Meir Marcell Faerber (Färber; Ps. Meir Reubeni, A. Rondan) kam 1908 in Mährisch Ostrau zur Welt, als Sohn des Rabbiners Dr. Rubin Faerber (später Reuven Farber) (1869-1955) und seiner aus Wien stammenden Frau Sara Olga, geborene Rosenfeld (1884-1969). Im Unterschied zu vielen anderen jüdischen Schriftstellerkollegen seiner Generation, die in assimilierten Elternhäusern aufgewachsen sind, wuchs Faerber in einer bewusst jüdischen, von religiöser Tradition und zionistischen Ideen geprägten Lebenswelt heran. Sein Vater verstand es, jüdische Religiosität mit der Programmatik des Zionismus in Einklang zu bringen. Der junge Faerber wurde so schon früh mit den Zielsetzungen des Zionismus vertraut, jener im späten 19. Jahrhundert entstandenen politisch-kulturellen Bewegung, die eine geistig-ethische Erneuerung des Judentums („Jüdische Renaissance“), die Herausbildung einer neuen, selbstbewussten, kämpferisch-offensiven jüdischen Identität, den Widerstand gegen den Antisemitismus und den Aufbau eines jüdischen Staates in Palästina forderte und diese Ziele in die politische Praxis umzusetzen versuchte. Überdies war Faerbers Vater, der eine Dissertation über „König Salomon in der Tradition“ (1902) verfasst hatte, auch publizistisch tätig. In seinen Schriften befasste er sich vor allem mit religiösen Themen, unter anderem veröffentlichte er eine Broschüre über den 15. Ab als ehemaliger jüdischer Volksfesttag (1908) sowie einige seiner Predigten und Festreden; des Weiteren bearbeitete er religiöse Lehrbücher (Geschichte Israels für die israelitische Jugend von Gerson Wolf und Biblische Geschichte und Religionslehre für die israelitische Jugend von Jakob Mautner und Seligmann Kohn).
Wenngleich die politische Situation in Mähren, wo Faerber seine Kindheit verbracht hat, durch den „Mährischen Ausgleich“ von 1905 vergleichsweise ruhig war, wurde er doch bereits früh mit den Nationalitätenkonflikten der Habsburgermonarchie konfrontiert, lernte er die Außenseiter-Position des „Juden“, aber auch des „Deutschen“ in einer mehrheitlich tschechischsprachigen Umgebung kennen. Von Jugend an identifizierte er sich mit der zionistischen Idee. Der Aufbau eines jüdischen Gemeinwesens in Palästina erschien ihm als die einzige Chance zur Überwindung der antisemitischen Bedrohung. Die Schulausbildung absolvierte Faerber am Gymnasium in Mährisch Ostrau und an der deutschen Staats-Handelsakademie in Brünn. Nach der Schule nahm er eine Stelle als Filialleiter eines Instituts für Inkasso und Kreditorenschutz in Reichenberg (Böhmen) an und begann nebenbei mit journalistischen Arbeiten. Unter anderem wirkte er als Redakteur des Handelsblattes mit Realitätenbörse und veröffentlichte Artikel in jüdischen und zionistischen Organen. Zu dieser Zeit begann er auch mit ersten literarischen Versuchen (eine erste Veröffentlichung, die Skizze Der Hamster, hatte er schon als Dreizehnjähriger in der Kinderbeilage der Ostrauer Morgenzeitung veröffentlicht). 1926 erschien die Novelle Lola, 1928 folgte der Lyrikband Gefühl und Gedanke. Der jugendliche Autor identifizierte sich zum einen mit dem Erbe des habsburgischen Vielvölkerreiches (daraus resultierte seine lebenslange Verbundenheit mit Österreich), zum anderen aber auch mit der 1918 von Tomáš G. Masaryk geschaffenen Tschechoslowakischen Republik, die ihm als das „Musterbeispiel liberaler Demokratie“ (Faerber, Drei mal drei Glieder einer Kette, S. 7) erschien.
