Alexander von Sacher-Masoch: Beppo und Pule

Roman einer Insel
Unvollendet
Jahr der Publikation
1948
Verlag
Willy Verkauf
Publikationsort
Wien
Gattung
Roman
Bibliographische Daten
Beppo und Pule. Roman einer Insel. Willy Verkauf, Wien 1948.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Illustrationen von Hans Escher

Korčula 1941-1943. Zürich Werner Classen 1948.

Der Protagonist Pierre – der Name ist wohl als Referenz an den Freund Piero Rismondo zu verstehen – gelangt wie auch der Autor selbst auf der Flucht vor den Nationalsozialisten über Belgrad und Sarajewo nach Korčula, wo er den väterlichen Schriftstellerfreund Friedrich Theodor kennen lernt, dem unmissverständlich Csokor als Vorbild diente. Hier auf der abgeschiedenen Insel scheinen die Unbilden der Zeit vorerst ihre Bedrohlichkeit zu verlieren. Unter der Duldung der italienischen Besatzung führen die Exilanten ein Leben mehr oder weniger im Einklang mit ihrer Umgebung, hängen phantastischen Fluchtgedanken nach oder versuchen sich mit der Situation zu arrangieren. Pierre knüpft Freundschaften mit den Einheimischen und zieht mit Mila zusammen, einer Rechtsanwaltstochter, die er in Belgrad schon flüchtig kennengelernt hat. Nur vereinzelt durchbricht die politische Realität die atmosphärische Inselidyllik, wenn die Aktivitäten der Partisanen und die harte Reaktion der Besatzer oder auch weitere Flüchtlingsschicksale ins Bild gerückt werden. Doch selbst mit dem Einmarsch der Deutschen und der überstürzten Flucht der Protagonisten nach Apulien will sich die existenzielle Bedrängnis in der Handlung nicht so recht entfalten, bestimmt der heitere Optimismus als Grundzug weiterhin das Geschehen. Sacher-Masoch scheint diese zumal für einen ‚Exilroman’ irritierende Diskrepanz selbst gespürt zu haben, denn etwas unvermutet durchbricht er die sonst durchaus konventionelle Erzählweise montageartig mit Perspektivenwechseln, die den Blick freigeben auf das Innenleben einzelner Kriegsbetroffener. Den letzten Teil des Buchs widmet er fast gänzlich dem (Milicas Vater nachgebildeten) Juden Feldmann, Vater von Pierres Gefährtin und hoch dekorierter Kriegsveteran, der anderen Juden das Leben rettet, eher er selbst in Auschwitz umkommt. Die letzten Gespräche dieses aufrechten Helden mit einem deutschen Professor in der Gaskammer aber beschwören die Utopie einer neuen Welt „aus Liebe, Geduld, Gerechtigkeit und Milde“, die die Kinder der Henker errichten würden. Ein in diesem Kontext wohl allzu offensichtlicher Tribut des Autors an die Bemühungen der Nachkriegsgesellschaft.