta muss endlich keine Scham und Angst wegen seinem zerstörten Geschlecht verspüren. Außerdem hat er noch immer die Perlen und das Geld von den Juden.

Er bekommt Arbeit in einer Gasanstalt. Dort arbeiten viele Kriegsgefangene Russen. Mit einem von ihnen, Wassily, freundet sich Franta an. Nach einem nächtlichen Trinkgelage prügelt sich Franta in einem Bordell und wird fast getötet. Wasilly bringt ihn rechtzeitig weg. Franta begreift endlich, dass er seine eigene Frau zum Tode gezwungen hat.

Zusammen mit Wassily fliehen sie in einem Zug, aus Angst vor der Militärpolzei springen sie in Sankt Anton ab. Dort kommt Franta der selbe Wagen mit jüdischen Flüchtlingen entgegen wie damals auf der russischen Front. In diesem Moment wird Franta von dem Russen getötet, der dann über die Schweitzer Grenze flieht. Franta stirbt zwai Jahre nach Beginn des Weltkriegs als ein Unbekannter, von einem Unbekannten ermordet.