Der Name des Fürsten Lichnowsky ist in der Literatur- und Musikgeschichte der deutschsprachigen Länder nicht nur mit dessen Kontakten zu J. F. Haydn, W. A. Mozart, L. van Beethoven, J. W. Goethe und A. G. Forster ebenso wie mit der finanziellen und materiellen Unterstützung einiger Komponisten verknüpft, sondern auch mit dessen Bemühungen um eine Verbreitung der neuesten literarischen und musikalischen Werke.
In die Jahre von 1778 bis 1784 fällt Lichnowskys Bekanntschaft mit A. G. Forster, die in der Korrespondenz und in den Tagebüchern Forsters spezifiziert wurde. Diese Aufzeichnungen belegen, dass Karl Alois Lichnowsky den Schriftsteller und Wissenschaftler Forster mit vielen Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Politik des damaligen Wien (Graf Sternberg, Familie Thun etc.) bekannt machte. Von großer Bedeutung war die Vermittlung des Kontaktes der Gräfin Wilhelmine Thun, die die in Wien angeknüpfte freundschaftliche Beziehung auf der schriftlichen Ebene weiterführte. Der Briefwechsel W. Thuns mit A. G. Forster umfasst die Zeitspanne vom 24. August 1784 bis zum Januar 1786 und zeichnet sich nicht nur durch die retrospektive Charakteristik des Wiener Aufenthaltes aus, sondern er enthält auch viele Informationen über das Leben, Schaffen und die Meinungen A. G. Forsters zur Zeit seines Wirkens an der Universität Wilna.
In den Jahren 1808-1814 war Lichnowskys Bekanntschaft mit J. W. Goethe bestimmend. Der erste Impuls für die Entstehung der Freundschaft war eine Lesung Goethes aus einem seiner Werke 1808 in Karlsbad, bei der auch der Fürst Karl Alois Lichnowsky anwesend war. Goethes Tagebuchaufzeichnungen bestätigen, dass sich die Freundschaft besonders 1810 vertiefte, als Lichnowsky die Kaiserin Maria Lidovica bei ihrem Karlsbader Aufenthalt begleitete. Aus der Zeitspanne vom 4.6.1810 bis zum 22.6.1810 stammen einige Widmungen von Gedichten J. W. Goethes an Maria Ludovica. Da Karl Alois Lichnowsky am Wiener Hof als Arbiter Elegantiarum tätig war, hat er nicht nur den Kontakt zwischen J. W. Goethe und der Kaiserin vermittelt, sondern bis zu seinem Tode 1814 weitere, vorwiegend schriftliche Kontakte zwischen Goethe und dem kaiserlichen Hof in Wien unterhalten. Thematisch ging es in der Korrespondenz ebenso wie in einigen Gesprächen Maria Ludovicas bzw. Karl Alois Lichnowskys mit J. W. Goethe bei den Kuraufenthalten in Karlsbad und Teplitz oft um deutsche Literatur. In diesem Zusammenhang hat Lichnowsky am Wiener Hof eine Handbibliothek mit der neuesten deutschen Literatur eingerichtet, deren Bücherauswahl von Goethe vorgeschlagen wurde. Im Rahmen der Erforschung von Goethes Leben und Werk beleuchtet die Untersuchung der angeführten Kontakte die Problematik von Goethes Beziehung zu Böhmen und dem Wien unter Franz II.
Wahrschenlich 1778 nahm Lichnowsky Kontakt mit J. F. Haydn auf. Diese bis 1798 dauernde Bekanntschaft wurde jedoch nicht intensiv gepflegt und hat sich einerseits auf die Aufführung der frühen Kompositionen L. van Beethovens in Lichnowskys Wiener Haus unter Mitwirkung dessen Streichquartetts und deren Beurteilung von Haydn konzentriert, andererseits hat sich Lichnowsky an der finanziellen Unterstützung der Prämiere von Haydns Werk Schöpfung beteiligt.
