Theodor Scheibe wurde am 18. August 1820 in der südmährischen Stadt Znaim geboren. Sein Vater wurde ursprünglich als kaiserlicher Offizier angestellt, wechselte dann aber seinen Beruf und entschied sich für eine Stelle im Zivilstaatsdienst. Der junge Theodor besuchte zuerst die Volksschule und dann das Gymnasium in seiner Heimatstadt. Bereits zu dieser Zeit konnte man bei dem Jungen einen regen Sinn für Romantik und dichterisches Talent spüren. Als Schüler am Gymnasium schrieb Scheibe einige Theaterstücke, die von seinen Schulkollegen aufgeführt wurden. Das Leben in einer Provinzstadt und seine Bewohner boten dem lebhaften Jungen reiches Material für seine ungezügelten und eigensinnigen Satiren.
Nachdem er das Znaimer Gymnasium abgeschlossen hatte, ging Scheibe an die Wiener Universität. Zuerst besuchte er juristische Vorlesungen, aber dann entschied er sich für das Studium der Medizin. Bald gab er auch die Medizin auf und beschäftigte sich ausschließlich mit der Schriftstellerei. Bereits in der vormärzlichen Zeit wurden seine ersten Schriften in verschiedenen zeitgenössischen Blättern Wiens publiziert: Im Humoristen erschien die Novelle Der Dorfkomödiant (1846) und in der Wiener Zeitschrift die Erzählung Die Tochter des Rebellen (1847). Beide Texte fanden eine recht freundliche Aufnahme und die Leserschaft erkannte in dem jungen Autor ein vielversprechendes Erzähltalent.
Im Revolutionsjahr 1848 beteiligte sich Scheibe an der revolutionären Bewegung: Er kümmerte sich um verschiedene Flugschriften und redigierte dazu die Zeitschrift Der Mann des Volkes. Nach der katastrophalen Oktoberrevolution floh er aus Wien, um dem Zorn der Soldaten zu entgehen. Nach seiner Rückkehr nach Wien blieb er im Hintergrund und wirkte als Mitarbeiter des Witzblattes Punsch, um das Zwerchfell der Wiener, die es nach den blutigen Begebenheiten brauchten, zu "attackieren". Das Blatt wurde allerdings bald verboten und Scheibe schrieb teils alleine, teils in Gemeinschaft mit Karl Sitter. Aus ihrer Zusammenarbeit entstanden verschiedene Possen und Volksstücke für die Wiener Vorstadtbühnen. Aus diesen Theaterstücken lassen sich Zopf und Braut (1850), Donaunixe und Vater Rhein (1853), Pagatel (1853), Zwerg und Schneider (1853) oder Das Mädchen aus dem Fremdenblatt (1855) erwähnen.
Am Anfang der 50er Jahre betrat Scheibe auch das belletristische Feld und begann umfangreiche Erzählungen und Romane zu schreiben, die häufig als Folgeromane (bzw. -erzählungen) in der zeitgenössischen Presse (nicht selten zwei oder mehrere Texte auf einmal) veröffentlicht wurden. Die Texte erschienen vor allem in der Morgen-Post, dem Wiener Tagblatt und dem Neuen Wiener Blatt. In der Morgen-Post bildeten seine Romane sogar eine "eigene Rubrik". Scheibe verfasste hauptsächlich historische und soziale Romane über bekannte (oder fiktive) Gestalten und Begebenheiten aus der Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte. An dieser Stelle können wir Romane wie Die Prinzessin im Kloster (1850), Die Sträflinge vom Spielberg (1860, im Jahre 1865 ins Tschechische übersetzt als Trestanci na Špilberku) oder Die Grenadiere der Kaiserin (1862, im Jahre 1865 ins Tschechische übersetzt als Granátníci císařové) nennen. Außerdem publizierte er auch einige Kriminalgeschichten wie z. B. Das Tischlerkreuz auf der Schmelz (1866) oder Die Gefangenen von Stein (1869). (Die unten angegebene Werkliste ist aufgrund der großen Quantität der Texte unvollständig.)
Scheibe publizierte seine Texte nicht nur unter seinem Namen, sondern auch unter Pseudonymen - Dr. Stark und Ernst Rose. Er war außerdem für viele Jahre Mitarbeiter des Wiener Tagblattes und in den Jahren 1862-1867 wirkte er als Herausgeber und Redakteur des illustrierten Wiener Witzblattes Der Kukuk. Neben den dramatischen und epischen Werken verfasste Scheibe ebenfalls mehrere Gedichte, die sich verstreut in verschiedenen zeitgenössischen Kalendern, Almanachen und Taschenbüchern befinden.
Der unglaublich fruchtbare Romancier, Dramatiker und Journalist Theodor Scheibe - von manchen als "österreichischer Dumas" bezeichnet - verstarb am 25. März 1881 in Kasten bei Böheimkirchen im Alter von 61 Jahren und hinterließ eine beträchtliche Reihe von Romanen, die beim Publikum sehr beliebt waren. Seine reiche Phantasie war eine unerschöpfliche Quelle romantischer Situationen, die man auf den Blättern seiner Schriften erleben konnte - diese Tatsache sicherte ihm, zumindest zu Lebzeiten, eine große Popularität.
(Auf Basis der Sekundärliteratur und der zeitgenössischen Presse bearbeitet von Radek Flekal)
Der aus Znaim stammende Romancier, Dramatiker und Journalist Theodor Scheibe (*1820) gab seine juristischen und medizinischen Studien auf, um sich ausschließlich einer schriftstellerischen Karriere widmen zu können. Im Revolutionsjahr sorgte er für politische Flugschriften und musste sogar aus Wien fliehen. Als Schriftsteller verfasste er zuerst einige kürzere Texte und Theaterstücke (z. B. Zopf und Braut, 1850), aber er wurde hauptsächlich als Autor von zahlreichen historischen und sozialen Romanen bekannt (z. B. Die Sträflinge vom Spielberg, 1860; Die Grenadiere der Kaiserin, 1862), die oft in der Presse (v. a. in der Morgen-Post) veröffentlicht wurden. Außerdem publizierte er einige Kriminalgeschichten (z. B. Das Tischlerkreuz auf der Schmelz, 1866) und mehrere Gedichte, die verstreut in verschiedenen Kalendern und Almanachen zu finden sind. Der "österreichische Dumas" verstarb in Kasten bei Böheimkirchen im Alter von 61 Jahren.