Karl Maria Klob: Christian Schubart

Volksschauspiel in 5 Aufz.
Unvollendet
Jahr der Publikation
1902
Gattung
Drama
Bibliographische Daten
Christian Schubart. Volksschauspiel in 5 Aufz. o.V, o.O. 1902.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

In diesem „Volksschauspiel“ gestaltete Klob - in einem Stil, der zwischen milieubildendem Naturalismus und bohemienhaftem Rebellenton der Moderne liegt - eine geistig und moralisch produktive Zentralgestalt; der glorifizierte Dichter der Freiheit entwickelt sich vom kritischen Künstler zum kritischen zwar, doch sonst „ordentlichen“ Bürger. In wohl allzu wortreichen Monologen wird hier Polemik geführt sowohl mit der historischen Despotie Karl Eugens als auch mit dem österreichischen Monarchismus und Katholizismus. Hochgepriesen wird dagegen der preußische Staat Friedrichs II. - da manifestiert Klob wohl seine „großdeutsche“ Gesinnung.

Quelle: Nohavicová, Lenka: Das Werk von Karl Maria Klob. Diplomarbeit. Palacky Universität in Olmütz, Olmütz 2008. S. 43-53.

Dieses Drama stellt ein Bild der wirklichen historischen Persönlichkeit – des Dichters, Musikers und Kritikers – Christian Schubart dar. Es soll dem Volke seine Lebensgeschichte vorführen. Er gehörte zu den ersten Persönlichkeiten, die das deutsche Volk zur Empörung gegen Despotie der Fürsten und Diener der Kirche führten. Für seine Angriffe auf die Taten der Vertreter des Staates sollte er büßen und seine Freiheit verlieren. Der Verfasser hat dieses Werk dem deutschen Volke gewidmet, damit es sich von dem Helden belehren lässt. Die Grundidee des Werkes und Schubarts Tätigkeit drückt er mit Schubarts eigenen Versen aus:

„Nur die Gebirgshöhe der Freiheit weitert die Seele,

Und der Knechtskraft Geklüst beengt sie.“ (Klob, Karl Maria: Christian Schubart. Verlag von Carl Groák, Wien, 1902. Vorwort, Abs.2.)

Die Handlung spielte in den Jahren 1759 bis 1787.

  1. Akt

Der Ort des ersten Aktes ist das Haus von Schubarts Eltern in Aalen im Jahre 1759. Die Eltern haben die Nachricht bekommen, dass Christian sich nicht richtig benimmt und deswegen sind sie beunruhigt. Ihr Sohn war immer sehr begabt, aber er kann seine Gabe nicht richtig ausnützen. Der Vater ahnt, dass Christian nicht nur auf schlechte Weise lebt, sondern der Familie auch Schande gebracht hat. Christian kommt von selbst, weil er mit ihnen persönlich sprechen muss. Der Vater ist sehr streng ihm gegenüber, er hat die Nachricht bekommen, dass sein Sohn anstatt zu studieren, trinkt und Geld verschwendet. Christian leugnet es nicht. Er bekennt auch, dass er Geld schuldet und wegen seiner Schulden auch verhaftet wurde. Die Eltern sind sehr enttäuscht, aber Christian sagt, dass er nicht wie alle Menschen sein will, die gute Bürger spielen, aber heimlich ihre Freunde betrügen. Christian will anders sein, er sündigt öffentlich und will für seine Sünden öffentlich büßen. Er bewundert seinen Vater und sagt ihm, dass er ein Prediger werden möchte, weil nur ein solcher Mann auf das Volk wirken kann. Diese Worte mildern die Wut des Vaters und er versöhnt sich mit seinem Kind.

