Philipp Langmann: Realistische Erzählungen

Novellensammlung
Jahr der Publikation
1895
Verlag
Friese
Publikationsort
Leipzig
Gattung
Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
Bibliographische Daten
Realistische Erzählungen. Novellensammlung. Friese, Leipzig 1895.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

In der Vorrede zu diesem Buch äußerte sich Langmann sehr entschieden gegen die neu aufkommenden literarischen Strömungen und plädierte explizit für die realistische Kunst. Er drückt sich hinsichtlich der neuen Strömungen folgendermaßen aus: 

Lieber unbeholfenes Natursschnitzwerk als diese Drechselware, lieber törichte Jungfrauen als diese verlogenen Puppen und du, klares Herz im schmierigen Arbeiterkittel sollst uns villkommen sein, diese pomadisierten Schwerenöter, diese in Bier schwelgende und an Weinliedern sich begeisternde, chauvinistische Gesellschaft zum Teufel zu jagen.

In der gleichen Vorrede deklariert Langmann entschieden: „Es gibt nur eine Kunst, und diese ist realistisch.“ Von den sieben Novellen des Bandes Realistische Erzählungen entstammen diesmal nur vier dem Arbeitermilieu, drei andere sind teils dem bürgerlichen, teils dem aristokratischen Milieu entnommen. In denjenigen Erzählungen, die sich an dem Alltag der Arbeiter orientieren, hält Langmann den naturalistischen, mit der Kleinmalerei an Zola erinnernden Stil ein. Kennzeichnend ist gleichfalls der zumeist für die Hauptfiguren tragische Ausgang der Novellen. In der Novelle Die vier Gewinner, die im Jahre 1899 zum Drama verarbeitet wurde, gewinnen drei Arbeiter und eine Arbeiterin in der Lotterie eine beträchtliche Summe Geld. Dieses durchaus beglückende Ereignis wird ins Tragische gezogen, indem alle Gewinner das Geld auf eine bestimmte Weise verlieren. Der eine vertrinkt sein Geld, der andere verspielt es, die Arbeiterin legt ihren Gewinn auf ein gefälschtes Sparbuch. In manchen Szenen lässt Langmann, möglicherweise ungewollt, die Tragik in die Tragikomik übergehen. Der Arbeiter Hoffmann verhungert z. B. mit seinem Weib, weil er aus Gier nicht imstande ist, den gewonnenen Hunderter zu wechseln.

Manche Erzählungen dieses Bandes scheinen jedoch im direkten Widerspruch zu der zitierten Vorrede zu stehen, wie es z. B. bei der Novelle Dreiaug und der Tod der Fall ist, welche in der Form eines Dialoges zwischen einem alten Haus und einem Wagen verfasst ist. Ein solches Durchdringen von märchenhaften Elementen mit einem rein realistischen Stil ist im Allgemeinen das Spezifikum der Werke Langmanns.