Leopold Adler wurde am 5. März 1850 im mährischen Eibenschütz in einer jüdischen Familie geboren, als Sohn des Arztes Joachim Adler und seiner Gattin Fanny (geb. Eisenschitz). Sein jüngerer Bruder Guido (1855-1941) wurde später zu einem bedeutenden österreichischen Musikwissenschaftler. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahre 1856 übersiedelte die Mutter mit ihren sechs unversorgten Kindern nach Iglau. Von Jugend an interessierte sich Adler für die Bühne und wurde auf diese Laufbahn von Roderich Aufschütz und Alexander Strakosch vorbereitet.
Adler begann seine schauspielerische Karriere in Karlsbad als Friedrich Schiller im Schauspiel Die Karlschüler von Heinrich Laube. Er war vornehmlich als Charakterdarsteller (Franz Moor, Lear, Perrin usw.) tätig und bemühte sich die Feinheiten aus jeder Rolle herauszuarbeiten. Er spielte weiter auf kleineren sächsischen Bühnen, wobei er während dieses Wanderlebens mehrmals die Gelegenheit ausnutzte, sich als Regisseur zu betätigen. Diese Erfahrungen beeinflussten ihn so sehr, dass er sich danach ausschließlich der Theater-Regie widmete. Am 23. August 1888 ließ er sich in der Berliner Jerusalem-Kirche evangelisch taufen.
Seit 1889 war Adler als Regisseur in Riga tätig, seit 1892 führte er die Oberregie am Breslauer Stadttheater und 1894 wurde er von dort als Oberregisseur nach Berlin berufen, an das neu gegründete Schiller-Theater. Zwei Jahre später zog er an das Leipziger Stadttheater. Am 2. Oktober 1902 trat er als Regisseur und Dramaturg in den Verband der königlichen Schauspiele in Berlin und seit 1909 wirkte er als Direktor des königlichen Hoftheaters in Braunschweig. In der Theaterwelt fand er aufrichtige Anerkennung, vor allem dank seiner erstaunlichen Arbeitskraft, seiner abgetönten und stimmungsvollen Inszenierungen und seiner umsichtigen und sinnigen Regieführung.
Aus dem literarischen Schaffen Adlers sind vor allem seine Dramen zu nennen, die in sich die geschickte Technik mit geistigem Inhalt verbinden und auf deutschen und österreichischen Bühnen (u. a. am Burgtheater) aufgeführt wurden. Das kleine Drama Das Buch Hiob (1891) und die Einakter-Trilogie Drei Siege (1910) brachten dem Autor den meisten Anklang. Das zweitgenannte Drama besteht aus drei Teilen, die einen Zeitraum von mehr als vierzig Jahren umspannen, an verschiedenen Orten mit je eigenem Milieu spielen und sich um die Figur des Königs Friedrich des Großen drehen. Die zeitgenössische Kritik lobte hauptsächlich den dramatischen Aufbau einzelner Akte und die sichere Hand in der Darstellung der Charaktere. Weiter kann man noch die Dramen Nur drei Worte (1891), Kaiser und Galiläer (1897, bearbeitet nach Ibsen) und Das Friedensdenkmal (1898) erwähnen. Dem letztgenannten Stück wurde seitens der Kritik vorgeworfen, dass die Handlung als zu unwahrscheinlich erscheint und eher zu einer Novelle passen würde. Neben diesen Tätigkeiten wirkte Adler ebenfalls als Rezitator. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er zurückgezogen in der Münchner Nymphenburg, wo er schließlich am 29. April 1919 im Alter von 69 Jahren verstarb.
(Bearbeitet von Radek Flekal auf Basis der Sekundärliteratur und der zeitgenössischen Presse)
Der Dramatiker, Schauspieler, Theaterregisseur und Rezitator Leopold Adler (*1850) wurde in Eibenschütz in eine jüdischen Familie geboren und war der ältere Bruder des bekannten Musikwissenschaftlers Guido Adler (1855-1941). Er wirkte auf verschiedenen Bühnen Europas (Riga, Breslau, Berlin, Braunschweig), zuerst als Schauspieler, dann als Regisseur und verfasste einige Dramen, die in Deutschland und Österreich aufgeführt wurden - z. B. Das Buch Hiob (1891) oder die Dreiakter-Trilogie Drei Siege (1910). Adler verstarb im Alter von 69 Jahren in München.
Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart (6. Auflage). Band 1. Leipzig 1913, S. 32.
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Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. Band 1. De Gruyter, Berlin 2002, S. 13.
Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 1. A - Benc. K. G. Saur, München 1992, S. 62.