Marie von Ebner-Eschenbach: Er laßt die Hand küssen
- Jahr der Publikation
- 1886
- Verlag
- Paetel-Verlag
- Publikationsort
- Berlin
- Gattung
- Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
- Bibliographische Daten
- Neue Dorf- und Schloßgeschichten (Die Unverstandene auf dem Dorfe, Er laßt die Hand küssen, Der gute Mond). Paetel, Berlin 1886.
- Art der Veröffentlichung
- Separate Veröffentlichung
Die Erzählung „Er laßt die Hand küssen“ und handelt von einem jungen Mann, der letztendlich durch die Entscheidungen, die die Gräfin, der er dient, für ihn trifft, stirbt. Die Geschichte dieses Mannes namens Mischka erzählt der Enkel der Gräfin, der inzwischen der Graf ist, seiner Frau. Diese hört anfangs nur unwillig zu, lässt sich letztendlich aber auf die Geschichte, die nun folgt, ein: Bei einem Erntefest trifft die Gräfin Feldarbeiter Mischka. Dieser fällt ihr auf, da er sie direkt anguckt, statt die Augen zu senken. Anschließend befördert sie ihn zum Gartenarbeiter. Der Diener Fritz, der dies überbringt, kommt danach zur Gräfin zurück und berichtet ihr, dass Mischka die Hand küssen lasse. Dabei verschweigt er, dass Mischka erst durch eine Tracht Prügel von seinem Vater dazu bewegt werden konnte. Fortan arbeitet Mischka im Garten. Der Gräfin fällt auf, dass er dabei nicht wie die anderen Arbeiter Branntwein, sondern Wasser trinkt. Daraufhin spendiert sie allen Arbeitern am Ende des Tages Branntwein, der Mischka allerdings gewaltsam eingeflößt werden muss.
Eines Tages sieht die Gräfin bei einer Spazierfahrt Mischka und eine junge Frau sowie ein Kleinkind zusammen spielen. Im Nachhinein findet sie heraus, dass dies die Geliebte Mischkas und ihr Kind waren. Sie schickt daraufhin wieder ihren Diener zu Mischka und seinen Eltern, der junge Mann reagiert ängstlich und verlegen, doch der Diener berichtet der Gräfin wieder, dass er die Hand küssen lasse. Mischka und seine Geliebte werden allerdings noch einmal bei einem Kuss erwischt, woraufhin die Gräfin das Mädchen zu einer anderen, zwei Tagesreisen entfernten, Herrschaft schickt. Mischka geht heimlich mit ihr, doch sein Vater erwischt ihn und verprügelt ihn und seine Geliebte. Mischka gibt sein Geld daraufhin für Branntwein und zur Unterstützung seiner Geliebten aus, seinen armen Eltern aber gibt er nichts mehr ab. Der Vater wird immer wütender und Mischka kommt irgendwann nur noch heimlich nach Hause, wenn er nicht da ist, um seine Mutter zu sehen.
Einmal trifft Mischka doch auf seinen Vater. Dieser verprügelt ihn, doch als er auch die Mutter schlagen will, greift Mischka ein und verprügelt wiederum seinen Vater. Die Gräfin erfährt davon und lässt Mischka suchen, um ihn zu bestrafen. Ein paar Tage später bringen zwei Bedienstete den geschwächten Mischka und sein Kind zum Schloss. Der Diener Fritz überbringt der Gräfin die Nachricht wieder mit den Worten, dass Mischka die Hand küssen lasse. Außerdem sagt er ihr, dass Mischka bei seiner Geliebten gefunden wurde und sich stark gegen die Bediensteten gewehrt hat. Daraufhin beschließt die Gräfin, Mischka noch am selben Tag fünfzig Stockprügel zuteilwerden zu lassen. Die Gräfin hat an diesem Tag noch Gäste da und schickt den Arzt, der mit ihr über Mischka sprechen will, mehrmals weg. Erst am Abend, als die Gräfin vor dem Schloss eine alte Frau sieht, kann er ihr sagen, dass dies Mischkas Mutter sei, die sie sprechen wolle. Von ihm erfährt sie außerdem, dass Mischka seinen Vater nur geschlagen hat, um seine Mutter zu schützen, beim Sterbebett seiner Geliebten gefangengenommen wurde und die Bediensteten, die dies taten, ihn übel zugerichtet haben und er daraufhin kaum noch fest zuschlagen konnte. Daher wolle die alte Frau die Gräfin um einen Aufschub der Strafe bitten, sonst würde Mischka sie nicht überleben. Die Gräfin begnadet Mischka tatsächlich. Allerdings berichtet ihr der Diener Fritz kurz danach, dass Mischka schon tot sei und er die Hand küssen lasse.
Miriam Philipp (Praktikantin)