Friedrich Jaksch gehört zu den jüngeren Repräsentanten des Sudetendeutschen Schrifttums, deren Schaffen nach dem Zweiten Weltkrieg völlig in Vergessenheit geriet, weil ihr Werk als ausgesprochen nationalistisch bewertet wurde. Dies ist jedoch nur bedingt richtig. Jakschs Werk zeichnet sich durch große Mannigfaltigkeit aus und sein Name hatte seinerzeit „weit über die heimatlichen Gemarkungen hinaus einen sehr guten Klang und großes Ansehen”.
Friedrich Jaksch wurde in der südböhmischen Stadt Budweis, am 4. April 1894 auf dem Ringplatz Nr. 13 (im Hause Ritter) als Sohn des Landesadvokats Anton Jaksch (geboren in Krumau 1862) geboren. Seine Vorfahren waren Gutsbesitzer im Böhmerwald, Jakschs Großvater Anton Jaksch (geboren in Netolitz 1825) wohnte als fürstlicher Schwarzenbergischer Baudirektor auf dem Schloss in Krumau. Mütterlicherseits stammen die Ahnen – die Glasmacher Seewald - aus Schlesien. Die Heimatstadt seiner Mutter Anna (geboren 1866) ist jedoch bereits Böhmisch Leipa, wo ihr Vater Eduard Seewald, der später die Lehrerbildungsanstalt in Prag leitete, als der erste Direktor der Leipaer Oberrealschule (1863-1870) tätig war.
Jakschs Vater, der nach dem Umsturz die Führung der Deutschen in Budweis übernommen hat, erzog seinen Sohn in „großdeutschem” Sinne. Auf der einen Seite formte das intellektuelle, an Anregungen reiche Milieu die geistige Entwicklung des heranwachsenden Jungen, auf der anderen Seite wurde er schon von klein auf Zeuge des unaufhörlichen Kampfes des Deutschtums um seinen Bestand und Bodenbesitz im südböhmischen Grenzland, sowie des hasserfüllten Streits zweier auf einem Gebiet lebender Nationalitäten. Jakschs Erinnerungen an diese Zeit spiegeln sich größtenteils in seinem späteren Werk wider.
Ein Jahr nach dem Abitur am deutschen Staatsgymnasium in Budweis am 6. Juli 1912 bezog Jaksch die „K. k. deutsche Karl-Ferdinands-Universität in Prag”, um dort auf den Wunsch seines Vaters Jura zu studieren. Wie allseitig seine Interessen damals waren, beweist, dass er sich (neben den obligatorischen Fächern) sogar in die musiktheoretischen Seminare einschrieb. In diese Zeit datieren sich wohl auch seine ersten literarischen Versuche. Die ursprüngliche Absicht, in Vaters Fußstapfen zu treten, wurde jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges definitiv vereitelt.
Jaksch rückte als Leutnant des k.u.k. Infanterieregiments Nr. 18 ein und machte die ersten schweren Kämpfe in Galizien bei Zamosc-Komarow (26. August - 1. September 1914) mit. Dort wurde er am 31. August 1914 in der Schlacht bei Komarow sehr schwer verwundet. Treue Ergebenheit gegenüber dem Vaterland sowie jugendliche Heldenfreude quellen trotz dieses grausamen Erlebnisses aus heiteren Versen des zwanzigjährigen Jungen empor.
Es folgte für den Dichter wohl die schwierigste Etappe seines Lebens - eine lange Leidenszeit, die von der langwierigen Wiederherstellung seiner Gesundheit in verschiedenen Heilanstalten v. a. in Böhmisch Leipa und seit 19. Juni 1917 im Reservespital des souveränen Malteser-Ritter-Ordens in Bilin-Sauerbrunn begleitet war.
Das Resultat dieses Lebensabschnittes sind zwei Dramen, die auf bekannten Bühnen mit ansehnlichem Erfolg aufgeführt wurden. Erwähnenswert ist die Einstudierung von zwei Dramen: Das heilige Feuer im Prager Königlichen deutschen Landestheater am 26. Mai 1917 und Die Stunde des Vergessens, unter der Spielleitung des berühmten Hans Demetz, der seinen gleichaltrigen Kollegen wohl mit den künstlerischen Kreisen in Prag bekannt machte.
