Johann Nepomuk Enders wurde am 3. Mai 1815 in Ungarisch-Hradisch geboren. Sein Vater hatten einen strengen, heftigen Charakter und hatte eine ungewöhnliche Lebensbahn hinter sich - er absolvierte ein Theologiestudium, später ging er zum Militär über und schließlich wurde er k. k. Beamter. Die Mutter vermittelte dem jungen Enders im Elternhause dagegen eine hohe sittliche Bildung. In der elterlichen Erziehung vermischten sich so Starrheit und Gemütsweichheit - einerseits wurde dadurch bei Enders eine dichterische Schwärmerei erweckt, andererseits hatte dies ein scharfes Auffassen der Zeit in ihren materiellen Richtungen zur Folge. Im Alter von vier Jahren bekam er in Welka den ersten Schulunterricht, welcher dann in den schlesischen Städten Bielitz und Teschen fortgesetzt wurde.
Dank großer Opfer des Vaters konnte Enders einen Unterricht in Musik und Malerei absolvieren, wobei er sich später in beiden künstlerischen Bereichen ohne Beihilfe eines Lehrers weiterbildete. Nach der Schule trat er in die Dienste der Magistrate in Bielitz und Friedeck, wo er allerdings nur für zwei Jahre verblieb. 1830 entschied er sich dem Handelsstande zu widmen und begann bei dem Kaufmann Valentin Mierka in Friedeck zu arbeiten, der gleichzeitig als Arzt und Apotheker tätig war. Bei Mierka erwarb Enders nicht nur Kenntnisse der Handels- und Sprachwissenschaften, sondern auch der chemischen und ökonomischen Fachbereiche. Trotz dieser unermüdlichen Tätigkeit beschäftigte sich Enders mit Sprachen und der schöngeistigen Literatur und setzte dies auch in Troppau fort, wohin er übersiedelte. Im Dezember 1831 verstarb der Vater, was Enders für längere Zeit in eine trübe Stimmung versetzte.
Aus Troppau zog Enders nach Biala, später nach Freiberg um, dann übersiedelte er nach Olmütz. Hier wurde er zuerst in der Öffentlichkeit als Literat bekannt, indem er bei mehreren Blättern unter Pseudonymen verschiedene Aufsätze publizierte - hauptsächlich handelte es sich um Texte national-ökonomischen Inhalts. Im Jahre 1839 studierte er in Olmütz Philosophie und unter seinem zukünftigen Freund, Professor Ehrmann, technische Chemie und Warenkunde und bestand erfolgreich die Prüfung an der hiesigen Universität. Im nächsten Jahr besuchte er in Wien das Polytechnikum und begab sich dann nach Neutitschein, wo er als Krämergehilfe angestellt wurde.
Mit dieser bescheidenen Stellung erwarb er bestimmte Verdienste, die ihm zur Mitgliedschaft in mehreren in- und ausländischen Vereinen verhalfen. 1843 etablierte er sich als selbständiger Kaufmann und trotz anfänglicher Anstrengungen und finanzieller Schwierigkeiten gelang es ihm in Neutitschein ein blühendes Geschäft zu etablieren. Im Jahre 1848 galt er als der tüchtigste Handelsmann der Stadt und ihrer Umgebung. Enders war u. a. 29 Jahre Mitglied der Neutitscheiner Gemeindevertretung und wirkte mehr als 25 Jahre als Assessor des hiesigen Handelssenates. Er war ebenfalls für seine Wohltätigkeit bekannt, denn er spendete viele Schul- und Unterhaltungsbücher an die Schüler, u. a. in Neutitschein und Friedeck.
Im Jahre 1848 wollte er eine Buchdruckerei gründen, doch dies gelang ihm erst nach zwei Jahren, als er endlich die Konzession dafür erhielt. Mithilfe des berühmten und befreundeten Professors Blasius Höfel rief er den Betrieb ins Leben, der bald zu einer der ersten Provinz-Buchdruckereien wurde. Dazwischen redigierte er und gab die Stadt- und Landzeitung heraus. 1851 gründete er das belletristische Wochenblatt Biene, mit dem er daraufhin das ökonomisch-merkantilische Blatt Allgemeiner Anzeiger verband. Dank der sorgfältigen Redaktion und Mitwirkung vieler tüchtiger literarischer Kräfte feierte Enders mit Biene große Erfolge und wurde auch außerhalb der Grenzen Österreichs anerkannt. Zu diesen Unternehmungen kamen später noch ein Kunstgeschäft, eine lithographische Anstalt, eine Buchbinderei und eine Kolorieranstalt hinzu. Im Jahre 1850 heiratete Enders und hatte mit seiner Frau insgesamt vier Kinder (zwei Söhne und zwei Töchter).
In der von seinem Beruf freien Zeit widmete sich Enders weiter den literarischen Bestrebungen und schon bald erschienen in der zeitgenössischen Presse mehrere verdienstvolle Schriften, die einen von Enders' Vielseitigkeit überzeugen. Daneben verfasste er praktische Handbücher, wie z. B. Der kleine Universalfabrikant (1842) oder Der deutsche Buchhalter (1858) und Theaterstücke, die aufgeführt und beifällig angenommen wurden. 1871 wurde der Sammelband Dramatische Kleinigkeiten veröffentlicht, der acht Dramen von Enders enthielt, wie z. B. Liebe um Liebe oder Ein Patriot. Er publizierte seine Werke oft unter dem Pseudonym Johann von Hradisch.
Einen bedeutenden Teil seines schriftstellerischen Schaffens stellten mehrere Schriften dar, die aus verschiedenen Blickwinkeln die mährische Region beschrieben. Es handelte sich sowohl um historisch-geographische Schilderungen, als auch regionale Sagen und historische Skizzen. Aus der Liste dieser Texte lassen sich z. B. Epheuranken (1845), Die Gründung von Neutitschein (1858), die Sammlung Volkssagen aus dem Kuhländchen und der mährischen Walachei (1861) oder Der Molkencurort Rožnau in Mähren und seine Umgebungen (1872) erwähnen.
Johann Nepomuk Enders - Hofbuchdrucker, Buchhändler, Herausgeber, Redakteur, Schriftsteller, Wohltäter, Doktor der Philosophie und Magister der freien Künste, Ehren-Professor der Handelswissenschaften, Ehrenbürger mehrerer Städte, Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes und der k. k. österreichischen Wahlspruchmedaille, Ritter des königlich-bairischen Verdienst-Ordens und Mitglied vieler heimischer und ausländischer Vereine - verstarb nach kurzem Leiden (infolge eines Schlaganfalls) am 11. März 1877 im Alter von 61 Jahren in Neutitschein, wo er als eine der populärsten und beliebtesten Persönlichkeiten der Stadt galt.
(Auf Basis der Sekundärliteratur bearbeitet von Radek Flekal)