1929 verfasste Faerber zusammen mit Oscar Herlinger die Broschüre Zionismus - gestern - heute - morgen. Diese Schrift, deren Reinertrag dem zionistisch-revisionistischen „Tel Chaj Fonds“ zugutekam, entstand anlässlich der blutigen Unruhen, von denen das zionistische Siedlungswerk in Palästina im August 1929 erschüttert wurde. Bei heftigen Ausschreitungen wurden mehr als 130 Juden von arabischen Extremisten ermordet; besonders betroffen waren Hebron, Safed und Jerusalem. Faerbers Beitrag zu der Broschüre trug den Titel Gedankengang eines religiösen Juden und identifiziert sich mit der Ideologie der rechtsgerichteten, von Wladimir Jabotinsky angeführten zionistischen Revisionisten („Revisionismus ist ein klares Programm zum Aufbau des Judenstaates“, S. 15). Wenngleich Faerber den Schutz der Rechte der in Palästina ansässigen Araber betonte, wies er auf die Notwendigkeit zur Schaffung einer jüdischen Majorität in dem zu jener Zeit unter britischer Mandatsverwaltung stehenden Land hin. Innerjüdisch perspektivierte Faerber eine Synthese von „Religiosität und Nationalität“ (S. 12).
Unter dem Eindruck der beginnenden Judenverfolgung in Deutschland nach der Machtergreifung Hitlers schrieb Faerber 1933 das Zeitstück Auf der Flucht erschossen, das noch im selben Jahr im Exilverlag „La Bibliothèque“ (Antwerpen) erschienen ist. Dieses Drama hat das Schicksal und die Ermordung eines jüdischen Chemikers zum Inhalt, der sich der Illusion hingibt, mit der Entwicklung neuartiger Strahlen einen Beitrag zur Abschaffung des Krieges zu leisten, aber erleben muss, wie seine Erfindung von den nationalsozialistischen Machthabern als Kriegswaffe missbraucht wird. Die Tragik des Erfinders und apolitischen Intellektuellen verknüpft Faerber mit der Tragik des assimilierten Juden, der sich erst durch die antisemitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten seiner Identität als Jude bewusst wird.
Im April 1934 übersiedelte Faerber nach Tel Aviv, wo er den Großteil seines weiteren Lebens verbracht hat. Er fasste den Entschluss zur Einwanderung in Palästina aufgrund seiner zionistischen Überzeugung. Am Beispiel der fiktiven Figur von Erich Alter, dem Protagonisten seines Romans Drei mal drei Glieder einer Kette, reflektiert Faerber auch über seine eigenen Motive zur Immigration:
Erich Alter hatte bereits Anfang 1934 die Tschechoslowakei verlassen, die von Norden, Westen und Süden vom nationalsozialistischen Regime bedroht war. Er wollte nicht warten, bis die Hitlerherrschaft auch über die von Masaryk geschaffene demokratische und liberale Republik hereinbrechen werde. Zionist war er seit seiner frühen Kindheit, und so war naheliegend, beizeiten die Konsequenz zu ziehen und in das alt-neue Land der Volksheimat auszuwandern.
Obwohl Faerber Hebräisch beherrschte, hielt er aber dennoch an der deutschen Sprache fest und bemühte sich in den folgenden Jahrzehnten immer wieder, organisatorische Grundlagen für das kulturelle Leben der deutschsprachigen Einwanderer zu schaffen. 1935 gründete er die erste deutschsprachige Zeitung Palästinas, der er den Namen Orient-Express gab und die wegen des Boykotts der deutschen Sprache außerhalb Palästinas, in Beirut (als deutschsprachige Ausgabe der französischen Zeitung La Syrie), gedruckt werden musste. Faerber begründete die Herausgabe dieses Organs mit der Notwendigkeit, den vielen deutschsprachigen Einwanderern, die „von Judentum, Zionismus und den Verhältnissen in ihrem neuen Lande nur sehr vage, unklare Begriffe hatten“, die Integration zu erleichtern (vgl. Faerber, Statt einer Autobiographie, S. 26 f.). Bereits nach zweieinhalb Monaten musste die Zeitung jedoch aufgrund eines Boykottbeschlusses des Hebräischen Journalistenverbandes eingestellt werden. Mehr Erfolg hatte die von Siegfried Blumenthal in Tel Aviv gegründete deutschsprachige Zeitung Jediot Chadaschot [Neue Nachrichten] (Tel Aviv), an der Faerber seit 1946 als Redaktionsmitglied mitarbeitete. Die Schwierigkeiten beim Aufbau eines deutschsprachigen Kulturlebens in Palästina waren dadurch bedingt, dass seit der Machtergreifung Hitlers und der Judenverfolgung in Deutschland die deutsche Sprache nicht mehr als die Sprache Theodor Herzls und des frühen Zionismus galt, sondern als die Sprache Hitlers und der nationalsozialistischen Hetze verpönt war und vielfach boykottiert wurde.
