Gustav Adolf Schöll wurde am 2. September 1805 in Brünn in eine aus Württemberg stammende Familie geboren. Sein Vater war ein wohlhabender Fabrikant, der viele gemeinnützige und wohltätige Anstalten unterstützte. Außerdem trug er bedeutend zur Begründung der deutsch-evangelischen Gemeinde in Brünn bei. Der hiesige Prediger, Ferdinand Hochstetter, der auch als Naturforscher tätig war, wirkte überdies als Erzieher des jungen Adolf. Mit 14 Jahren begann Schöll das Gymnasium in Stuttgart zu besuchen und dank seiner poetischen Begabung erweckte er beim dortigen Lehrer Gustav Schwab (1792-1850), mit dem ihn später eine Freundschaft verband, große Begeisterung. Im Jahre 1823 ging er nach Tübingen, um sich dort den theologischen Studien widmen zu können. Dort befreundete er sich u. a. mit dem Dichter Ludwig Amandus Bauer (1803-1846) oder dem Literaturwissenschaftler und Philosophen Friedrich Theodor Vischer (1807-1887).
In Tübingen besuchte Schöll auch Vorlesungen über griechische und römische Literatur. Die wachsende Begeisterung für diesen Wissensbereich hatte zur Ursache, dass er sich von der Theologie abwandte. Stattdessen entschied er sich für das Studium der alten Geistes- und Kunstgeschichte. 1826 verließ er Tübingen und blieb ein Jahr lang bei seinem Schwager, dem Professor Rieke, in Hohenheim (Stuttgart). Dort befreundete er sich mit dem Dichter Ludwig Uhland (1787-1862), nach dessen Ableben er die Schrift Erinnerungen an Ludwig Uhland (1863) veröffentlichte. Ermuntert durch Uhland verfasste er 1827 sein erstes Drama Dido und publizierte in Hauffs Märchenalmanach die phantastische Erzählung Der arme Stephan. Daneben widmete er sich in Stuttgart dem Übersetzen von Herodot's von Halikarnass Geschichte, die seit 1828 in mehreren Bänden herausgegeben wurde. Dann verbrachte er ein Jahr in Göttingen, als Schüler und Freund Karl Otfried Müllers (1797-1840), und mit der Dissertation De origine græci dramatis (1828) promovierte er dort. In den Jahren 1829-1832 verweilte er im elterlichen Haus in Brünn, während er sich mit den Vorbereitungen auf die akademische Laufbahn beschäftigte. 1832 wurde in Brünn sein einaktiges Festspiel Der zwölfte Februar aufgeführt.
1832 ging Schöll nach Berlin und besuchte dort Vorlesungen von August Boeckh (1785-1867) und Karl Lachmann (1793-1851) und widmete sich dem Studium der Hegelschen Philosophie. Der Eintritt in die geistvollen Künstler- und Gelehrtenkreise Berlins und der nähere Umgang mit Joseph von Eichendorff (1788-1857), dessen erste Gedichtsammlung er redigierte, und Adalbert von Chamisso (1781-1838), der ihm die Arbeit in der Redaktion des Musenalmanachs für einige Jahrgänge ermöglichte, boten ihm eine günstige Gelegenheit zu einer allgemeinen und künstlerischen Ausbildung. Im Jahre 1833 habilitierte er sich als Dozent an der Universität und hielt Vorlesungen zur Einführung in die griechischen Tragiker, über die Kritik der griechischen Mythologie und die Poetik von Aristoteles. 1835 erfolgte seine Ernennung zum Lektor der Mythologie und Kunstgeschichte an der Akademie der Künste.
Schöll erhielt ein Angebot im estnischen Dorpat/Tartu als Professor wirken zu können, aber er lehnte diese Position ab, da er mit Reisen, auf denen er die Kunstsammlungen deutscher Städte kennenlernte, beschäftigt war. Die Reisen wurden ihm durch finanzielle Mittel des damaligen Kultusministers Karl vom Stein zum Altenstein (1770-1840) ermöglicht. Zu dieser Zeit verfasste Schöll das Werk Beiträge zur Geschichte der griechischen Poesie (1839), das er seinem Freund Karl Otfried Müller widmete. Schöll begleitete Müller auf seiner Reise nach Italien und Griechenland, wo Müller am 1. August 1840 in Athen verstarb. Beeinflusst durch seinen Aufenthalt im antiken Griechenland verfasste Schöll die Übersetzung von Sophokles' Tragödie Ajas (1842) und widmete sich dem altgriechischen Gelehrten weiter im biographischen Werk Sophokles. Sein Leben und Wirken (1842). Außerdem gab er die Schrift Archaeologische Mittheilungen aus Griechenland (1843) heraus, die auf den hinterlassenen Reisenotizen Müllers basierte.
