Ottilie Breiner: Wintersonnenwende

Ein Bühnenspiel in zwei Bildern
Unvollendet
Jahr der Publikation
1926
Publikationsort
Prag
Gattung
Drama
Bibliographische Daten
Breiner, Ottilie: Wintersonnenwende. Ein Bühnenspiel in zwei Bildern. Verlag des deutschen Kulturverbandes, Prag 1926.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

In diesem Werk widmet sich die Autorin der Geschichtsetappe, die die Lebensweise der germanischen Stämme behandelt.

Das ganze Stück ist mit dem Germanentum verbunden, dessen Kultur und Traditionen. Es handelt vom altgermanischen Fest der Wintersonnenwende, das im Familienkreis vorbereitet und anschließend gefeiert wird. Bereits indem die Töchter bei ihrer Arbeit angewiesen werden, kommt eine leicht erzieherische Tendenz zum Vorschein, und Fleiß, Zielbewusstsein werden hervorgehoben. Als der Hausvater Herman [sic!] mit dem erjagten Wildschwein und später auch die erwachsenen Söhne Kurt und Gerd mit den Säcken voll Salz „für die Suppe und das Fleisch“ (S. 9) zu Hause anlangen, können die abschließenden Vorbereitungen getroffen werden. Dabei singen die ältesten Töchter auf Beethovens Melodie ein Lied (es sind die einzigen gereimten Verse des Spiels), in dem Einiges an germanischer Gottheit vorkommt. Obwohl die Götter der germanischen Mythologie sowie die Lebensweise der Germanen mit höchstem Respekt dargestellt sind, steuert das Werk auf einen ganz anderen Ausgang zu: Die Söhne Kurt und Gerd berichten beim Festmahl über deren Reise, und kommen auf die Begegnung mit einem Mann, der die christliche Lehre verkündet hat, zu sprechen. In dem Moment kehrt der schon verloren geglaubte Ortwin, Hermans Bruder, heim, und dieser bringt die Nachricht von der Geburt Jesu Christi. Ortwins und Hermans Vater Siegmar kündigt daraufhin sein Fortgehen ins germanische Totenreich Hel an (handlungsgemäß wirkt es freilich eher inkonsequent bzw. übereilt), worauf Ortwin noch die freudige Nachricht über die Auferstehung von den Toten erwähnt. Die Ausrichtung des gesamten Werkes scheint zu implizieren, dass in den Augen der Autorin die Germanen bei aller Hochachtung den größten Wert erst durch das Bekehren zum Christentum erhalten. Die Darstellung der Traditionen der Vorfahren (inwieweit sie der Wirklichkeit entsprechen, ist eine andere Frage – Lieder auf Beethovens Melodie wurden aber mit Sicherheit nicht gesungen), einige positive Worte von dem Wert der Heimat sowie die Einbettung der Handlung in den Familienkreis inmitten der „herben Pracht der lieben Heimat“ (S. 17) berechtigen zur Zuordnung des Stücks abermals der Heimatdichtung. Der Leser findet jedoch diesmal einen viel milderen Ton. Bis auf Gerds Kritik an dem verweichlichten „Römervolk“ (S. 14) und dessen Sichtweise „[…] es steigt empor Germanenmut- und Kraft, / die Macht ist unser und zu unser‘n Füßen liegt der Erde Gold.“ (S. 15) klingt Wintersonnenwende weihnachtlich friedlich aus. Am Hintergrund des Liedes „Es ist ein‘ Ros‘ entsprungen" schließt Ortwin seine Rede folgendermaßen ab: „[…] es künden frohe Engel Gottes Ehre / und Fried‘ und Freude allem Menschenkind.“ (S. 19).

Über die Verbreitung, Rezeption oder eventuelle Aufführungen dieses Bühnenspiels ließ sich nichts feststellen.