In den 1930er und 1940er Jahren wirkte Faerber mit großem Engagement an der Hilfstätigkeit für die nach Palästina geflüchteten Juden mit, so engagierte er sich vor allem im Bereich der Sozialarbeit. Unter anderem gehörte er zu den Mitbegründern des Verbandes der Einwanderer aus Österreich „Hitachdut Olej Austria“. Als Mitglied der jüdischen Untergrundorganisation „Hagana", die die Selbstverteidigung der Juden in Palästina leitete, war er - im Widerstand gegen die restriktive Einwanderungspolitik der britischen Mandatsmacht - an der Einschleusung illegaler Einwanderer nach Palästina beteiligt. 1941 heiratete Faerber die aus Bessarabien stammende Lehrerin Sara Ilana Tutelman, die er bei der Sozialarbeit für illegale Einwanderer kennengelernt hatte. Mit dem Alltagsleben und den politischen und sozialen Spannungen in Palästina setzte sich Faerber auf satirische Weise auseinander. Zusammengefasst wurden die - großteils zu tagespolitischen Anlässen verfassten - satirischen Gedichte in den Bänden Achtung! Achtung! Tel-Aviv sendet Zionismus (1936) und Mein Tel-Aviv (1940), die Faerber unter dem Pseudonym Meir Reubeni erscheinen ließ. Faerber wählte sein Pseudonym in Erinnerung an David Reubeni, einen messianischen Schwärmer und Wanderprediger aus dem 16. Jahrhundert. Mit der biblischen Esther-Geschichte (Verfolgung und Rettung der Juden in Persien) befasst sich das 1944 veröffentlichte Drama Residenz Schuschan, ein Thema, das Faerber die Auseinandersetzung mit der fortwährenden Aktualität des Antisemitismus ermöglichte.
In der Nachkriegszeit widmete sich Faerber besonders intensiv der kulturellen Kontaktaufnahme zwischen Israel und Österreich. So etwa gründete er 1956 die Gesellschaft „Israel - Österreich“, die noch vor der Etablierung diplomatischer Beziehungen den Kontakt zwischen den beiden Staaten aufnahm. Faerber war sowohl als Journalist wie auch als Schriftsteller außerordentlich produktiv. Nach der Staatsgründung Israels im Jahre 1948 arbeitete er fünfzehn Jahre als Parlamentsberichterstatter der Zeitung Jediot Chadaschot in Jerusalem. Neben der Redakteurstätigkeit bei Jediot Chadaschot (die 1975 eingestellt wurde) arbeitete er als Korrespondent zahlreicher jüdischer Zeitungen und Zeitschriften, so etwa für Aufbau (New York), Die Gemeinde (Wien) (unter dem Pseudonym A. Rondan), Illustrierte Neue Welt (Wien), Der Weg (Berlin), Allgemeine jüdische Wochenzeitung (Düsseldorf), Israelitisches Wochenblatt (Zürich), Nieuw Israelitisch Weekblad (Amsterdam) und Semanario Israelita (Buenos Aires). Von 1975 bis 1993 fungierte er überdies als Herausgeber der monatlich erscheinenden, von Elias Weinstein gegründeten Zeitschrift des Verbandes der Bukowinaer Juden in Israel (Hitachdut Olej Bukowina) Die Stimme (Tel Aviv).
Publizistische und zeithistorische Arbeiten Faerbers erschienen auch in Buchform. Den Beginn machte 1949 die Biographie des zionistischen Politikers Emil Margulies (1877-1943), der zu den einflussreichsten jüdischen Persönlichkeiten im Böhmen des frühen 20. Jahrhunderts zählte. Margulies baute im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg die zionistische Organisation im Sudetengebiet auf und wirkte als Repräsentant Böhmens bei der Zionistischen Weltorganisation. Nach dem Krieg beteiligte er sich aktiv am jüdischen Leben der Tschechoslowakischen Republik, unter anderem als Gründer des Verbands Jüdischer Kultusgemeinden im deutschen Gebiet Böhmens und als Initiator der Jüdischen Völkerbundliga in der Tschechoslowakei. Nach der Okkupation des Sudentenlandes durch Hitler-Deutschland organisierte Margulies von Prag aus die Hilfstätigkeit für die jüdischen Flüchtlinge; im März 1939 verließ er Prag und gelangte mit einem Flüchtlingsschiff nach Tel Aviv, wo er die restlichen Jahre seines Lebens, unter anderem als Funktionär des Einwandererverbands „Hitachdut Olej Tschechoslovakia“, verbrachte.
