Grätz
Die Stadt Grätz (tschechisch Hradec nad Moravicí) liegt im Bezirk Troppau in der Mährisch-Schlesischen Region und ist 9 km weit von der Stadt Troppau und 12 km Wigstadtl entfernt. Die Stadt ist Teil Schlesiens und hat ungefähr 5 500 Bewohner auf einer Fläche von 4395 Hektar. Die Stadt liegt am Zusammenfluss der Mohra (Moravice) und der Hradečná.
Die erste schriftliche Erwähnung dieser kleinen Stadt stammt aus dem Jahr 1060, obwohl es mehrere archäologische Beweise für eine sehr frühe Besiedlung gibt, die bis zum Jahr 2000 vor Christus zurückgehen. Im 13. Jahrhundert erbaute der böhmische König Přemysl Ottokar II. eine gotische Burg an der Stelle einer älteren, die durch einen Brand vernichtet wurde.
Nach dem Tod von Přemysl Ottokar II. im Jahr 1278 zog sich hier seine verwitwete Frau Kunhuta zurück und blieb hier mit ihrem Hof und ihrem Liebhaber Zawisch von Falkstein (Záviš z Falkštejna) von 1279 bis 1281. Im 14. Jahrhundert war Grätz der Sitz des Přemysliden-Fürstentums aus Troppau und im Jahr 1481 wurde ihm der Status einer Stadt verliehen. Mit dieser Anerkennung kamen auch die Marktplatzrechte und das Stadtwappen.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts war die Burg im Besitz von mehreren Personen, wodurch sich der Zustand des Gebäudes langsam verschlechterte und die Burg mehr und mehr an Bedeutung verlor. Erst Kryštof Pruskovský von Pruskov, der die Burg 1585 erbte, organisierte einen großen Umbau im Renaissance-Stil und Errichtung eines Schlossgartens.
Im Jahr 1778 übernahm die schlesische fürstliche Familie Lichnowsky von Woschütz (Voštice auf Tsch.) das Schloss und nach einem tragischen Brand im Jahr 1796 bauten sie das Schloss im Empirestil um. Die Lichnowsky besaßen die Burg bis zu dem Münchner Abkommen im Jahr 1938. Die ganze Zeit hatten sich die sechs Generationen der Familie Lichnowsky um die Burg und um die Stadt zuverlässig gekümmert. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es einen weiteren Umbau im Stil der Neogothik, bei welcher u. a. das sog. Rote Schloss und der Weiße Turm enstanden sind. Die Lichnowsky waren eine kunstliebende Familie, unter deren Mitglieder mehrere Schriftsteller, Komponisten, Sammler und Mäzenen waren. Sie pflegten Kontakte mit Beethoven, Mozart, Liszt, Paganini, Rilke, Twain, Picasso, Kokoschka...
Das Schloss wurde bereits durch das Deutsche Reich konfisziert, wieder auch nach dem zweiten Weltkrieg aufgrund der Beneš-Dekrete. Heutzutage bleibt er im Besitz des tschechishen Staates und ist der Öffentlichkeit zugänglich. 2008 byl prohlášen za nejpohádkovější zámek ČR.