Die Uraufführung des dritten Dramas Eltern fand am 24. Januar 1918 „unter stürmischen Beifall” in Budweis statt. An dieser Tragödie in Prosa wurden vor allem die gehobene Sprache und dramatische Verarbeitung der Nebenmotive gewürdigt.
Für sein dramatisches Gedicht Hartherz, der Zwerg erhielt der erst vierundzwanzigjährige Schriftsteller 1918 den „Schwestern-Fröhlich-Preis” der Stadt Wien, wonach dieses Stück einen Siegeszug über die nordböhmischen Bühnen antrat. Der glänzende Erfolg der Aussiger Uraufführung am 25. Februar 1920 bedeutete für den Dichter einen absoluten Durchbruch in seinem bisherigen Schaffen und machte ihn der breiten Öffentlichkeit bekannt.
Nach dem Krieg wandte sich Jaksch dem Studium der Germanistik und der Literaturgeschichte zu. Die berühmten Germanisten und Sprachwissenschaftler Oskar Kraus, August Sauer und Adolf Hauffen übten großen Einfluss auf ihn aus. Hauffen machte ihn mit der Geschichte des deutschen Volksschauspieles bekannt. Die auf diesem Gebiet erworbenen Kenntnisse wusste Jaksch mit seiner musik-theoretischen Ausbildung hervorragend zu verknüpfen. So entstand Das Christkindlspiel des Böhmerwaldes – ein sicher willkommener Beitrag zur deutsch-böhmischen Volkskunde. Es ist daher kein Wunder, dass der Schriftsteller seine Jugendarbeiten, die im Verlag „Deutsche Arbeit” erschienenen Novellen Märchen der Liebe, dem großen Lehrer Sauer „in tiefster Dankbarkeit” zueignete und die Tragödie Sklavin wiederum Hauffen widmete.
Die unerfreuliche finanzielle Lage, durch die Geburt seiner ersten Tochter Annelies am 8. April 1921 noch erschwert, lenkte Jaksch noch einmal von den Studien ab (erst 1923 beendete der Schriftsteller das Studium, zum Rigorosum meldete er sich jedoch nicht an). Um die Familie materiell abzusichern, nahm er die Dramaturgenstelle in den vereinten Theatern Aussig-Teplitz-Schönau an. Seit dem 1. April 1920 ließ er sich endgültig in Reichenberg nieder, wohin ihm nach der Hochzeit in Bilin am 28. Juni 1920 auch seine Ehefrau Käthe, geb. Palme, folgte. Hier wurde er zum Leiter eines Sudetendeutschen Verlags ernannt. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um den Verlag Franz Kraus, der auch die Zeitschrift Rübezahl herausgab, als deren verantwortlicher Redakteur Jaksch in dieser Zeit wirkte (1920 - 1921). Diese „lustige Streitschrift für die Sudetendeutschen”, wie es im Untertitel steht, war laut der Wünschelrute (dem Jahrbüchlein der „Heimatbildung” für sudetendeutsche Heimatarbeit und Volkserziehung auf das Jahr 1924) „der Merker aller Entrechtung”, der „unparteiisch durch Humor und Satire in Text und Zeichnung für sein Volk und seine Ertüchtigung” wirbt und der „daneben auch sudetendeutsche Dichtkunst und Malerei” fördert. Die Überparteilichkeit schließt aber keineswegs den starken politischen Hintergrund aus, der nicht zu verleugnen ist. Besonders deutlich merkt man es an verschiedensten, gegen die Tschechoslowakische Regierung gerichteten Anspielungen und Witzen. An der Gestaltung der Zeitschrift beteiligten sich in hohem Maße junge Künstler (der Redakteur Willi Plener (geb. 1901) oder Jakschs Landsmann Karl Franz Leppa). Aus Jakschs Feder stammen vor allem völkische Gedichte, sowie losungsartige, national gefärbte Kommentare zu den Titelbildern.
Neben seiner Tätigkeit in der Rübezahl-Redaktion erntete der Autor gleichzeitig lebhafte Anerkennung als Dramaturg der „Reichenberger Freilichtspiele” im Sommer 1920. Einen Beweis geben uns lobende Pressestimmen auf die aufwendige Inszenierung von Hasenklevers Antigone unter Jakschs Spielleitung.