Aus den Erfahrungen, die Faerber als langjähriger Parlamentsberichterstatter gewonnen hat, entstand 1958 - anlässlich der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Gründungsjubiläum des Staates Israel - das Buch Das Parlament Israels, eine kurzgefasste Geschichte der Knesset und zugleich ein lebendiges Panorama vom parlamentarischen Leben in den Anfangsjahren Israels. Prägnant und pointiert beschreibt Faerber die Funktionen der parlamentarischen Ausschüsse, die Arbeitsweise der Regierung, die Geschichte und ideologischen Unterschiede der politischen Parteien Israels sowie die wichtigsten Entscheidungen im ersten Jahrzehnt der Tätigkeit der Knesset. Es gelingt ihm, historische Fakten durch eindringliche Charakterstudien der handelnden Persönlichkeiten anschaulich zu machen:
„Nachdem ich nun fast zehn Jahre beinahe jeder Sitzung der Knesseth beigewohnt habe, drängt es mich, in dieses Bild Farben einzufügen und in lebendigerer Form, als dies in Zeitungs-Artikeln und -Berichten möglich ist, den Charakter unseres Parlamentes zu analysieren, sowohl den kollektiven Charakter, wie auch die einzelnen Züge darzustellen, in denen sich der Charakter der Parlamentsmitglieder widerspiegelt.“ (S. 6)
Als Ergänzung zu dieser Monographie kann das Buch ...die Israel führen (1971) gelesen werden, eine Sammlung von Biographien israelischer Politiker. In alphabetischer Reihenfolge enthält das Buch 72 „Charakterskizzen“, wobei Faerber den Versuch unternimmt, biographisches Erzählen in größere historische, kulturelle, soziale, wirtschaftliche und militärische Kontexte einzufügen:
„Dadurch wird mit diesen Charakterskizzen zusammen auch ein Einblick in die unterschiedlichen Zweige des Lebens in Israel geboten und die vielschichtige Problematik des jungen Judenstaates dargestellt [...].“ (S. 5)
In den Essays des kurz vor seinem Tod zusammengestellten, aber erst posthum erschienenen Buches Österreichische Juden (1996) verbindet Faerber die prägnant-pointierende Arbeitsweise des Journalisten mit der differenzierenden Sichtweise des Historikers. Der Band umfasst Überblicksdarstellungen, Einzelporträts und biographische Aufsätze, die die wechselvolle Geschichte der Juden in Österreich widerspiegeln. Der Bogen der Darstellung spannt sich vom Wirken der mittelalterlichen Rabbiner bis hin zur Beteiligung der aus Österreich stammenden Juden am Aufbau des Staates Israel. Als Schwerpunkt seiner historiographischen Recherchen wählt Faerber die Epoche der Entfaltung des nationaljüdischen und zionistischen Gedankens im Wien der Jahrhundertwende. In der Auswahl der Themen drückt sich Faerbers Intention aus, die Herausbildung einer bewusst jüdischen Identität unter den österreichischen Juden zur Darstellung zu bringen und die Überwindung der Diaspora-Existenz durch die Integration der aus Österreich stammenden Juden in das kulturelle und gesellschaftliche Leben des Staates Israel zu beschreiben. Er lässt das jüdische Kulturleben im Österreich der Nachkriegszeit, an dem er selbst publizistisch regen Anteil genommen hat, zwar nicht außer Acht, diesem Aspekt kommt jedoch im Vergleich zu dem spannungsreichen Prozess der Herausbildung der israelischen Identität nur eine periphere Rolle zu. Seiner zionistischen Überzeugung zufolge findet die Geschichte der österreichischen Juden in ihrem Beitrag am Aufbau des jüdischen Staates ihr Ziel.
Die literarischen Veröffentlichungen Faerbers umfassen die Gattungen Lyrik, Epik und Dramatik, zumeist befassen sie sich mit jüdischen und israelischen Themen. Im Bereich der Lyrik überwiegt die humoristische Dichtung, so etwa in den von Christian Morgenstern inspirierten Schmunzelgedichten des Bandes Menagerie (1990). In diesem Buch führt Faerber einen bunten Reigen menschlicher Charaktere und Verhaltensweisen sowie Erscheinungen des Alltagslebens in humorvoller Form vor - verkleidet in tierische Gestalten wie dem „Bücherwurm“, dem „Salonlöwen“ oder dem „Telefant“. Biblische Gestalten persifliert Faerber im Band Von Abraham bis Salomo (1991), während sich Israel in Tanka-Versen (1987) dem Leben in Israel, jüdischen Traditionen und hebräischer Weisheit widmet. Weitere Lyrik ist in den Bänden Gefühl und Gedanke(1928), Worte (1980) und Ernstes und Heiteres (1986) enthalten.
