Marie von Ebner-Eschenbach: Die Freiherren von Gemperlein
- Jahr der Publikation
- 1881
- Verlag
- Ebhardt
- Publikationsort
- Berlin
- Gattung
- Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
- Bibliographische Daten
- Neue Erzählungen (Ein kleiner Roman, Die Freiherren von Gemperlein, Lotti, die Uhrmacherin, Nach dem Tode). Ebhardt, Berlin 1881.
- Art der Veröffentlichung
- Separate Veröffentlichung
Die Erzählung „Die Freiherrn von Gemperlein“ von Marie von Ebner-Eschenbach handelt von zwei Brüdern des Geschlechts der Gemperlein.
Der ältere Bruder heißt Friedrich, war in einer Militärakademie und ist Anhänger der feudalen Gesellschaftsordnung, der jüngere heißt Ludwig, hat studiert und ist radikaler Befürworter einer Weltrepublik. Mit etwa Ende dreißig kehren beide Brüder zum Gut Wlastowitz, das sie von ihrem Vater geerbt haben, zurück. Beide lieben diese Besitzung über alles. Dennoch beschließen sie schon bald nach ihrer Ankunft, ihr Erbe zu teilen, Friedrich solle das Schloss behalten und für Ludwig solle ein Blockhaus errichtet werden. Dazu kommt es aber nicht, die Freiherren führen gemeinsam ein regelmäßiges Leben auf dem ungeteilten Gut. Sie streiten sich oft, allerdings schaffen sie es dennoch, miteinander auszukommen.
Schon im ersten ihrer Jahre in Wlastowitz beschließen sie, zu heiraten. Friedrich sucht sich in einem genealogischen Lexikon die Gräfin Josephe aus, Ludwig möchte die bürgerliche Lina Äpelblüh aus der nächstgelegenen Stadt heiraten. Etwa drei Jahre später stellt sich jedoch heraus, dass Josephe nicht existiert. Im Lexikon war ein Druckfehler, eigentlich war ein Joseph gemeint. Außerdem erfahren die Brüder, dass Lina Äpelblüh einen anderen geheiratet hat.
Als sie seit etwa zehn Jahren in Wlastowitz leben, besuchen sie, wie schon öfter, ihre Nachbarin Frau von Siebert. Die alte Dame findet es amüsant, den Freiherren beim Streiten zuzusehen und sie aufzustacheln. Doch dieses Mal treffen die Freiherren bei ihr auch auf ihre Nichte Fräulein Klara, eine schöne, aber nicht mehr ganz junge Frau. Sowohl Friedrich als auch Ludwig verlieben sich in sie und versuchen, sie für sich zu gewinnen. Zwei Tage danach werden sie wieder zu Frau von Siebert eingeladen. Ludwig besteht darauf, für den Weg dorthin seine faulen und nervösen Pferde an die Kutsche zu spannen, die er allerdings sehr gerne mag. Er lenkt die Pferde und schlägt trotz Friedrichs Warnung einen gefährlich steilen Weg ein. Als die Pferde nicht mehr weiter wollen, steigt Ludwig aus und schlägt heftig auf sie ein, woraufhin sie sich zurückwerfen und mitsamt der Kutsche den Abhang hinunterfallen. Friedrich wird unter der Kutsche begraben und voller Panik befreit Ludwig ihn. Er ist sehr erleichtert, als er sieht, dass Friedrich nicht schlimm verletzt ist. Sie kehren daraufhin zurück zu ihrem Schloss. Ludwig ist entsetzt darüber, was er getan hat und Friedrich hat Mitleid mit ihm. Am nächsten Tag geht Ludwig allein zu Klara und will sie überzeugen, Friedrich zu heiraten. Doch Klara gesteht ihm, dass sie schon längst verheiratet ist und erfährt, dass sie und Frau von Siebert ihm und seinem Bruder einen Streich gespielt haben. Außerdem sagt im Frau von Siebert, dass Friedrich schon vor einer halben Stunde da gewesen sei und Klara umgekehrt überzeugen wollte, Ludwig zu heiraten.
Letztendlich sterben die Brüder, ohne je geheiratet zu haben.
Miriam Philipp (Praktikantin)