Oskar Meister
- Geburtsdaten
- 15.02.1842
- Znaim
- Sterbedaten
- 19.03.1902
- Brünn
Gebiete
Brünn-Region
Znaim-Region
Znaim
Brünn
Über Oskar Meisters Leben ist nicht viel bekannt. Er entstammte offenbar einer wenig bemittelten Arztfamilie, verlor früh den Vater, brach das Gymnasium vorzeitig ab und begann eine Buchhändlerslehre bei der Znaimer Firma Fournier & Haberler. 1866 schloss er sich der Österreichischen Armee an, geriet noch im selben Jahr in preußische Kriegsgefangenschaft und absolvierte nach seiner Entlassung bis 1869 die Kadettenschule. 1869 verließ er auf Wunsch seiner Mutter die Armee und nahm die Arbeit als Buchhändler wieder auf. Seit 1873 war er journalistisch tätig; er redigierte zunächst das „Znaimer Wochenblatt“, ab 1879 in Olmütz die „Neue Zeit“, ab 1891 in Brünn die „Brünner Zeitung“.
Meisters literarisches Oeuvre ist schmal. 1878 veröffentliche er in der Olmützer Zeitschrift „Moravia“ den autobiographischen Bericht Aus bewegter Zeit. Erinnerungen eines österreichischen Soldaten an den Feldzug im Jahre 1866. Noch im selben Jahr erschien der Text im Olmützer Verlag F. Slawik in Buchform, vermutlich 1882 kam es zu einer zweiten Auflage bei Reclam in Leipzig. Die blumige, anekdotenreiche Darstellung zeichnet sich nicht gerade durch tiefere Reflexionen aus, gibt aber ein treffliches Porträt des preußenkritischen Habsburgerpatriotismus der 1860er Jahre. Ein Fortsetzungsbändchen, Österreichische Garnisons-Erinnerungen (1886) führt den humorvoll-affirmativen Ton weiter. 1881 fungierte Meister als Herausgeber des Büchleins Charakterzüge aus dem Leben Seiner kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen Rudolf. Ein Erinnerungsblatt zu höchstdessen Vermählung (am 10. Mai 1881) mit Ihrer königlichen Hoheit Prinzessin Stefanie von Belgien und lieferte hier ein übertrieben schmeichlerisches Porträt des erst 23-jährigen Kronprinzen. In seinem 1883 erschienenen schmalen Buch Thajabilder. Touristische Federzeichnungen (Olmütz: Fr. Slawik) schließlich versuchte er, die mährische Landschaft in empfindungsvollen Naturbeschreibungen zu popularisieren.
Literarhistorisch bedeutsam ist Meisters Engagement für den Schriftsteller ®Karl Postl/Charles Sealsfield. Seit 1864 kümmerte er sich um die Erforschung der Lebensumstände dieses geheimnisumwitterten Autors. Er veröffentlichte Sealsfields Testament im „Znaimer Wochenblatt“ (15.1.1876) und Aphorismen aus Sealsfields Nachlass sowie den Schulerfolg Carl Postls nach dem „Liber Calculorum“ des Znaimer Gymnasiums in der „Neuen Freien Presse“ (24.4.1878 bzw. 27.4.1879). Eine Zusammenfassung seiner Recherchen erschien 1892: Erinnerungen an Sealsfield-Postl. Anlässlich des hundertsten Jahrestages seiner Geburt nach brieflichen und mündlichen Mittheilungen von persönlichen Bekannten und Verwandten des Dichters bearbeitet. Meister war an der Konstruktion eines Sealsfield-Mythos entscheidend beteiligt und setzte auch etliche Legenden in die Welt, so etwa die fälschliche Vermutung, Postls Pseudonym „Sealsfield“ gehe auf eine Weingartenparzelle „Siegelfeld“ bei Poppitz zurück, oder die Erklärung, der Thayafelsen in der Einsiedelleiten bei Traußnitz sei „des jungen Postl Lieblingsplätzchen“ gewesen; bereits 1866 versah er den Felsen mit einer Gedenktafel. 1875 regte er auch die Anbringung einer Gedenktafel an Postls Geburtshaus in Poppitz an, und in einem „Sealsfield-Denkmal-Comité“ engagierte er sich für die Errichtung eines Denkmals in Znaim.
Wynfrid Kriegleder, Wien