Jolande Delia Zollner-Regula wurde am 2. Mai 1920 in Hohenelbe geboren, in die Familie des Linguisten Dr. Moritz Regula und seiner Gattin Emma (geb. Jandl). Wegen nachkriegsbedingter Wohnungsnot ihrer Eltern verbrachte Jolande ihre frühe Kindheit bei den Großeltern mütterlicherseits, die als die einzige deutsche Familie in dem tschechischen Dorf Czernotin bei Mährisch-Weißkirchen ansässig waren. 1923 übersiedelte sie nach Brünn zu ihren Eltern. Dort besuchte sie zuerst die Eichhorn-Volksschule und später das Deutsche Masaryk-Staatsgymnasium, wo sie 1938 das Abitur mit Auszeichnung ablegte. Sie setzte das Studium an der Prager Karlsuniversität fort und promovierte im März 1941 als damals jüngste Doktorin. Im Juni legte sie die Lehramtsprüfung für Deutsch, Latein und Griechisch ab.
1940 wurde Jolande Delia mit Dr. iur. Johann Zellner vermählt. Zwischen den Jahren 1941 und 1945 unterrichtete sie am Brünner Deutschen Gymnasium, an der Mädchenoberschule in Mährisch-Ostrau und an drei berufsbildenden Schulen wieder in Brünn. Von dort aus machte sie mit ihrer Tochter Jolanthe (geb. am 7. Juni) den Todesmarsch mit. Zellner-Regula verweilte für ein halbes Jahr im niederösterreichischen Kirchstetten, dann fand sie ihre neue Heimat in Graz. Sie legte an der hiesigen Karl-Franzens-Universität ergänzende Prüfungen in Philosophie und Theologie ab. Bis zum Jahre 1977, in dem sie in den vorzeitigen Ruhestand eintrat, lehrte sie an vierzehn unterschiedlichen Schultypen insgesamt achtzehn verschiedene Unterrichtsgegenstände. In den einzelnen Bildungseinrichtungen war sie an der Gestaltung von Lehrplänen, Fortbildungskursen, Seminaren, Rezitationswettbewerben und Schulfeiern entscheidend beteiligt. Daneben dozierte sie an Volksschulen, wirkte als Schul- und Jugendbuchlektorin und hielt Vorträge, Festreden und Dichterlesungen im In- und Ausland.
Ihre ersten literarischen Versuche erschienen in der Sudetendeutschen Tageszeitung. Während der Vertreibung sind jedoch leider alle Manuskripte mit Lyrik, Kurzprosa und Entwürfen zu längeren Prosatexten verloren gegangen. In der Nachkriegszeit widmete sich Zellner-Regula ausschließlich ihrer Familie und ihrem Lehrberuf - ihr dichterisches Schaffen wurde dadurch zur Seite geschoben. Zu dieser Zeit entstanden nur Übersetzungen aus dem Lateinischen (Sallust) sowie Nachformungen antiker Verskunst (Ovid, Vergil, Horaz, Vagantenpoesie, Carmina Burana u. ä.).
Erst im Ruhestand, nach langjähriger Tätigkeit in der SLÖ (Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich) und SL (Sudetendeutsche Landsmannschaft), hatte Zellner-Regula genug Zeit, sich der Poesie zu widmen. 1984 erschien der Lyrikband Anruf und Antwort, 1985 die Anthologie Wiesenblumen, 1987 die umfangreiche Antike Mythologie in Prosa und Poesie, 1992 der Kurzgeschichtenband Damals und derzeit – dort und da, 1993 die bibliophile Ausgabe Ein steter Wandel ist der Lauf der Zeit mit Sonetten zu Brunner Aquarellen von Thea Braun und 1994 der Lyrikband Zugänge zur Zeit.
In ihren lyrischen Werken berücksichtigte Zellner-Regula sowohl das Erlebte als auch das Erdachte und ihre Lieblingsform war das Sonett. Die Dichterin wurde während ihrer literarisch aktiven Lebensetappe mit mehreren Preisen ausgezeichnet: mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark und der SL, dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Graz, dem Lyrikpreis des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes 1983, mit weiteren Lyrikpreisen 1983 und 1984 und mit dem Buchpreis der AWMM (= Arbeitsgemeinschaft für Werbung, Markt- und Meinungsforschung) 1985 sowie mit der Adalbert-Stifter-Medaille der SL. Jolande Delia Zellner-Regula verstarb am 26. Juni 1994 in Graz.
(Zum Tod von Dr. Jolande Zellner-Regula: Einer Heimat streben wir zu… In: Sudetenpost (4.8.1994), 40. Jahrgang, Folge 15/16, S. 5.)