Karl Maria Klob: Die Wunderorgel

Märchendrama in 3 Aufz. Nach Richard Leander von Klob K.M.
Unvollendet
Jahr der Publikation
1901
Gattung
Drama
Bibliographische Daten
Die Wunderorgel. Märchendrama in 3 Aufz. Nach Richard Leander von Klob K.M. o.V., o.O. 1901.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Quelle: Nohavicová, Lenka: Das Werk von Karl Maria Klob. Diplomaarbeit. Palacky Universität in Olmütz, Olmütz 2008. S. 32-42. 

Es handelt sich um die Geschichte eines jungen Orgelbauers, der von seinem Bekannten manipuliert wird und glaubt, dass er ein Wunderwerk schaffen kann, das ihm Ruhm und Anerkennung verschaffen wird. Mit seinem Benehmen und Hochmut verletzt er seine Nächsten und erst eine Katastrophe führt zu seiner Einsicht und Belehrung.

Die Handlung spielt in einer deutschen Kleinstadt gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

  1. Aufzug

Es beginnt in der Stube von Hermann Kraft – dem jungen Orgelbauer. Er baut kleine Orgeln für Dorfkirchen. Sein Werk ist zwar von hoher Qualität, aber er ist mit seiner Arbeit unzufrieden, weil er sich etwas Größerem widmen möchte. Er würde gerne ein Riesenwerk bauen, das ihn weltberühmt machen wird. Seine Mutter warnt ihn vor solchen Fantasien und sagt, dass er trotz der Einfachheit der Leute für die Qualität seiner Orgeln bewundert und anerkannt wird. Dann tritt Raphael Blender ein, ein alter Freund von Hermann, der von einer Wanderung durch die Welt zurückgekommen ist. Er hat verschiedene Wunderwerke gesehen, was den Orgelbauer höchst interessiert. Raphael belehrt ihn, dass jeder der sich wie ein Meister fühlt, ein Wunderwerk schaffen kann. Er steckt ihn mit wahnsinnigen Ideen an. Hermanns Orgeln fehlt die Eigenart und Originalität und sein ganzes Schaffen ist eine bloße Epigonenarbeit. Die einfachen Menschen würden ihn nicht verstehen, weil sie keinen Sinn für Fortschritt und Neuigkeiten haben. Hermann ist nach Raphaels Besuch wie verzaubert. Er schließt sich in seiner Stube ein und fängt mit der Arbeit an seiner Wunderorgel an. Familie Berner kommt zu Besuch, um den Termin der Hochzeit von Hermann und seiner Verlobten Lisbeth Berner zu vereinbaren. Hermann will seine Stube nicht verlassen und sagt, dass er keine Zeit für irdische Sachen hat, bis sein Wunderwerk fertig ist. Er benimmt sich sehr überheblich und sagt, dass er auch keinen Gott braucht, nur die Kraft seines Geistes, die ihn zum Schaffen treibt. Hermann schließt sich in seiner Werkstatt ein und wenn er herauskommt, wird sein Wunderwerk fertig sein und er wird unsterblich.

  1. Aufzug

Es ist der Tag der Hochzeit von Lisbeth und Hermann. Die Wunderorgel ist schon fertig und steht in der Kirche für die Trauung vorbereitet. Aber niemand darf sie sehen. Der Pastor hofft, dass die Orgel fehlerhaft ist, weil er kein Gebläse gefunden hat. Die Leute versammeln sich vor der Kirche und sind sich darüber einig, dass sie keine Neuigkeiten brauchen, aber trotzdem sind alle neugierig, was die geheimnisvolle Orgel so wunderbar macht.

Die Stunde der Hochzeit ist gekommen und die Menge nähert sich der Kirche. Hermann schreit, dass sein Werk gelungen ist. Die Orgel soll von selbst spielen, aber niemand hört einen einzigen Ton erklingen. Hermann wird wütend und verflucht die ganze Stadt, weil die Menschen das neue Kunstwerk nicht anerkennen wollen. Raphael Blender verbeugt sich vor ihm und verfestigt seine Meinung, dass die Orgel wirklich schallt. Hermann lehnt seine Braut ab und will dieses Volk verlassen, um aufgeklärte Leute zu suchen.

Martha, Hermanns Mutter, ist überzeugt, dass Blender ihren Sohn ganz verändert hat. Hermann fragt sie, ob sie die Orgel gehört hat. Wenn er ihre Antwort bekommt, wird er wieder wütend. Martha sieht die Wut und den Hass ihres Sohns und kann das nicht ertragen. Sie bricht zusammen und stirbt.

  1. Aufzug

In der Kirche wird die Bestattung vorbereitet. Hermann tritt unbemerkt in die Kirche ein, er sieht aber sehr verändert aus. Er will nicht mehr Ruhm und Anerkennung, sondern sucht jetzt das Erdenglück. Hermann erzählt, wie er Verständnis in der Welt suchte, aber immer nur verspottet wurde. Raphael Blender wird als der, der die Schuld an Hermanns Wahnsinn hat, bezeichnet. Er stirbt plötzlich wie nach einem Herzinfarkt und Hermann verwandelt sich wieder in den Menschen, der er früher war. Er bedauert aber, dass er nicht selber die Wahrheit gefunden hat. Blender war der Schuldige, der mit ihm wie mit einer Marionette spielte. Danach findet er den Sarg seiner Mutter und seiner Verlobte und fühlt eine unerträgliche Schuld. Hermann will wissen, ob ihm Lisbeth seine Taten vergeben hat und küsst ihre Leiche. Indem er das macht, ertönt die Orgel laut als Zeichen der Liebe beider gestorbenen Frauen. Die Last seiner Sünden erträgt er nicht und fällt tot über die Leiche seiner Braut. Die Orgel spielt von selbst.

Der erste Aufzug ist der umfangreichste und der dritte der kürzeste. In diesem Stück gibt es keine einzelnen Auftritte. Eine weitere Gliederung gibt es nur im zweiten Aufzug, sie geschieht durch den Wandel der Szene. Bei dieser Tragödie des jungen Orgelbauers handelt es sich um ein geschlossenes Drama. Es geht um einen Ausschnitt aus dem Leben der Hauptfigur, der einheitlich ist. Man kann bei diesem Stück auch von der Einheit des Ortes sprechen. Er wechselt nur innerhalb der Stadt. Es gibt nur zwei Zeitsprünge im Werk.

Karl Maria Klob erwähnt im Vorwort seiner Sammlung, dass dieses Drama von dem Werk Gerhart Hauptmanns beeinflusst ist. (Klob, Karl Maria: Ausgewählte Dichtungen und Schriften, Bd. 1. Dramatische Werke, Wien-Oedenburg-Leipzig, 1919.) Hier verrät er auch dem Leser, dass er die Grundidee des Werks von Richard Leander und seinen Träumereien am französischen Kamin übernommen hat. Auf Basis dieser Idee hat er sein Drama aufgebaut.

Hermann trägt den Nachnamen „Kraft“, was die schöpferische Kraft bedeuten kann, die aber missbraucht wird und auf ein falsches Ziel zusteuert. Raphael heißt mit Nachnamen „Blender“, was eine Bezeichnung für einen Menschen ist, der sich besser darstellt, als er wirklich ist.