Marie von Ebner-Eschenbach: Božena

Erzählung
Unvollendet
Jahr der Publikation
1876
Verlag
Cotta
Publikationsort
Stuttgart
Gattung
Roman
Bibliographische Daten
Božena. Erzählung. Cotta, Stuttgart 1876.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Der Roman ist eine Familiensaga der Weinhändler-Familie Leopold Heißensteins aus dem „mährischen Landstädtchen Weinberg“, wobei zur Familie auch die Titelheldin Božena (ein einziges Mal wird ihr Familienname erwähnt: Ducha), eine große, mächtige (hin und wieder wird die Bezeichnung „Riesin“ benutzt), schöne, begehrenswerte, unbeugsame Magd gehört.

Der Reiche Weinhändler setzt allen seinen Stolz und Hoffnungen auf seinen Sohn, während er seine Tochter Rose eher vernachlässigt. Der Sohn stirbt aber auf der zweiten Seite des Romans, auf der dritten die Mutter der Kinder, so dass der Weinhändler das (überaus ironisch geschilderte und von Božena aufrichtig gehasste) steife, vornehm wirken wollende, hässliche Fräulein Nannette heiratet. Sie gebärt ihm die Tochter Regula (nomen omen: ein Kind, das brav, gehorsam und ähnlich zugeknöpft ist wie seine Mutter – im Gegensatz zur frei denkenden und frei handelnden Rose). Rose wird nun wegen Regula zurückgestellt, die verstorbene Mutter ersetzt ihr Božena, die ihretwegen sogar ihren Stolz zähmt, um des Hauses nicht verwiesen zu werden.

Rose verliebt sich in den hübschen Ulanenleutnant von Fehse und als der Vater das Ansuchen von Fehses um die Hand Roses ausschlägt, flieht sie mit ihm. Božena, die auf sie aufpassen sollte, lag gerade in dieser Nacht der Flucht in den Armen ihres Liebhabers Bernhard (was der Leser allerdings erst später erfährt). Der Vater verdammt die entflohene Tochter, die Schande über seinen Familiennamen brachte, und ist nicht bereit, sie in irgendeiner Weise finanziell zu unterstützen. Einen Brief von Rose, die hier wohl um Verzeihung bittet (sodass der Vater nach dessen Lektüre vielleicht eingelenkt hätte) unterschlägt und verbrennt die Ehefrau, die sich freilich freut, dass nun ihre Tochter einzige Erbin des gesamten Eigentums wird. Božena verschwindet aus dem Haus, trennt sich von ihrem Liebhaber Bernhard, weil sie von Gewissensbissen geplagt wird.

Der Kommis des Heissensteinschen Weingeschäfts, ein komisches Männlein namens Mansuet Weberlein, bekommt hin und wieder Nachrichten von Božena, die nun bei der Familie der entflohenen Rose in Ungarn weilt: einmal berichtet sie, dass Rose eine Tochter gebar: Rösschen. Weberleins Versuche, den Vater mit der Tochter zu versöhnen schlagen jedoch fehl.

Im Revolutionsjahr 1848 flieht zu den Heissensteins der Graf und Gräfin Rondsperk, die sich vor den aufgebrachten Bauern fürchten (hier erklingt eine lese Kritik EEs am Adel ihrer Zeit und die „grosse Geschichte des Jahres 1848“ samt der Bestrebungen der Tschechen wird kurz erwähnt). Heissenstein schmiedet sofort Pläne, die reiche Regula mit dem verarmten jungen Grafen Ronald zu verheiraten. Im Jahre 1848 stirbt Rose und der Ulan von Fehse fällt. Ob dem Abschiedsbrief von Fehses, wo er den Vater (und sich selbst) des Todes von Rose beschuldigt, erleidet Heissenstein einen Schlaganfall, aus welchem er sich nicht mehr erholt. In seiner Sterbestunde erblickt er noch die zurückgekehrte Božena (die unter vielerlei Entbehrungen den Weg aus Ungarn zu Fuß zurücklegte) mit seiner Enkeltochter auf dem Arm und befielt Regula, sich um ihre Nichte zu kümmern. Kurz nach Heissenstein stirbt auch Frau Nanette – von Gewissensbissen wegen des verbrannten Briefes geplagt.

Die hässliche Regula (hier von EE bereits „die Kapitalistin“ genannt) wird nun als reiche Erbin von Freiern umschwärmt (tief verliebt in sie ist allerdings nur der Lehrer Ludwig Bauer), sie setzt aber ihren Ehrgeiz einzig auf die Verbindung mit dem Grafen Ronald, der das herunterwirtschaftete Eigentum ohne fremde finanzielle Hilfe nicht retten können wird.

Nach einer kurzen Peripetie mit Bernhard – wo Božena vor allen Menschen bekundet, dass er tatsächlich ihr Liebhaber war (was ihre unerschütterliche Wahrheitsliebe belegen soll) – spitzt sich die Handlung dem Finale zu: Regula kauft das verschuldete Gut Rondsperk und erwartet, dass Ronald sie heiratet. Voller fröhlicher Erwartungen fährt sie auf das Schloss und nimmt Božena und Röschen mit. Graf Ronald verliebt sich – wie nicht anders zu erwarten war – ins Röschen. Vor dem Unglück bewahrt alle Božena, indem es ihr gelingt, Regula von ihren Heiratsplänen abzubringen – und den zu ihr besser passenden Lehrer Bauer zu heiraten. Der Roman endet also mit einem Happy-End.