Johann Nepomuk Enders: Volkssagen aus dem Kuhländchen und der mährischen Walachei
Unvollendet
- Jahr der Publikation
- 1861
- Publikationsort
- Neutitschein
- Gattung
- Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
- Art der Veröffentlichung
- Separate Veröffentlichung
Den primär intendierten Leserkreis machte wohl die zahlenmäßig stärkere deutsche Bevölkerung im Kuhländchen aus, deswegen überwiegen hier die Texte mit Bezug auf ebendiese Gegend und generell Nordmähren. In den Sagen wird oft mit dem Wort Volk, ohne nationale Spezifizierung, dafür aber mit einer deutlich zweckbezogenen Konnotation, nämlich Weisheit, operiert. Dem Herausgeber schwebt bei diesem Unterfangen vor allem „ein lebendiges Bild der religiösen, sittlichen und geistigen Richtung“ vor. Neben der Verklärung der Vergangenheit und der Sehnsucht nach Kontinuität ist eine unaufhörliche Suche nach identitätsstiftenden Elementen in der Geschichte deutlich im Inhalt und Stil der Texte bemerkbar, vor allem dank der „Töne, die aus den Tagen unserer Väter zu uns herüber wehen.“ Enders begnügt sich aber nicht nur mit dem regionalen Kontext, in beide Bände fanden auch deutsche Sagen und Legenden Eingang (Die Gründung von Regensburg steht neben Der Gründung von Orlau). Man findet hier nicht nur etliche auf Gründungsmythen beruhende Erzählungen (Die Gnaden- und Wallfahrtskirche in Zaschau, in der die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges reflektiert wird), sondern auch regional geprägte, bis heute populäre Sagen mit märchenhafter Motivik (Die Teufelsmauer, Lissahora) und regionale Heiligen- und Marienlegenden (Maria von Zaschau). Die Nachklänge der mährisch-walachischen Vergangenheit und sogar die Spuren des slawischen Heidentums, eigentlich auch der rumänischen Kolonisation und der mährisch-walachischen Urgeschichte, entdeckt man in der Sage Die Schätze im Berge Radhost, in welcher der Berg Radhost, einer der mährisch-walachischen Identifikationsorte, als moderner Locus magicus thematisiert wird. (Libor Marek, 2019)
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