Zum epischen Werk Faerbers zählen außer der frühen Novelle Lola (1926) die Erzählsammlungen Ringende Seelen (1974) und Brennende Eifersucht (1983) sowie die einzelveröffentlichte, im Mähren des Dreißigjährigen Krieges angesiedelte Erzählung Der wandernde Bote (1981). Faerbers Erzählungen spielen teilweise vor historischem Hintergrund, teilweise handeln sie im Israel der Gegenwart; des Öfteren arbeitet der Autor mystische, aus kabbalistischen und chassidischen Traditionen entnommene Motive in das Handlungsgerüst ein. - Aus dem Erzählwerk ragt vor allem der 1985 veröffentlichte Roman Drei mal drei Glieder einer Kette heraus. Das Buch erzählt Episoden aus dem Leben des aus Mähren stammenden Knesset-Abgeordneten Erich Alter, die zu drei Zyklen mit jeweils drei Kapiteln angeordnet sind. Unter Anspielung auf die kabbalistische Zahlenmystik erweitert sich die Schilderung des Alltagslebens in mystische Dimensionen. Es werden geheime Verbindungen zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren angedeutet. Scheinbar zufällige Begegnungen, Bekanntschaften und sexuelle Abenteuer des Protagonisten lösen Assoziationen und Ereignisse aus, die auf mystische Zusammenhänge zwischen dem Irdischen und dem Transzendenten schließen lassen. All dies ist verwoben in die einprägsame und prägnante Schilderung des politischen und kulturellen Lebens im Israel der Aufbaujahre. Der fiktiven Figur des Erich Alter verlieh Faerber eine Reihe autobiographisch inspirierter Züge (Jugend in Mähren, frühes zionistisches Engagement, 1934 Übersiedlung nach Tel Aviv, Tätigkeit in der Hagana und in der Hitachdut Olej Austria, Schreiben von Kinderbüchern etc.). - Am Ende seines Lebens arbeitete Faerber an einem Roman, der in Triest zur Zeit des Sturzes von Mussolini spielen sollte; dieses Werk blieb unvollendet.
Außer den bereits erwähnten dramatischen Texten Auf der Flucht erschossen und Residenz Schuschan publizierte Faerber 1991 das Drama Aus unbekannten Motiven. Mit der Konzeption dieses Textes hatte er bereits 1933/34 begonnen, fortgesetzt wurde die Arbeit 1938 nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen im Sudetenland; erst Ende der 1980er Jahre erinnerte sich Faerber an das unvollendete Schauspiel und schrieb es zu Ende. Die Handlung des Dramas spielt in der Tschechoslowakei (Prag, Brünn, Sudetenland) im Jahre 1938; das Vor- und Nachspiel spielt in Jerusalem. Die Hauptfigur, der in Brünn tätige assimilierte jüdische Redakteur Karl Treibich, wird während einer journalistischen Recherche, die ihn in das Sudetenland geführt hat, vom Einmarsch der deutschen Truppen überrascht. In die Darstellung der politischen Ereignisse baut Faerber die Darlegung der damals herrschenden sozialen Not ein sowie eine Liebesbeziehung Treibichs zu der Nichtjüdin Grete, die ihn vor der Deportation nach Deutschland rettet. Die Demütigung Treibichs, der von den Okkupationstruppen der „Rassenschande“ angeklagt wird, löst den Prozess seiner Identitätsfindung aus. Der Assimilant wandelt sich in einen bewussten Juden, der sich schließlich, zusammen mit Grete, einem illegalen Transport nach Palästina anschließt. Kurz vor der Landung kommen die beiden jedoch um, als das Flüchtlingsschiff von britischen Patrouillenbooten abgefangen wird. Im Zentrum des Dramas steht der komplexe und schwierige Prozess der zionistischen Bewusstwerdung Treibichs:
„Ich habe mich noch nie so sehr mit dem Judentum identifiziert wie jetzt, wo unser Volk solche Verfolgungen zu bestehen hat. Dasselbe fühlen heute sehr viele europäische Juden, und der Zustrom nach Palästina wird immer stärker werden und alle Dämme und Hindernisse durchbrechen.“ (S. 41 f.)
