Adolf Foglár: Die Griechin


Jahr der Publikation
1885
Verlag
Dr. Hermann Weichelts Verlag
Publikationsort
Prag/Praha
Gattung
Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
Bibliographische Daten
Die Griechin. Novelle. Dr. Hermann Weichelts Verlag: Prag 1885 [Deutsch-österreichische National-Bibliothek, hrsg. von Dr. Hermann Weichelt, 37].
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Foglars erfolgreichste Erzählungen erschienen in „Unterwegs. Erzählungen und Novellen" 1862 in Leipzig und Wien und erneut in dem zweibändigen „Novellenbuch" vom 1863, das er mit seinem berühmteren Bruder Ludwig[1] verfasste.

Der zweite Teil dieser Sammlung beinhaltet die Novellen „Die Griechin" und „Das gefährliche Lied", die später noch 1889 für die von Hermann Weichelt herausgegebene Reihe „Deutsch-österreichische National-Bibliothek" ausgewählt wurden. Beide genannten Novellen weisen sowohl formal als auch inhaltlich das Muster eines Dramas auf. Man findet grobe Übergänge von einem Ort zum anderen, oder deutliche Dramenanweisungen, die in der Handlung statisch wirken: „In dem Prachtsaale der königlichen Burg finden wir die bereits bekannten Personen wieder, nebst den Großen des Reiches, Alle des Erscheinens der Prinzen harrend und scheu die nächsten ungewissen Ereignisse besprechend." (Die Griechin, S. 9) Oft werden wichtige Passagen gekürzt oder ganz ausgelassen und die krampfhaft eingesetzten Nacherklärungen wirken unangebracht. „Die Griechin" ist nach Stoff, Thema und Handlungsvorgang den antiken Dramen verpflichtet. Die thematische Einsetzung von Liebe, Hass und Eifersucht und die Sucht nach Ehre und Rache dienen hier als Schlagworte. Nach dem Tod des Herrschers von Tiflis entscheiden seine Nachfahren, den 10jährigen Abdonis zum König zu wählen. Die beiden älteren Brüder Rustan und Kosroë und ihre griechische Gefährtin Olympia sollen dem jungen König einig zu Rate stehen. Dieser Plan geht aber nicht auf, denn durch List des Kriegsobersten Orkhan wird Abdonis getötet, die Schuld fällt auf die drei Ratgeber und dadurch entsteht unter ihnen Uneinigkeit. Das nutzt auch der Priester Medis aus und beschuldigt Rustan des Mordes, um den ihm geneigten Kosroë zum König zu machen. Alles klärt sich, als Komaris, Olympias Bruder, gesteht, dass er der Mörder sei, er hätte es aus Liebe zu Orkhans Tochter Afra getan. Die griechische Heldin Olympia opfert sich am Ende und wählt mit ihrem Bruder und Afra den Weg der Verbannung. Trotz allen unverständlichen Beschreibungen und Handlungsvorhaben sollte man einen Versuch um die Psychologisierung der Figuren loben, ihre Gemütsbewegungen werden ausführlich charakterisiert, ihre Charaktere werden aber während ihres Werdegangs durch die ganze Geschichte unausgeglichen geschildert, wodurch die Handlung als zu kompliziert erscheint.

[1] Ludwig (Stephan) Foglár (24.12.1819 Wien – 15.8.1889 Kammer am Attersee), (Ps. Leberecht Flott) Jurist, Angestellter der Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft in Wien, Schriftsteller.