Ernst Wolfgang Freissler: Die Bürger
Komödie in fünf Akten- Jahr der Publikation
- 1920
- Verlag
- Langen
- Publikationsort
- München
- Gattung
- Drama
- Bibliographische Daten
- Die Bürger. Komödie in fünf Akten. Langen, München 1920.
- Art der Veröffentlichung
- Separate Veröffentlichung
Die Handlung spielt von Mai bis November 1918 in einer mittleren Provinzstadt. Gäste treffen sich in der Wohnung von Dr. Rudolf Sandler (Rudi genannt), der sie über den Verlauf des Krieges informieren soll. Der Maler Erich, Rudolf Sandlers Bruder, spricht mit Käthe, der Frau des Sanitätsrates Dr. Hans Borsch über die Freiheit. Käthe fühlt sich nicht frei, weil sie einen Ehemann hat. Erich ist auch nicht frei, weil er lungenkrank ist. Die Gäste sprechen über Hunger, Politik und Kunst. Schließlich kommt auch Rudi. Nach seiner Meinung müssen die Mittelmächte gewinnen, den Sieg können aber nur eine zeitweilige Exportsperre und „opferbereites Bürgertum“ ermöglichen.
Einige Wochen später führen Erich und Maria, die Frau des Kunsthistorikers Dr. Kurt Riemer, ein Gespräch. Wieder spricht man über die Freiheit. Nach Erichs Meinung muss man sich selbst als Person frei machen. Käthe kommt hinzu, Erich geht weg. Käthe vertraut Maria an, dass sie auf sie eifersüchtig ist, weil Erich Maria liebt. Später kommt Mela, die Frau des Großindustriellen Ing. Carl Bruckner hinzu, und Dr. Riemer, der Maria abholen will. Käthe fährt nach Hause, Mela und Erich bleiben alleine. Vor zehn Jahren waren sie ein Liebespaar. Erich liebt Mela immer noch. Er will, dass sie mit ihm weggeht, doch sie will sich mit ihm nur hin und wieder treffen. Sie verabreden sich für den nächsten Tag.
Ing. Bruckner geht in die Arbeit und Mela schickt das Dienstmädchen für frisches Obst. Erich und Maria kommen über den Balkon hinein, Mela erschrickt. Dr. Bruckner kommt unerwartet nach Hause, Maria und Erich fliehen. Mela beklagt sich über Erich, sagt ihrem Mann, dass Erich ihr nachstellt. Ihn lässt es aber kalt. Dr. Riemer kommt, um Maria abzuholen. Sie ist zwar nicht da, doch Dr. Riemer äußert, dass er froh ist, dass seine Frau Erich als Freund hat – er selbst hat keine Zeit für sie, weil er viel arbeitet. Er vertraut Dr. Bruckner an, dass seine Ehe unglücklich ist. Maria sagte ihm, sie könne ihn nicht lieben, sie ist kalt und ihm fremd. Dr. Bruckner gibt ihm Ratschläge: ein Kind, harte Hand und v.a. sich Erichs zu entledigen.
Kurze Zeit danach verlangt Dr. Riemer, dass Maria ihre Freundschaft mit Erich beendet. Maria versteht die Forderung nicht, da ihr Mann doch früher für diese Freundschaft dankbar war. Die Gäste, die die Riemers eingeladen haben, kommen mit Verspätung, da es in der Stadt Unruhen gibt. Eine Revolution bricht aus und die Gäste eilen nach Hause. Maria verlangt die Scheidung von ihrem Mann.
In Rudis Wohnung treffen sich Ehemänner ohne ihre Frauen. Sie feiern die Revolution und die Abdankung des Kaisers. Erich kommentiert ihr Verhalten: „Sie waren allwöchentlich kaisertreu, kriegsbegeistert, aller Bürgertugenden voll, doch heute verhalten sie sich wie wilde Republikaner. Sie waren es, die „Durchhalten“ riefen, während Tausende von Menschen starben.“
Dr. Bruckner kommt in Rudis Wohnung und warnt Maria, dass sich die Freunde von ihr abwenden wegen ihrer Scheidung. Er bietet ihr ein Gartenhaus und will, dass sie zu seiner Geliebten wird. Sie flieht vor ihm und Erich rettet sie. Die Freunde, die hineinkommen, sehen Erich und Maria in inniger Umarmung. Erichs letzter Satz ist: „Es lebe die Freiheit – für die ist in euer Republik kein Platz."
Freissler thematisiert in dieser Komödie die Novemberrevolution von 1918 und kritisiert das Verhalten der Bürger. Die Bürger verhalten sich opportunistisch, sie passen sich der gegebenen Situation an. Der einzige wirkliche Vertreter der Revolution ist Erich, der das Verhalten der anderen kritisiert und die eigene Freiheit als den höchsten Wert ansieht. (Studentische Arbeit)