Marie von Ebner-Eschenbach: Die Spitzin
- Jahr der Publikation
- 1901
- Verlag
- Paetel-Verlag
- Publikationsort
- Berlin
- Gattung
- Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
- Bibliographische Daten
- Aus Spätherbsttagen. Erzählungen. 2 Bände. Paetel, Berlin 1901.
- Art der Veröffentlichung
- Separate Veröffentlichung
Die Erzählung trägt den Titel „Die Spitzin“ und handelt von einer Hündin, die in einem Jungen das Gute weckt. Provi Kirchhof ist ein Waisenjunge, der als Kleinkind von einer alten Frau gefunden und aufgenommen wurde. Diese ist jedoch nach wenigen Jahren gestorben und Provi muss sich nun alleine durchschlagen. Er wird im Dorf von allen wie Abschaum behandelt und gibt sich Mühe, seinem miserablen Ruf gerecht zu werden. Als er einen Herbst krank in einem Winkel der Scheune der Wirtin verbringt, gewöhnt diese sich an, Provi jeden Morgen einen Krug Milch zu spendieren. Auch nach seiner Genesung kommt Provi täglich beim Wirtshaus vorbei und verlangt seine Milch. Nachdem der Wirt dies eines Tages herausgefunden und sich darüber aufgeregt hat, möchte seine Frau nun, dass Provi sie bittet, wenn er seine Milch bekommen möchte. Provi weigert sich und verzichtet fortan auf die Milch.
Er ist nun etwa 14 Jahre alt und arbeitet als Tagelöhner beim Wegemacher und schläft im Ziegenstall von dessen Familie. Neben diesem Stall befindet sich der Verschlag der Hündin der Familie, die sogenannte Spitzin. Als diese vier Junge hat, soll Provi Anton, dem ältesten Sohn des Wegemachers helfen, drei davon zu ersäufen. Provi beruhigt die Hündin listig, während Anton die Welpen wegnimmt. In den folgenden Nächten kommt die Spitzin daraufhin nicht zur Ruhe, weswegen Provi nicht gut schlafen kann. Eines Nachts schlägt er vor Wut darüber die Wand zwischen dem Ziegenstall und dem Verschlag ein und verprügelt die Spitzin. Am nächsten Morgen kommt sie schwer verletzt zu Provi und vertraut ihm den übrig gebliebenen Welpen an. Der flehentliche Blick, den sie ihn dabei zuwirft, durchdringt die Mauer, mit der Provi seine Seele umgeben hat. Sie stirbt kurz danach und Provi empfindet tiefes Mitleid. Er bewundert ihre mütterliche Zuneigung, die seine Mutter wohl nicht gehabt hat. Da die Ziegen tags zuvor verkauft wurden, hat Provi nichts, was er dem hungrigen Welpen geben kann. Daraufhin überwindet Provi sich, geht zur Wirtin und bittet sie um Milch.
Miriam Philipp (Praktikantin)