Herbert Gröger: Unser Knecht Lois
- Jahr der Publikation
- 1996
- Verlag
- Helmut Preußler Verlag
- Publikationsort
- Nürnberg
- Gattung
- Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
- Bibliographische Daten
- Unser Knecht Lois. In Heimatgrüße. Eine Anthologie mit Beiträgen bekannter Autoren aus dem Ostsudetenland. Ausgewählt von J.W. König. Helmut Preußler Verlag, Nürnberg 1996.
- Art der Veröffentlichung
- Artikel
Die Erzählung Unser Knecht Lois beginnt im Jahre 1944 und beschriebt am Beispiel seiner Familie die gesellschaftlichen Transformationen in den Sudeten am Ende des zweiten Weltkrieges. Im Jahre 1944 wurde Grögers Vater, “Landwirt in Mährisch-Altstadt”[1] zum Heer einberufen und weil sich seine Mutter nicht alleine um den Bauernhof kümmern konnte, nahm sie “einen jungen Tschechen aus Böhmisch Märzdorf”[2] in den Dienst, der der Familie zur Seite stand. Dies geschah im Jahre 1945, in dem der Vater mit schweren Verletzungen zurück in Sudetenland kam. Mit dem Ende des Krieges änderte sich aber auch die allgemeine Einstellung zu den Deutschen im Sudetenland und sie wurden nun als Feinde wahrgenommen, die bald vertrieben werden sollten. Wie Gröger schreibt, wurde die Verwaltung von den Tschechen übernommen und ein allgemeiner Hass gegen alles Deutsche wurde in der tschechischen Gesellschaft immer präsenter. Es wurde unter Strafe verboten, den aus dem Krieg heimkehrenden deutschen Soldaten zu helfen. Gegen dieses Gesetz hatte auch Grögers Vater verstoßen. Wie Gröger erwähnt: “Vater als Gefangener war in Mährisch-Schönberg zu Schwerarbeit verurteilt, weil er einem deutschen Soldaten Nachtquartier gewährt hatte”[3]. Die Tschechen konfiszierten zudem die Mehrheit des deutschen Besitzes. Die Erzählung versucht also verschiedene Aspekte des damaligen Hasses gegen die Deutschen wiederzugeben. Trotzdem weist Gröger den Tschechen keine Schuld zu. Es war nämlich der tschechiche Knecht, der seiner Familie auch in dieser Zeit geholfen hat und Gröger fasst das alles wie folgt zusammen: “Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Menschen, der sich nicht vom damals allgemeinen Haß gegen alles Deutsche anstecken ließ, durch den viele seiner Landsleute verrohten. Er widerlegt damit – wie ungezählte andere – die Mär von einer Kollektivschuld, die man besonders unserem Volke immer wieder andichtet.”[4]
Martin Lišaník
[1] Gröger, Herbert: Unser Knecht Lois. In: Heimatgrüße. Eine Anthologie mit Beiträgen bekannter Autoren aus dem Ostsudetenland. Ausgewählt von J.W. König. Nürnberg 1996 S. 79.
[2] ebd. S. 80.
[3] ebd. S. 82.
[4] ebd.