Oskar Bendiener: Die Strecke

Ein Eisenbahn-Drama in 3 Akten
Unvollendet
Jahr der Publikation
1906
Verlag
Dr. jur Demcker
Publikationsort
Berlin
Gattung
Drama
Bibliographische Daten
Die Strecke. Ein Eisenbahn-Drama in 3 Akten. Dr. jur Demcker, Berlin 1906.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Bendiener veröffentlichte im Jahre 1906 das Eisenbahn-Drama in 3 Akten, Die Strecke, das mit großem Erfolg am 29. November 1905 im Raimundtheater in Wien uraufgeführt wurde und wofür Bendiener 1906 den Raimundpreis erhielt. Der Unterbeamte Kramer vernachlässigt wegen seines starken Pflichtbewusstseins seine hübsche Frau, die sich in der langweiligen Provinzstadt unglücklich fühlt. Der Vorstand der Station interessiert sich für Frau Kramer und verleitet sie dazu, mit ihm heimlich nach Wien zu fahren. Gerade zu dieser Zeit erreicht die Gärung unter den unzufriedenen Bahnbediensteten ihren Höhepunkt. Der Streik wird jedoch nach drei Tagen unterdrückt und bei der Untersuchung kommt zu Tage, dass der Stationsvorstand seinen Posten ohne Urlaub verlassen hat, um nach Wien zu fahren, Kramer erfährt dies und tötet den vermeintlichen Verführer seiner Frau.

Bei der Gestaltung des Eisenbahnmilieus konnte Bendiener aus eigener Erfahrung schöpfen. Er zeigt die Bahnbediensteten als einfache, arme Leute, die sich zwar - von der Not und Hunger gezwungen - zum Protest aufraffen, sind aber zu schwach, ihr Vorhaben bis zum Ende durchzuziehen. Kramer dagegen ist seinem Beruf vollständig ergeben. Er erfüllt vorbildlich seine Pflicht, sein Eifer wurde ihm aber zum Verhängnis. Bendiener gelingt es, den Leser in die Geschichte dadurch einzubeziehen, dass er die Gefahr der Untreue von Kramers Frau von Anfang an andeutet und gleichzeitig die Vorbereitung des Streiks zeigt. Beide Ereignisse - das letzte wünschenswert, das erste nicht - rufen die Spannung hervor. Die Tragik Kramers liegt gerade in seiner Ergebenheit dem Beruf gegenüber. Er tat immer das, was er für das Wichtigste hielt, ohne an seine Frau zu denken. Am Ende mordet er seinen Gegner nicht nur, da er glaubt, dass er seine Frau verführte, sondern auch deswegen, weil dieser seine Pflicht durch unerlaubtes Verlassen seines Postens verletzt hat.