Josef Walter König: Einkehr und Bleibe


Unvollendet
Jahr der Publikation
1995
Publikationsort
Donauwörth
Gattung
Biographie/Autobiographisches (Tagebuch, Memoiren…)
Bibliographische Daten
Einkehr und Bleibe. o.V., Donauwörth 1995.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Dieses Buch ist der „gastlichen Stadt Donauwörth“ gewidmet, wo König sich seine neue Existenz aufgebaut hat. Kurz nach der Ankuft in dieser Stadt ist sie für ihn eine Bleibe auf Dauer geworden. Dass König die Stadt, die für ihn eine neue Heimat wurde, wirklich ins Herz geschlossen hat, beweisen zahlreiche Schriften über die Landschaft und Geschichte dieser Stadt - man erfährt viel über ihre literarturhistorische Tradition und ihre Sehenswürdigkeiten.

In diesem Werk erfährt man auch Einzelheiten aus Königs Leben und seinem Schicksal: Während des Besuchs der Volksschule lebte er in der „Landeshauptstadt Brünn, am Zusammenfluß von Zwittawa und Schwarzawa“ (S. 8), verbrachte die Ferien im Altvatergebirge, später studierte er an der Deutschen Karls-Universität in Prag. Seine Mutter kam mit einem Flüchtlingstransport der Heimatvertriebenen nach Donauwörth („Es war jedenfalls der Schlußpunkt jener Aktion, die man im allgemeinen Vertreibung aus der Heimat nannte, und so teilte Mutter als Neuankömmling das Los der anderen Heimatvertriebenen. Schlimmer konnte es ja nicht mehr kommen, als daß sie mit 53 Jahren vor dem absoluten Nichts stand und beginnen mußte, aufs neue tragfähige Lebensgrundlagen zu schaffen. Dankbarkeit im Herzen empfand sie dafür, daß sie Krieg, Siegerwillkür und Abtransport einigermaßen heil überstanden hat“ - S. 60) und glaubte, das Leben könnte nicht härter werden. Die Freude über das Überleben wurde durch das ungewisse Schicksal ihres Ehemannes und ihrer zwei Söhne getrübt. Später stellte sich heraus, dass ihr Ehemann „der Rachejustiz der Nachkriegszeit zum Opfer gefallen war“ (S. 60), dass sich ihr Sohn Erwin in Österreich niedergelassen hat und dass ihrem jüngeren Sohn, Josef Walter König, die Rückkehr in die alte Heimat untersagt wurde. Josef Walter König ist nach der Entlassung aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft im Herbst 1945 nach Mecklenburg - in die sowjetische Besatzungszone - gekommen. Er hat seine nun in Westdeutschland lebende Mutter heimlich besucht und sehnte sich nach einer Übersiedlung zu ihr. Er und seine Ehefrau (Heirat im Jahre 1948) betrachteten den Aufenthalt in Norddeutschland als „eine weitere Gefangenschaft“ (S. 43), als „Intermezzo“ (S. 40) im Leben. Entscheidend für die Zukunft von Josef Walter König war, dass er dann doch eine Zuzugsgenehmigung nach Donauwörth bekommen hat und mit seiner Frau hinziehen konnte.

Bei der Integration half dem Autor vor allem das Vereinswesen. Josef Walter König unterrichtete an der renommierten Realschule Heilig Kreuz. Nach der sog. samtenen Revolution unternahm der Autor eine Reise nach Brünn, wo er vergebens nach den alten, früher bekannten Gebäuden aus der Gymnasialzeit suchte: „Es gibt keinen Lažanskyplatz mehr und erst recht kein Deutsches Haus. Letzteres ist allerdings nicht nur dem Namen nach verschwunden, sondern auch als Bauwerk und Zeuge einer deutschen Vergangenheit“ (S. 56). Er musste Folgendes feststellen: „dem totalitären System fielen einst unzählige Kunstwerke zum Opfer, die klassenfeindlichen Ursprungs waren bzw. nicht dem ideologisch fundierten sozialistischen Realismus entsprachen, oder einfach an eine deutsche Vergangenheit erinnerten“ (S. 97).