Hermann Ungar: Die Ermordung des Hauptmanns Hanika

Tragödie einer Ehe.
Jahr der Publikation
1925
Verlag
Die Schmiede
Publikationsort
Berlin
Gattung
Drama
Bibliographische Daten
Die Ermordung des Hauptmanns Hanika. Tragödie einer Ehe. Die Schmiede, Berlin (1925).
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Eine Kriminalgeschichte, zusammengestellt anhand von zugänglichen Dokumenten. Am Anfang seines Buches äußert Hermann Ungar selbst, dass dieser Text kein literarisches Kunstwerk ist, sondern er bezeichnet es als eine Studie. In den Text einmontiert werden Briefe, Transkripte von Verhören und Textabschnitte aus Hanikas Tagebuch.

Im Jahr 1923 wurde die Leiche eines tschechoslowakischen Offiziers, Karel Hanika, gefunden. Sein Tod rief viele Fragen hervor, denn er war beim Militär sehr beliebt. Unter Mord-Verdacht steht seine Familie, es wird seine Ehe mit Hilda Haniková und die schlimme Beziehung zwischen Hanika und der Mutter seiner Frau, Františka Charvátová, aufs Korn genommen.

Františka Charvátová war Ärztin, doch ihre Spezialisierung war damals illegal – es waren Abtreibungen. Ihr Tochter Hilda sollte einen Mann heiraten, aber sie verliebte sich in Hanika, und nach einem Streit mit ihrer Mutter (Hanika hatte keine so hohe gesellschaftliche Stellung wie der andere Mann) hat sie sich durchgesetzt und Hanika geheiratet. Sie liebten sich sehr, doch Františka schadete der Ehe ununterbrochen: Sie hatte einen großen Einfluss auf Hilda, was dazu führte, dass Hilda sich zu Hanika mit der Zeit immer zurückhaltender benimmt. Die Ehe beginnt unglücklich zu sein. Hanika wollte seine Frau nicht verlassen, aber Hilda (und vor allem ihre Mutter) arbeitete eifrig an der Zerstörung der Ehe. Sie bewegte sich viel in Gesellschaften und provozierte Hanika durch Koketterie mit anderen Männern. Hanika konnte das nicht mehr ertragen und erwog die Scheidung, entschied sich dann jedoch, in der Ehe zu verharren - bis zu seinem Tod. In Gesellschaft verhielt er sich zu Hilda galant und sie wirkten wie einen glückliches Paar. Františka war der Meinung, dass er Hilda mit dieser Maske quälte. Hilda verreiste, kam zurück, verreiste wieder. Nachdem sie nach Brünn zurückkam, fand man nach einigen Tagen Hanika getötet.

Nach den ersten Untersuchung wird ein gewisser Jan Veselý des Mordes beschuldigt. Zeugen bestätigten, dass Veselý und Hilda eine Waffe kauften, deren Patrone Hanika tötete. Veselý schützt die beiden Frauen, bestreitet Hildas und Františkas Teilnahme am Mord und erklärt, dass sein Motiv seine Liebe zur Cousine Hilda war. Der Ermittler erzählt Vesely allerdings, dass Hilda sich auch mit anderen Männern traf, was Veselý mit Eifersucht füllt, so dass er gesteht, dass Hilda und Františka ihn beauftragten, Hanika zu töten. Hilda plante den Mord bis zum letzten Detail. Sie versprach Veselý eine Anstellung in einer Brünner Bank. Veselý lässt sich zum Mord überreden. Mehrere Anläufe werden allerdings vereitelt, da Hanika nie allein war. Deswegen – um Veselý in seinem Vorsatz zu bestärken – denkt sich Hilda aus, dass Hanika sie erschießen wollte. Das zwang Veselý zur Tat. Er kam in der Nacht zu Hanika und sagte ihm, dass seine Frau sich unwohl fühle. Beide gehen gemeinsam zum auf einem verlassenen, engen Feldweg. Da hat Veselý Hanika erschossen. Danach wollte er sich selbst erschießen.

Hilda war aber schwanger – mit Hanika. Sie erklärte vor Gericht, dass sie gezwungen wurde, mit Hanika zu schlafen, da er ihr sonst drohte, ihre Mutter anzuzeigen. Während der Untersuchung beteuert Veselý außerdem, dass Františka wiederholt versuchte, Hanika zu vergiften. Am Ende werden alle drei mit schweren Strafen belegt: Františka, 20 Jahre Gefängnis, Hilda, Todesstrafe, Veselý, 3 Jahre Gefängnis.