Adolf Franckel wurde am 20. Oktober 1823 zu Brünn geboren, in die jüdische Kaufmannsfamilie von Adolf Franckel und seiner Gattin Manzelka Marie (geb. Fischer). Er besuchte das hiesige Gymnasium und nachdem er an der Brünner Universität den philosophischen Kursus absolviert hatte, ging er 1841 nach Wien, um dort auf den Wunsch seines Vaters u. a. höhere Mathematik und Mechanik zu studieren. Er unterbrach seine technische Laufbahn im Jahre 1848 und beteiligte sich an der Revolution als Schriftsteller - er verfasste mit anderen vier Wiener Flüchtlingen die Schrift Die letzten Tage und der Tod Robert Blum's (1848) - aber auch als Legionär. Nach dem Fall Wiens musste er Österreich verlassen und nach Deutschland fliehen.
Im nachfolgenden Jahr veröffentlichte Franckel in Leipzig seine politischen Gedichte unter dem Titel Wiener Gräber und wurde deswegen verfolgt. Aus diesem Grund entschied er sich nach Jena und Weimar zu übersiedeln, um dort Literatur studieren zu können, wobei er in Jena im Jahre 1851 die philosophische Doktorwürde erlangte. In Weimar gab er 1854 die Sammlung episch-lyrischer Gedichte Der Tannhäuser heraus. Dieses Werk wurde damals seitens der Kritik sehr positiv angenommen. Seit 1854 lebte er in Dresden, wo er den Schriftsteller, Dramatiker und Journalisten Karl Gutzkow (1811-1878) kennenlernte, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Am Ende des Jahres 1855 wurde er in Dresden verhaftet und nach Wien eskortiert, von wo er nach kurzer Zeit zur Rückkehr in seine Heimatstadt Brünn angeordnet wurde. In diese Zeit fallen die Arbeiten an seinem historischen Werk Cleopatra und ihre Zeit, das wahrscheinlich nie veröffentlicht wurde. Nach der Geburt des Kronprinzen Rudolf im Jahre 1858 wurde Franckel amnestiert und das Untersuchungsverfahren gegen ihn unterbrochen.
In Brünn veranstaltete Franckel in den Wintermonaten dramaturgische Vorträge, die beifällig angenommen wurden, und infolgedessen übernahm er im Jahre 1866 die Direktion des Brünner Stadttheaters, das er für neun Jahre führte. Am 18. April 1871 heiratete er die Opernsängerin Aurelie Evers (*1846), mit der er später zwei Söhne - Adolf (*1874) und Maximilian (*1876) - hatte. Zwischen den Jahren 1876 und 1879 wirkte er als Funktionär (Regisseur und Direktor-Stellvertreter) an verschiedenen Bühnen Deutschlands, danach wurde er in das Wiener Stadttheater berufen, um dort als Generalsekretär zu arbeiten. Im Jahre 1882 kehrte er in die artistische Direktion des Brünner Stadttheaters zurück. In demselben Jahr wurde sein Festspiel Bei Frau Brunna zur Eröffnung des neuen Hauses des Brünner Stadttheaters aufgeführt. Nach drei Jahre entschloss er sich das Theater zu verlassen, um sich ausschließlich der schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeit zu widmen. Dies wurde vom Brünner Publikum schmerzlich empfunden. 1887 wurde er zum Sekretär des Vereins des Deutschen Volkstheaters in Wien ernannt.
Adolf Franckel publizierte im Laufe der Zeit eine Menge von epischen und lyrischen Gedichten, die sich zerstreut in zeitgenössischen Zeitschriften, Almanachen und Anthologien befinden. Er hatte u. a. einen älteren Bruder Hermann (*1816, Brünn), der als Schriftsteller und Übersetzter tätig war und v. a. Dramen verfasste. Sein anderer Bruder Berthold (*1810) war dagegen im musikalischen Bereich begabt und versuchte eigene Musik zu komponieren. Der Schriftsteller, Regisseur und Theaterdirektor mit einer außergewöhnlichen Vorliebe für das klassische Drama verstarb am 28. April 1896 in Wien, im Alter von zweiundsiebzig Jahren.
(Auf Basis der Sekundärliteratur bearbeitet von Radek Flekal)
Der Schriftsteller, Regisseur und Theaterdirektor Adolf Franckel (*1823) stammte aus einer jüdischen Brünner Kaufmannsfamilie. Er studierte Philosophie (Brünn) und Mathematik mit Mechanik (Wien) und nahm aktiv, als Schriftsteller sowie als Legionär, an der Revolution im Jahre 1848 teil. Wegen seiner politischen Ansichten und der Herausgabe der politischen Gedichte Wiener Gräber (1849) floh er nach Deutschland - dort wurde er verfolgt, später sogar verhaftet, schließlich jedoch amnestiert. 1854 gab er die gelobte Sammlung episch-lyrischer Gedichte Der Tannhäuser heraus. Er führte mehrere Jahre das Brünner Stadttheater (1866-1875/1882-1885), wirkte als Funktionär an verschiedenen deutschen Bühnen (1876-1879), verfasste in der zeitgenössischen Presse eine Menge von Gedichten und führte das Drama Bei Frau Brunna (1882) auf. 1871 heiratete er die Opernsängerin Aurelie Evers und das Paar hatte zwei Söhne. Franckels ältere Brüder waren ebenfalls künstlerisch tätig, Hermann als Dramatiker und Übersetzer, Berthold als Komponist. Adolf Franckel starb mit 72 Jahren in Wien.
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