Die expressionistische Gedichtsammlung Eros-Licht 1921 bedeutete eine neue Etappe in seinem Schaffen (nach den ersten dramatischen und lyrischen Talentproben eher epigonalen Charakters). Alois Bernt erwähnt ihn im Handbuch der Deutschen Literaturgeschichte als einzigen Sudetendeutschen unter den Lyrikern des Expressionismus.
Nach der Erfahrung mit der Schriftleitung von Rübezahl begann der Verfasser im Jahre 1922 die Halbmonatsschrift Der neue Roman im Verlag Gebrüder Stiepel herauszugeben, diesmal jedoch ohne politischen Hintergrund. Ohne Rücksicht auf den Ursprung einzelner Schriftsteller zu nehmen (unter den Beiträgern sind auch Autoren jüdischer Abstammung zu finden - wie Baum, Brod, Winder und Werfel), wird die breite Öffentlichkeit mit neuen Prosawerken vertraut gemacht. Der Erfolg dieser „Bildungsbemühungen” war unverkennbar.
Trotz des sichtbaren literarischen Erfolgs kämpfte der Dichter mit dauerndem Geldmangel. Dieses Problem löste sich endgültig im Jahre 1924, als er als Direktor an die Spitze der „Bücherei der Deutschen” (der heutigen Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek Liberec) in Reichenberg trat. Als Jaksch in Reichenberg im Jahre 1920 sesshaft wurde, unterstützte er gemeinsam mit Dr. Erich Gierach den Gedanken, „für die Deutschen in den Sudeten eine Nationalbibliothek zu gründen”. Die „Bücherei der Deutschen” sollte eigentlich die erste Voraussetzung für die Verwirklichung des Wunsches sein, den der Akademische Senat und die Studentenschaft der Prager deutschen Universität jahrelang hegten, nämlich ihre Alma Mater ins sudetendeutsche Gebiet zu verlegen. Obwohl es nur beim Wunsche blieb, verkörperte die „Bücherei der Deutschen” die Sammelstelle des gesamten deutschen Schrifttums und zugleich eine neue wissenschaftliche Zentralbücherei der Sudetendeutschen auf dem Gebiet der damaligen Tschechoslowakei.
Im Juni 1924 kam es zur feierlichen Eröffnung. Friedrich Jaksch übernahm offiziell die Leitung und diese Funktion bekleidete er nach seinem eigenen Zeugnis fünfzehn Jahre lang, d. h. bis zum Jahre 1938, in dem er abtrat. Der wirkliche Grund seiner Resignation ist wohl in seiner politischen Gesinnung zu suchen. Jakschs Stelle nahm Dr. Tscherne ein und machte die Bibliothek zum Werkzeug der NSDAP. Hiermit gingen jegliche Bemühungen des Vereines „Bücherei der Deutschen” um politische Überparteilichkeit verloren.
Unter Jakschs Leitung erlebte die Bücherei ihre wahre Blütezeit. Durch den Ankauf der Privatbibliotheken des ehemaligen österreichischen Finanzministers Ernst von Plener, der Universitätsprofessoren Ottokar Weber, Dr. Rudolf Wolkan und Dr. Adolf Hauffen, sowie durch zahlreiche Spenden von Doppelexemplaren aus der Universitätsbibliothek Wien und Leipzig wurde die „Bücherei der Deutschen” zur größten Privatbibliothek innerhalb des tschechoslowakischen Staates.
Der Anfangsbestand von 20.000 Büchern im Jahre 1924 vermehrte sich innerhalb von zehn Jahren auf unglaubliche 130.000 Bände und 1260 laufende Zeitschriften.
