Oskar Bendiener: Der Ruhm


Unvollendet
Jahr der Publikation
1905
Gattung
Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
Bibliographische Daten
Der Ruhm. In: Beilage zur Bohemia Jg. 78 (1905), Nr. 207, S. 1 f.
Art der Veröffentlichung
Artikel

Die Heldin der Erzählung Der Ruhm ist ein junges und äußerst hübsches Mädchen aus Mähren, das in Wien als Dienstmädchen arbeitet und dank seiner Selbstachtung und seinem Stolz allen Verführern widersteht. Leider kann die unerwartete Pointe (einer der Verehrer schießt aus Verzweiflung auf das Mädchen, verwundet es nicht, wird verhaftet, die Zeitungen berichten über den Vorfall und das Mädchen verliebt sich in ihn) das literarische Niveau nicht mehr retten. Der allwissende Erzähler verdrängt die beschriebenen (also nicht wirklich „handelnden“) Gestalten in den schwarz-weißen Hintergrund, aus dem sie dann durch das unerwartete Ende herausgerissen werden sollen, was nur teilweise geschieht. Die Tugendhafte unterliegt nämlich nicht den „pechschwarzen Augen“ oder den „mit Schnurrbärtchen beschatteten, verführerisch roten Lippen“ des Mährers Koralek, sondern wird sich dank dem Ruhm, den sie nach dem Überfall genießt, gern von Koralek verführen lassen, was an sich eine merkwürdige Wandlung ist, die einen freien Raum für psychologische Untersuchungen lässt. Trotzdem bleibt zwischen dem Gesagten kein Platz für Spannung, Sympathien oder Gedanken des Lesers.