Max Zweig: Dramen Bd. 4: Morituri /Lilith /Franziskus /Pia Cameron /Das Wunder des Hilarius

Verstreute Dramen
Jahr der Publikation
2000
Verlag
Igel
Publikationsort
Oldenburg/Paderborn
Gattung
Drama
Bibliographische Daten
Dramen Bd. 4. Verstreute Dramen. Igel, Paderborn u. Oldenburg 2000.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Max Zweig, Werke in Einzelbänden. Hg. von Eva Reichmann. Igel Verlag Literatur, Paderborn und Oldenburg 1997 bis 2002.

Die Bände 1-5 (unter Mitarbeit von Armin A. Wallas) enthalten die Dramen

Morituri: Ein Stück über eine Liebesbeziehung zweier vermeintlich Todgeweihter, die in einem Lungensanatorium fernab der Welt ihren Ausgang nimmt. Doch unglücklicherweise werden beide geheilt - ihre für ein gemeinsames Sterben gedachte Beziehung hält der gesellschaftlichen Wirklichkeit des Lebens und den dort bestehenden alten Beziehungen nicht stand. Das Stück fand weder eine Bühne noch einen Übersetzer.

Lilith: Inspiriert von Tolstois Erzählung Der Teufel. Zweig selbs betrachtete diesen Stück im Nachhinein als ein Schlechtes. Der männliche, charakterschwache Protagonist kann sich nicht entscheiden, bei der selbstaufopfernden Liebe der eigenen Ehefrau zu bleiben; er verfällt der selbstbewussten, sinnlichen Geliebten, der jedoch von Zweig keine schlechten Motive unterstellt werden. Vielmehr gestaltete er eine sehr selbstbewusste Frauenfigur, die allerdings nicht nach den von Zweig geschätzten klassischen Idealen handelt. Auch dieses Stück wurde nie aufgeführt.

Das Drama Franziskus ist Zweigs erster großer Erfolg im deutschen Sprachraum. Das Stück erlebte seine Uraufführung 1963 bei den Bregenzer Festspielen, die Inszenierung wurde am Burgtheater wiederholt und im Rahmen der Wiener Festwochen 1982 erfolgte eine Neuinszenierung. Zweig wurde dafür auch mit dem Preis der Bregenzer Festspiele geehrt. Es handelt sich dabei diesem Stück nicht um ein historisches Drama über das Leben des Franz von Assisi, sondern um den tragischen Konflikt am Ende seines Lebens, als die Kirchenobersten ihn zwingen, entweder den Orden als Ganzes oder die rigiden Ideale aufzugeben. Franziskus ist bereit, Abstriche bei den Idealen zu machen, um die Idee als Ganzes am Leben zu erhalten. Diese Thematik, daß Ideale verändert werden müssen, um das große Ganze zu retten, ist innerhalb von Zweigs Werk eine neue Sichtweise.

Pia Cameron schrieb Zweig 1958, ein Stück, das während des spanischen Bürgerkrieges spielt. Es wurde mehrfach aufgeführt (1958 und 1960 in Wuppertal, 1964 in Wien) und 1963 vom ORF als Hörspiel produziert. Das Stück thematisiert die Wandlung von Pia Cameron, von einer rachsüchtigen, hasserfüllten Frau zu einer Frau, die gegen ihre bisherigen politischen Ideale sich zur Menschenliebe entschließt.

Das Wunder des Hilarius aus dem Jahr 1960 ist Zweigs vielleicht sein problematischstes Stück. Hier versuchte er wohl unbewusst Teile seines Lebens zu verarbeiten: zum einen seine Gedanken zu Kunst und künstlerischen Schöpfungsakten, zum anderen den Konflikt mit seinem Vater; des Weiteren ist das Stück eine späte Abrechnung mit der modernen Kunst. Nur auf der Ebene dieser Kenntnisse erschließt sich das Drama, was vermutlich Ursache dafür ist, dass es nie aufgeführt wurde.