Eine Reihe von Arbeiten unter der Schirmherrschaft der „Bücherei der Deutschen” gehen auf Jakschs Anregung zurück und standen unter seiner Leitung. Als schönes Beispiel sind die seit 1926 selbständig herausgegebenen Monatlichen Mitteilungen der Bücherei der Deutschen zu nennen. Hand in Hand mit dem ständigen Wachstum der Büchereibestände wurden mit der Zeit auch die Mitteilungen dementsprechend ausführlicher. Darüber hinaus bereitete Jaksch für das „Sudetendeutsche Jahrbuch” 1926 anhand der sudetendeutschen Bibliographie der „Bücherei der Deutschen” einen Bericht über die Erscheinungen und Neudrucke sudetendeutscher Schriftsteller auf dem Gebiete der schönen Literatur im Verlagsjahr 1925 vor. Hoch schätzt er hier Stifter und Kolbenheyer, dagegen scheint ihm „die dichterische Kraft” von Hugo Salus in der Gedichtsammlung Helle Träume „längst erloschen” zu sein.
Die unbestritten verdienstvollste Leistung Jakschs, die ohne allseitige Unterstützung des Vereines „Bücherei der Deutschen” kaum denkbar gewesen wäre, ist die Herausgabe des Lexikons sudetendeutscher Schriftsteller und ihrer Werke für die Jahre 1900-1929. Es war ein einzigartiges Nachschlagewerk, das in der genannten Zeitspanne keinen eigentlichen Konkurrenten fand und ohne Zweifel in mancher Hinsicht als ergänzendes Werk zu den damaligen Literaturgeschichten Mühlbergers und Wolkans galt.
Das genannte Lexikon erschien im Jahre 1929 mit zwei Anhängen (Die sudetendeutschen Zeitungen und Zeitschriften) - außerdem war es mit einem Register der Geburts- und Wohnorte der angegebenen Schriftsteller ausgestattet. Was die Übersichtlichkeit und „Vollständigkeit” an Daten anbetrifft, blieb dieses Werk für lange Zeit und das nicht nur auf unserem Gebiet unübertroffen.
Da in den beiden erwähnten Literaturgeschichten das Zeitungswesen keine Beachtung findet, sei an dieser Stelle noch die präzise Verarbeitung der sudetendeutschen Zeitungen in Böhmen, Mähren, Schlesien und in der Slowakei kurz behandelt. Im Lexikon sind nämlich nicht nur die Titel der Zeitungen alphabetisch verzeichnet, sondern auch der Erscheinungsort und zum größten Teil auch die Auflage. Von besonderer Wichtigkeit für die jetzige Forschung ist die Angabe der politischen Orientierung einzelner Zeitungen. Jakschs Beitrag für das Sudetendeutschtum nimmt einen ehrenvollen Platz innerhalb seiner Geschichte ein.
Als Direktor der „Bücherei der Deutschen” engagierte sich Jaksch in erhöhtem Maße auch im öffentlichen, kulturellen Leben. Er hielt Einleitungsreden bei verschiedenen festlichen Gelegenheiten und nahm als Repräsentant des sudetendeutschen Schrifttums teil an zahlreichen sudetendeutschen Veranstaltungen (für alle sei hier die von Prof. Gierach organisierte „Sudetendeutsche Woche” in Reichenberg erwähnt).
Obwohl er als Direktor gewiss viel beschäftigt war, blieb er mit seinem literarischen Schaffen keinesfalls zurück. Mit der Erzählung Das Haus mit den Steinfiguren (1926) bewarb sich Jaksch 1928 um den „Stifter-Preis” für Literatur, der alljährlich von der „Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die tschechoslowakische Republik” verliehen wurde. Leider gelangte sein Ansuchen verspätet ein und darüber hinaus wurde es von der Kommission (Dr. Hugo Salus und Hofrat Dr. Rzach) eindeutig abgewiesen. Besonders Salus’ Urteil über Jakschs Buch war ziemlich abschlägig:
...gerade für den Stifterpreis ist diese Erzählung nicht geeignet, sie ist in ihrer verstiegenen, mystischen Psychologie ein so schreiender Gegensatz zu der schönen, sonnigen Klarheit Stifterischer Kunst, daß die gleichzeitige Nennung der Namen Stifter - Jaksch mir wie Hohn klingen würde.
In Bezug auf die Verleihung des „Tschechoslowakischen Staatspreises” für deutsche Schriftsteller hat man zweimal (und zwar im Jahre 1934 und 1935) auch über Jakschs Werke diskutiert. Da nur diejenigen Werke ausgezeichnet werden konnten, die auf dem Gebiet der damaligen Tschechoslowakei erschienen, ließ man seine bedeutendsten Arbeiten aus den späteren Jahren, die in Deutschland herausgegeben wurden, außer Betracht.
