Leopold Wolfgang Rochowanski: Die unendliche Straße
So huldigte Rochowanski seiner Geburtsstadt Zuckmantel. Er besingt die Welt unter dem Altvatergebirge.
Das kleine Städtchen, ich habe es ganz nahe vor mir, es liegt ja in den Tränenschalen meiner Augen, und darum kann mein Herz alles genau betrachten und erzählen. Der Kopf des Städtchens ruht schon auf den hügeligen Schläfen der Berge, sie hängen ihm in zwei wundervoll begrünten Bögen bis zu den schwachen Schultern hinab, umbauen schützend seinen Leib. Nur mit den Füßen greift es hinaus auf die Äcker, auf die Felder mit den Haselnußbüschen und Brombeerhecken, über seine Zehen wandert der Blick weit über Land und in einen großen Himmel, den die Lerchen bewohnen und besingen.
Die uralte sagenstarke Nachbarschaft zeigte ihre Kraft, die Berge waren in die Stirne der Menschen dort oben hineingewachsen, sie lebten in ihnen. Nachts kamen die flinken Stollenmännlein bis zu den Hütten der armen Weber und Steinmetze, sie hoben die hölzernen Riegel der Türen weg, trippelten aufweichen Moossohlen in den Stuben herum und stießen manchmal mit den steilen spitzen Mützen an die niedere Balkendecke an, sie tippten dem Schlafenden auf die Nase und flüsterten ihm in die glückhungrigen Ohren: Kumm och Franzla, ich führ dich.
Eine Novelle, die ursprünglich 1940 unter dem Titel: Rändlaleut herausgegeben wurde.