Im Herbst 1842 wurde Schöll zum Professor der Archäologie in Halle berufen und kurz vor dem Antritt dieser Professur vermählte er sich in Coblenz mit der Schwester seines Freundes Jakob Henle (1809-1885), eines bekannten Anatomen. In Halle verweilte er nur kurz, denn er erhielt bald einen Ruf nach Weimar, wo er die Stelle des verstorbenen Ludwig von Schorn (1793-1842) im Direktorium der freien Zeichenschule und der Großherzoglichen Kunstsammlungen übernehmen sollte. Im Frühjahr 1843 begab er sich nach Weimar und gründete dort mit seiner Gattin eine große und glückliche Familie - mit vier Söhnen und einer Tochter. Bis in sein hohes Alter widmete er sich ebenfalls einer reichen wissenschaftlichen Tätigkeit - er beteiligte sich u. a. an der Errichtung von Dichterdenkmälern, der Restauration der Wartburg und der Aufstockung des hiesigen Museums.
In seinen wissenschaftlichen Arbeiten konzentrierte sich Schöll vorwiegend auf Goethe und als Früchte seiner Forschungen sind folgende Schriften zu nennen - Briefe und Aufsätze von Goethe aus den Jahren 1766 bis 1786 (1846), Göthe's Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776 bis 1826 (1848) und Goethe in Hauptzügen seines Lebens und Wirkens (1882). Im Text Weimar's Merkwürdigkeiten einst und jetzt (1857) widmete er sich der Stadt, in der er fast vier Jahrzehnte verbrachte. Seit 1861 wirkte er in Weimar als Oberbibliothekar. Obwohl er sich der Poesie hauptsächlich in seiner württembergischen Jugendzeit widmete, wurden seine Gedichte aus den Jahren 1823-1839 (1879) als Sammlung erst kurz vor seinem Tod herausgegeben. 1880 wurde er von einem schweren Nervenleiden ergriffen, infolgedessen er für längere Zeit in Freienwalde auf dem Landsitz eines Freundes verweilte. Dieser Aufenthalt trug zwar zur Erholung, aber nicht zur Heilung bei. Im Frühjahr 1881 wurde der schwer erkrankte Schöll in einer Heilanstalt in Jena untergebracht, wo er am 26. Mai 1882 im Alter von 76 Jahren verstarb. Die literarische Welt verlor an diesem Tag einen Dichter, Übersetzer, Mythologen, Archäologen, Kunstkritiker und Literaturforscher in einer Person.
(Bearbeitet von Radek Flekal auf Grundlage der Sekundärliteratur)
Der Dramatiker, Dichter, Übersetzer, Mythologe, Archäologe, Kunstkritiker und Literaturforscher Gustav Adolf Schöll (*1805 in Brünn) besuchte das Gymnasium in Stuttgart und 1823 begann er theologische Studien in Tübingen, die er dann gegen die alte Geistes- und Kunstgeschichte eintauschte. 1828 promovierte er in Göttingen, die Jahre 1829-1832 verbrachte er zurück in Brünn und dann ging er nach Berlin, wo er u. a. Joseph von Eichendorff und Adalbert von Chamisso kennenlernte. 1840 unternahm er mit seinem Freund Karl Otfried Müller eine Reise nach Italien und Griechenland und ab 1843 bis zu seinem Tode im Jahre 1882 wirkte er in Weimar.
Schöll verfasste einige Dramen (z. B. Dido, 1827), aber den größten Teil seines literarischen Schaffens bilden literaturwissenschaftliche Schriften, v. a. über Goethe wie Briefe und Aufsätze von Goethe aus den Jahren 1766 bis 1786 (1846), Göthe's Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776 bis 1826 (1848) und Goethe in Hauptzügen seines Lebens und Wirkens (1882) oder über die griechische Kunst und Kultur wie z. B. Beiträge zur Geschichte der griechischen Poesie (1839). Außerdem übersetzte er antike Gelehrte wie Herodot's von Halikarnass Geschichte (1828-1832) oder Ajas (1842) von Sophokles. 1879 erschienen seine Gedichte aus den Jahren 1823-1839.