Den Schwerpunkt von Jakschs späterem Schaffen bilden drei große Romane, die thematisch gesehen einander sehr nahe stehen: Sonne über Böhmen, Söhne am anderen Ufer und zuletzt Alle Wasser Böhmens fließen nach Deutschland. Es geht teils um des Autors Reflexion der Geschichte der Deutschen auf dem tschechischen Gebiet, teils spiegelt sich hier die Verbundenheit der Deutschböhmen mit der heimatlichen Landschaft und dem Volk wider. Für den letztgenannten Roman erhielt er 1938 den Volksdeutschen Schrifttumspreis der Stadt Stuttgart. Man kann ihn als des Autors Lebenswerk bezeichnen. Ähnliches besagt auch sein künstlerisches Kredo anlässlich seines 50. Geburtstags:
Wichtig ist bloß, aus welchem Erdreich man kommt und wie man wuchs. Innerlich! Und diese meine Biographie steht im dichterischen Werk, besonders in „Alle Wasser Böhmens fließen nach Deutschland”.
Seit den 30er Jahren engagierte sich Jaksch immer mehr auch in der politischen Szene. Das beeinflusste auch sein Werk, in dem sich seine stark pro-nationale Gesinnung widerspiegelt. Jaksch war Mitglied der Anfang der 30er Jahren aufgelösten „Deutschen Nationalpartei”. Die Mehrzahl ihrer Angehörigen (Jaksch nicht ausgenommen) lief zu Henleins „Sudetendeutscher Partei” über und bildete deren Mitgliedsbasis. Als guter Redner bewährte sich der Schriftsteller schon auf einer Parteiversammlung am 23. Oktober 1935. Ein Jahr später sollte er laut polizeilicher Meldung bereits das kommunistische Regime in Russland öffentlich kritisieren. Seit 1937 trat er als Vertreter der SdP immer häufiger vor die Öffentlichkeit, wobei seine Beiträge überwiegend gegen die tschechoslowakische Regierung gerichtet waren.
Als Schriftsteller verbarg er sich seit 1937 hinter dem Decknamen Bodenreuth und gab seinen Roman Alle Wasser Böhmens fließen nach Deutschland heraus, der in Deutschland zwar einen riesigen Erfolg erlebte, in der Tschechoslowakei allerdings sofort nach seinem Erscheinen verboten wurde. Sobald die tschechischen Behörden gewahr wurden, dass dieses Pseudonym der Leiter eines so wichtigen Kulturinstituts - der „Bücherei der Deutschen” - benutzte, setzte in der tschechischen Presse ein Trommelfeuer gegen den Dichter ein. Um die Bücherei nicht zu gefährden, zog sich Jaksch von ihrer Leitung zurück und war danach als freier Schriftsteller tätig. In dieser Zeit trat er aus politischen Gründen aus der katholischen Kirche aus, obwohl er tief gläubig war. Vor allem in seiner Gedichtsammlung Gott stellt die Zeiger (1935), die „Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes“ beginnt, spürt man hinter den Zeilen deutlich des Autors religiöse Inbrunst, wobei der politische Aspekt, unter dem sich der Verfasser an Gott wendet, auch unverkennbar ist. Die christliche Motivik wechselt permanent mit dem dringenden Appell an das deutsche Volk Böhmens, dessen Einigung in Treue und Ausdauer er bewirken will.
Laut polizeilicher Meldung soll er unter dem nationalsozialistischen Regime Angestellter des Propagandaministeriums gewesen sein und für seine Dienste von Goebbels eine Villa erhalten haben. Diese Meldung ist nicht korrekt. In Verbindung mit der Verleihung des volksdeutschen Schrifttumspreises der Stadt Stuttgart wurde ihm ein Haus in München zur Verfügung gestellt. Seine Familie wollte jedoch lieber in Liberec bleiben. Nach seinem Selbstzeugnis machte er als deutscher Hauptmann 1942 den Vormarsch von Kursk auf Woronesch mit und war bis zum 1. 8. 1943 beim Oberkommando der Wehrmacht in Kiew tätig.
