Emanuel Straube wurde am 14. Dezember 1801 im südmährischen Nikolsburg geboren. Er besuchte das hiesige piaristische Gymnasium, wo er sich den humanistischen und philosophischen Studien widmete, dann ging er nach Wien, um dort Rechtswissenschaft zu studieren. Für mehrere Jahre arbeitete er als Praktikant im Manipulationsfach der k. k. vereinigten Hofkanzlei und absolvierte allmählich die Rangstufen des Dienstes, bis er im Jahre 1863 zum Direktor der Manipulationsämter im Innenministerium ernannt wurde. In der vormärzlichen Zeit war er auch als k. k. Zensor tätig, aber er zählte zu den humansten, einsichtsvollsten und gemäßigtsten. Daneben nahm er an den Sitzungen des Silbernen Kaffeehauses teil, das von Ignaz Neuner gegründet wurde, und wo sich v. a. Literaten und Gelehrte trafen - z. B. Eduard von Bauernfeld, Ignaz Franz Castelli oder Anastasius Grün.
Es ist weniger bekannt, dass Straube einst nach Böhmen geschickt wurde, um dort Archivalien zu übernehmen, wobei er auf einem Schloss wichtige Akten fand, die die Geschichte Wallensteins betrafen. Er nahm diese Archivalien nach Wien mit, wo sie dann in das kaiserliche Haus-, Hof- und Staatsarchiv gebracht wurden. In diesem Archiv sind zwei von Straubes handschriftlichen Arbeiten zu Wallenstein zu finden: Dreizehn Monate aus Wallenstein's Leben und Materialien zu einer Geschichte Wallenstein's. Weiterhin wirkte er als Archivdirektor des k. k. Finanzministeriums. 1868 trat Straube aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand und übersiedelte nach Salzburg. Zu dieser Zeit wurde er mit dem Franz-Joseph-Orden ausgezeichnet. Im Ruhestand schrieb er fleißig für die Salzburger Zeitung, verfasste Gedichte, sorgte als Vorstand des Schiller-Vereins für die Interessen desselben, hielt Vorträge über wichtige politische Tagesfragen und gehörte u. a. der Gesellschaft für Landeskunde an. Straube verstarb am 5. März 1872 in Salzburg im Alter von 71 Jahren an einem Lungenödem.
Mit der Schriftstellerei begann Straube bereits im Vormärz und seine Werke erschienen entweder als selbstständige Publikationen oder in verschiedenen Zeitschriften, Zeitungen, Journalen und Almanachen. Auf dem literarischen Feld wurde er hauptsächlich als Autor von Novellen, Erzählungen und Romanen bekannt; daneben verfasste er auch einige Dramen und viele Gedichte. Zu den im Buchhandel publizierten Werken gehören z. B. die Novellen Gutenstein (1835) und Die Pest in Wien (1842), die Sammlungen Novellen und Erzählungen (1840) und Kleeblätter (1845), der Roman Ein Wiener Früchterl (1858) oder das Lustspiel Das Rendezvous (1838). Seine Texte erschienen auch in der zeitgenössischen Presse wie z. B. in der Allgemeinen Theaterzeitung, Wiener Zeitschrift oder im Humoristen. Bei der Wiener Zeitschrift wirkte er jahrelang als Referent des Burgtheaters, schrieb die Anzeigen besserer schöngeistiger Werke und leitete das Blatt in Abwesenheit des Redakteurs. Daneben arbeitete er auch in der Redaktion der Donau-Zeitung.
Wie gesagt, wurden viele von Straubes kurzen Prosatexten (Erzählungen, Novellen und Sagen) und Gedichten in der damaligen Presse publiziert. Er verfasste u. a. Sinn- (z. B. Sonst und Jetzt oder Im Freyen), aber auch Gelegenheitsgedichte (z. B. Das Feuer des achten Februars oder Auf den Tod der Erzherzoginn Marie). In seinen Texten ließ er sich von ausländischen Werken beeinflussen - dies betrifft z. B. die Novellen Ein Geheimniß (1836) und Die Zigeunerin (1837), wofür Straube die Inspiration in der italienischen Literatur fand. Straube widmete sich in seinen Texten regionalen Themen und Motiven - dies ist am anschaulichsten in den verschiedenen Sagen, Legenden und Novellen, die mit gewissen böhmischen, mährischen oder auch österreichischen Ortschaften verbunden sind. Zu diesen Texten zählen z. B. die Erzählung Mitternacht auf dem St. Stephansplatze (1838, verbunden mit Wien), die Sagen Die schöne Marie (1846, Isergebirge) und Das Moormännlein (1846, Nachod im Nordosten Tschechiens), die Reiseschilderung Eine Winter-Tour (1846, Pirnitz und Triesch) oder die Novelle Der Grenzstreit (1847, Isergebirge).
Straube war zu seiner Zeit, v. a. in den 1830ern und 1840ern, ein viel gelesener, wenn auch nicht erstklassiger Autor. Trotzdem und vielleicht deswegen wurde er im Ausland kaum bekannt und in vielen literaturgeschichtlichen Überblicken und Lexika kommt sein Name überhaupt nicht vor. Julius Seidlitz, einer der wenigen Fachleute, die Straube als Autor wahrgenommen haben, äußerte sich zu seiner Person folgendermaßen: "In seinen Novellen offenbart sich ein Ringen mit dem österreichischen Geiste, ein Streben, sich aus den stereotypen Fesseln österreichischer Novellistik loszureißen." (In: Wurzbach, Constantin von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Band 39. 1879, S. 319.) Es gab aber auch negative Urteile über das literarische Schaffen Straubes, wenn ihm z. B. die Neigung zu Plagiaten vorgeworfen wurde. Seine Tätigkeit als Zensor verhalf ihm jedoch, das Ansehen über ihn in gewissem Maß zu erhöhen.
(Auf Basis der Sekundärliteratur und der zeitgenössischen Presse bearbeitet von Radek Flekal)