Überdies betätigte sich Faerber als Übersetzer aus dem Hebräischen, unter anderem edierte er Märchen und Sagen aus Israel. In hebräischer Sprache veröffentlichte er die beiden Kinderbücher Ben Hamelech Hinotaw (1950) und Dudaim (1951) sowie die Sammlung israelischer Märchen und Sagen Schirat h’ajam (1956; deutsche Ausgabe 1960). Faerbers in die 1940er Jahre zurückreichendes Interesse für Kinderbücher wurde durch die Geburt seiner beiden Söhne (1943 und 1947) sowie durch den damaligen Mangel an jüdischer, insbesondere hebräischer Kinder- und Jugendliteratur ausgelöst.
Besonderes Verdienst erwarb sich Faerber als langjähriger Organisator und Mentor der deutschsprachigen Literatur Israels. 1975 gründete er den „Verband deutschsprachiger Schriftsteller in Israel“, den er bis zu seinem Tod leitete. Unter anderem arbeitete er mit dem ebenfalls aus Mähren stammenden Dramatiker Max Zweig, der Germanistin Margarita Pazi (die nach seinem Tod die Leitung des Verbands übernahm) und dem aus der Bukowina stammenden Publizisten Josef N. Rudel (dem derzeitigen Vorsitzenden des Verbands, der nach Faerbers Tod auch die Schriftleitung der Monatsschrift Die Stimme übernahm) zusammen. Der Verband schuf für die zumeist unter Isolation und Abgeschiedenheit leidenden deutschsprachigen Schriftsteller Israels eine organisatorische Plattform, von der aus Kontakte zu Verlagen und Zeitschriften geknüpft werden konnten; ein ebenfalls von Faerber initiiertes Rundschreiben informiert regelmäßig über die Veröffentlichungen und Aktivitäten der Verbandsmitglieder. Für die Bekanntmachung dieser lange Zeit „vergessenen“ bzw. zu wenig beachteten Literatur trugen vor allem die beiden von Faerber herausgegebenen Anthologien Stimmen aus Israel (1979) und Auf dem Weg (1989) bei, die einen repräsentativen Querschnitt des deutschsprachigen Schreibens in Israel wiedergeben:
„Im Vordergrund stehen Leben und Erfahrungen im Lande Israel und des jüdischen Volkes in seiner wechselvollen Geschichte und besonders in dieser Generation [...].“ (Auf dem Weg, S. 12)
Unermüdlich war Faerber als Vermittler und Kontaktperson tätig, um das Schaffen der Mitglieder des Verbandes bekannt zu machen. Unter anderem entstand daraus die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Schweizer Zeitschrift Das neue Israel sowie mit der Zeitschrift Mnemosyne (Klagenfurt) und der zugehörigen Buchreihe Edition Mnemosyne.
In einem Rückblick auf sein Schaffen stellte Faerber fest, dass er sich von Anfang an vor allem mit jüdischen Themen auseinandergesetzt habe. Das Judentum definierte er als:
"die Familie von Abraham, Isaak und Jakob und ihren Nachkommen, die in die Geschichte eingetreten ist mit dem Auftrag Gottes für Monotheismus, d. h. der Erkenntnis, daß alle Menschen gleichberechtigt sind, da alle Geschöpfe desselben Gottes sind. So wurde die Gleichberechtigung aller Menschen gesichert. Das aufrechtzuerhalten und dort, wo es Mängel gibt, bemüht zu sein, diese Mängel zu beseitigen, ist im Grunde genommen die Lebensaufgabe des Juden. [...] Also das sind die beiden Beine, auf denen das Judentum steht. Das eine ist die Schicksalsgemeinschaft [...], und das zweite ist die Aufgabe, die der Jude zu erfüllen hat, indem er sich zu bemühen hat, dort wo er kann seinen Mitmenschen zu helfen. Beides ist verbunden durch die jüdische Mystik, die Kabbala [...]." (Deutschsprachige Literatur in Israel, S. 31 f.)
Im Bewusstsein der Schicksalsverbundenheit mit dem Leiden des jüdischen Volkes stellte Faerber sein literarisches und journalistisches Schaffen in den Dienst des Kampfes gegen Vergessen und Verdrängen. Als vorrangige Aufgabe des Schriftstellers und Journalisten betrachtete er es, aufzuklären über Unmenschlichkeit und an einer Verbesserung der menschlichen Gesellschaft mitzuwirken.
(Armin Wallas, Klagenfurt)