Die Umstände, unter denen Jaksch sterben sollte, sind mehr als umstritten. Manche Quellen begnügen sich mit der Angabe, dass er 1945 verschollen ist (z. B. Kürschners Deutscher Literaturkalender-Nekrolog 1936-1970), andere sind schon konkreter, wie z. B. Wilhelm Formann: „Friedrich Jaksch-Bodenreuth wurde 1945 von den Russen in Bad Berka (wo er sich zuletzt mit seiner Familie aufhielt) verhaftet und kehrte nicht mehr zu den Seinen zurück.” Vollkommen fehl geht die Information im Österreichischen biographischen Lexikon 1815-1950, wonach Jaksch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Tschechoslowakei umgekommen sei.
Aus dem Biographischen Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, das im Auftrag des Collegiums Carolinum herausgegeben wurde, erfahren wir, dass Jaksch am 18. 2. 1946 in Buchenwald in sowjetischer Haft starb. Jaksch befand sich tatsächlich in sowjetzonaler Haft, allerdings schon im Juli 1945, wie aus dem Brief an seine Frau Käthe vom 22. 7. hervorgeht: „[...] Ich hoffe von Tag zu Tag auf die Gerechtigkeit der Russen bei Prüfung meines Manuskripts[...].“ Vorher wurde er schon von Amerikanern, die zuerst in Bad Berka waren, festgenommen (leider ist kein genaues Datum festzustellen): „[...] Ich bin in Apolda (ein Ort in der Nähe von Bad Berka) im Untersuchungsgefängnis [...]. Die Untersuchung wird sicher sehr lang dauern, doch hoffe ich auf endliche Gerechtigkeit. Ich vertraue auf die amerik. Justiz [...]“. Es ist zu belegen, dass der Schriftsteller bereits im April 1945 in einem offiziellen Brief dem Kreisstabsführer des Deutschen Volkssturms in Bad Berka die Stelle eines Kommandeurs des 34/478 Volkssturm-Bataillons niederlegte und die Annahme von etwaigen Befehlen ablehnte. Er war sich seiner Unschuld sicher, weil es keinen eigentlichen Grund gab, aus der Untersuchungshaft nicht entlassen werden zu können.
Trotzdem kehrte Jaksch aus der russischen Haft nicht mehr zurück. Seine letzte Nachricht, die er aus dem russischen Transport aus Buchenwald aus dem Zug warf, lautete: „Ich lebe, bin auf dem Weg vom Norden nach Osten.“ Seine Frau stellte einen Suchantrag an das Deutsche Rote Kreuz Hamburg. Die Suche verlief jedoch negativ. Sie ließ danach ihren kriegsvermissten Ehemann bei dem Amtsgerichts Rennerod zum 31. 8. 1953 (Geschäftsnummer II 5/53) für tot erklären. (Lucie Ceralová, Olmütz)
Nachlass:
Archiv der Karlsuniversität in Prag (K. k. deutsche Karl-Ferdinands-Universität in Prag und Deutsche Universität in Prag – Nationale, Juristen/Philosophen, 1913-1924)
Archiv der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag (Korrespondenz mit der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Literatur und Kultur in Böhmen)
Denkmal des Nationalschrifttums in Prag (Korrespondenz mit Paul Kisch)
Theaterabteilung des Nationalmuseums in Prag (Plakate von Uraufführungen von Jakschs Dramen) Wissenschaftliche Bibliothek in Liberec, Nám. Dr. E. Beneše 23, CZ 460 53 Liberec 1, www.svkli.cz (Fotodokumentation, Manuskript von seinen ersten Dramen)
Private Sammlung von Manuskripten des Autors, Korrespondenz mit bekannten Schriftstellern seiner Zeit, Tagebuch, Bilder und Fotodokumentation sind Eigentum von Jakschs Tochter, Frau Annelies Scherer, wohnhaft in Westerburg.
Beiträge in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften:
Deutsche Arbeit (vorwiegend in den Jahren 1917-1920)
Deutsche Hochschulwarte (VI. Jg/Hf. 8, VII. Jg/Hf. 1, 1927)