Die Bekanntschaft Karl Alois Lichnowskys mit Ludwig van Beethoven war von der vielseitigen Unterstützung des Schaffens dieses Komponisten geprägt. Lichnowsky gewährte Beethoven schon zwei Jahre nach seiner Übersiedlung nach Wien (Ende 1794) eine Wohnung und Gastfreundschaft in seinem Wiener Haus (Alserstraße 45). Da der Fürst auch selbst komponierte und ein eigenes Streichquartett hatte, wurden unter seiner Mitwirkung viele Frühwerke L. van Beethovens uraufgeführt. Nach der erfolglosen Aufführung von Fidelio 1805 kam es im Haus des Fürsten Lichnowsky zur Beratung über das weitere Schicksal des Werks. 1796 unternahm der Komponist in Begleitung des Fürsten Lichnowsky eine Konzertreise über Prag, Dresden und Leipzig bis nach Berlin. Lichnowsky machte den jungen Beethoven in Prag mit vielen Vertretern des Adels bekannt, bei denen er auch einige Konzerte gab. Seit 1801 unterstützte Lichnowsky den mit einem schlechten Gesundheitszustand und materiellen Problemen kämpfenden Komponisten auch finanziell. Der Name des Fürsten erscheint nicht nur im sog. Heiligenstädter Testament, sondern lässt sich auch in einem Brief vom 16.2.1805 an den Verlag Breitkopf und Härtel finden. Aus diesem schriftlichen Dokument geht hervor, dass Lichnowsky sich ebenfalls um die Veröffentlichung einiger Werke Beethovens verdient machte. Während eines Aufenthaltes Beethovens im Schloss des Fürsten Lichnowsky in Grätz bei Troppau 1806 kam es jedoch zum Streit und zur plötzlichen Abreise des Komponisten nach Wien. Das Freundschaftsverhältnis war jedoch nicht lange angespannt. Im Oktober 1811 wurde in Troppau die C-Dur-Messe aufgeführt und Beethoven wohnte wieder im Schloss Grätz. Zum letzten Zusammentreffen zwischen Lichnowsky und Beethoven kam es 1812 in Teplitz, wo zu derselben Zeit ebenfalls J. W. Goethe weilte. Die Tiefe der Freundschaft erkennt man daran, dass einige Werke Beethovens dem Fürsten Lichnowsky gewidmet sind (2. Symphonie D-Dur, Op. 36; Op. 1, 13, 26, WoO 69). Die gegenseitige Zuneigung symbolisiert auch ein Porträt Ludwig van Beethovens von Isidor Neugaß, das Lichnowsky 1806 anfertigen ließ. Die Bedeutsamkeit dieser Bekanntschaft besteht nicht nur in der materiellen und finanziellen Unterstützung Beethovens, sondern sie hängt auch mit den Bemühungen des Fürsten Lichnowsky um die Verbreitung der Musik dieses Komponisten in Wien, Prag und nicht zuletzt in der Troppauer Region zusammen.
In der ganzen Reihe der musikbezogenen Kontakte Karl Alois Lichnowskys fehlt auch die Freundschaft mit W. A. Mozart nicht, dessen Schüler Lichnowsky war. 1789 unternahm Mozart in Begleitung Lichnowskys eine Konzertreise über Prag und Dresden nach Potsdam, wo er dem König vorgestellt werden sollte. Statt der geplanten Audienz bei Friedrich II. sollte sich Mozart auf königliche Empfehlung bei dem Konzertmeister der Hofkapelle, J. P. Duport, melden. In diesem Zusammenhang erhielt er einen Auftrag für sechs Streichquartette und sechs Klaviersonaten für die Prinzessin Friederike. Obwohl Lichnowsky in Mozarts Korrespondenz nicht immer positiv beschrieben wurde, bemühte er sich um die Beseitigung der finanziellen Probleme W. A. Mozarts und eine Anstellung am preußischen Hof unter Friedrich II.
(Iveta Rucková, Olmütz)