  1. Akt

Der zweite Aufzug spielt in einer Wirtstube in Ludwigsdorf im Jahre 1772. Die trinkenden Leute sprechen über Schubart, der ein Orgelspieler und Musikdirektor in Ludwigsdorf geworden ist. Sie sprechen auch von seinem Leben in Erlangen, wo er Theologie studierte, aber sich meistens nur um Frauen kümmerte. Dann hat er noch in mehreren Städten gewohnt, gelehrt und auch geheiratet. Jetzt lebt er aber wie ein lediger Mann und die meiste Zeit verbringt er mit einem jungen Mädchen. Seine Frau ärgert sich. In der Kneipe kommt es zu einer Schlägerei, Christian beendet die Schlägerei. Danach trifft die Polizei in der Kneipe mit Herrn Spezial Zilling ein, der der Hauptfeind von Schubart ist. Er will Christian Probleme machen, er lässt ihn aus der Gemeinschaft exkommunizieren, weil er – ein verheirateter Mann – mit einem Mädchen öffentlich lebt. 

  1. Akt

Die erste Szene beginnt vor einer Kneipe auf der Landstraße bei Güntzburg im Jahre 1775. Schubart wird wieder zum Thema des Gesprächs fremder Leute, diesmal von drei Geistlichen. Sie haben seine parodistische Chronik in der Hand und ärgern sich darüber. Schubart hört, was sie sagen und ahnt Probleme. Die zweite Szene spielt im Arbeitszimmer General Rieds 1777. Spezial Zilling hat dem General einen Jungen Namens Schulters, der als Zeuge Schuberts unchristlichen Lebens dienen soll, gebracht. Der Junge kann nichts Schlechtes über ihn und seine Frau, mit der er jetzt im Frieden lebt, sagen. General Ried beginnt Christian sogar zu verteidigen, bis ihm die Chronik in die Hände gelangt. Danach ist er entschieden, Schubart zu verhaften. Zillig will ihn von Herzog Karl Eugen, den er in seinen Schriften auch verspottet hat, verurteilen lassen. General Ried befiehlt dem Klosteramtsmann Scholl, Schubart nach Württemberg zu locken.

  1. Akt

Schulters kommt zu Besuch in Schubarts Wohnung, aber Christian ist nicht zu Hause. Schulters warnt seine Frau, Helene. Als Schubart schon zu Hause ist, erzählt Helene, dass er in seiner Kritik der Kirche milder und aufmerksamer sein sollte. Christian hat jedoch keine Angst vor den Ämtern. Er fühlt, dass es zu viel Despotie und Absolutismus in Württemberg gibt und dagegen muss er sich einsetzen. Er will so lange schreiben, bis die Verhältnisse im Lande in Ordnung sind. Der Klosteramtsmann Scholl kommt zu Besuch. Als Mittel seiner List benutzt er einen Universitätsprofessor, den Schubart kennt. Er lädt ihn nach Erlangen ein, wo sie den Professor besuchen sollten. Die zweite Szene des 4. Aktes spielt noch in der Wohnstube bei Scholl. Seine Frau wirft ihm vor, dass er so einen Dienst nicht akzeptieren sollte. Scholl kann dem Herzog gegenüber nicht ungehorsam sein, aber er hat eine dunkle Vorahnung. Schubart ist ein beliebter Mann im Volk.

  1. Akt

Schubart ist im Untergeschoss des Gebäudes an die Wand gebunden. Der Kommandant verteidigt ihn, obwohl Schubart kein guter Christ war, hat er mit der Chronik das Volk gebildet und gegen Österreich und despotische kleine Fürsten in Deutschland gekämpft. Zilling fragt Christian, ob er den Leib Christi empfangen will. Christian antwortet, dass er das ganze Jahr zu Gott gebetet hat.

Schubart ist schon lange Jahre im Gefängnis. Jetzt arbeitet er an einem musikästhetischen Werk. Seine Familie kommt zu Besuch, Helene sagt ihn, dass Leute oft von ihm sprechen. Sie wollen etwas für seine Freilassung tun. Goethe, Klopstock und andere bedeutende Persönlichkeiten haben für ihn gebetet. Er wurde auch vom jungen Schiller besucht.

Herzog Karl Eugen bemerkt ihn im Gefängnis und sagt, dass sein Gedicht über Wilhelm Friedrich sehr erfolgreich war und zum Kaiser selbst gelangt ist. Bei der Abfahrt des Herzogs wird Schubart endlich befreit.

Es geht um eine Mischung vom geschlossenen und offenen Drama, aber es kann als Zieldrama bezeichnet sein.